Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1683.03.04
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/9
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Ich mues woll vnterdehnigst vmb vergebung bitten, 0003das ich bey vohriger post meine schuldichkeit 0004nit hab abgelegt. Es ist der fasching vhrsach 0005daran geweßen, vnd ist er gahr woll abgangen. 0006Am pfinstag hatt der Obizi ein gesungens fest 0007mit etligen caualieri, so darzue gegeigt, gehalten, 0008welches zwar nit vill nuz wahr. Am sontag 0009wahren mihr den ganzen dag bein jesuiten vnd 0010darnach erst die comedi in music, am 0011montag meiner freilen comedi, welche gar 0012gutt abgangen, vnd am erchtag haben der Kaiserin 0013ihre freilen auch ein comedi gemacht, welche 0014auch wohl ab gangen. Ich beken, der Schlegel 0015hatt woll vill gedahn, das ers noch so verfertigt 0016hatt. Ich bin woll von herzen getröst, das sich 0017ewer Durchlaucht beyde so wohl auf befinden, der almechtig 0018wolle sie verners erhalten. Sag ewer Durchlaucht vnterdehnigsten dankh
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0019vohr die gnade, so sie vohrmich haben vnd meiner 0020in dero gebett wollen eingedenkh sein. Was die 0021portugesische sach anlanget, so werden ihr Mayestät 0022ewer Durchlaucht comuniciren, was der Mansfelt, so 0023zue Paris, von dem aldortigen portugesischen Botschaffter 0024vernommen. Vnser Königin in Schpanien schreibt auch 0025an ihr Mayestät in diser materi, ob sie zwar vnser 0026brief disfals noch nit bekommen hatt. Wegen 0027des gelts haben ihr Mayestät schon auf Neapoli geschrieben, 0028vnd auch der schpanische Botschaffter, sie werden 0029auch ebenfals an Grana vnd Holand briefe ablaufen 0030laßen. Dem Wachtedonkh betrefendt haben ihr 0031Mayestät selbiges mahl schon geschrieben, wan die 0032antwort wirt einlaufen, werd ich nit vnter- 0033laßen, solliches ewer Durchlaucht fleisigist zue berichten. 0034Ob aber mein brueder noch reisen soll, stehn 0035ihr Mayestät selber ahn, weil er aber so vohr dem 0036apprill nit wirt reisen können s wegen des wetter, 0037also kan man nach den aduisen, so man vnter- 0038deßen bekomt, sich verners resoluiren. Sie ver-
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0039meinen aber, es wurde auf alle weis guett sein, das 0040iemandt hin geschikt wurd, der dises negotium führet, 0041iedoch ganz in der geheim vnd ohne caracter 0042vnd nit aperte negotiret, dahmit man sich nit in 0043gefahr eines refus sezete, also müeste es kein 0044caualiero di condition sein. Ist ihr Mayestät ein 0045gefallen, ob nit der jesuiter, welcher der erste 0046dises werkh mouirt hatt, hierin kunte gebraucht 0047werden, oder ob ewer Durchlaucht keinen andren geistligen oder 0048sonst einen guetten kerl finden kunten, der vnter 0049einem andren pretext hinein gieng, dort ganz kein 0050figur machet vnd darneben dis werkh negotiret. 0051Mit dem auditor sey es darumen gefehrlich, 0052weil es nit möglich sein wirt, das er dises 0053werkh so geheim führen kan, das nit der dasige 0054Nunti es inen werde, also er in vngelegenheit 0055kommen vnd ewer Durchlaucht vnd mihr ohne noht den 0056Nuntio vnd hiesigen Cardinal disgustiren 0057wurden, welche sich izt so eifrich in diser sach 0058erzeigen, wan man solchs hinter ihnen her dehte. Preslaw 0059betrefent werden ewer Durchlaucht alles vom Schellerer vernemmen.
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0060Der Cardinal ist bey mihr geweßen, hat sich offerirt, mit 0061dem Bischoff suehen zur resignation zue brengen, 0062er derfe es aber auf keine weis, wan er nit befehl 0063von Rohm habe, vmb welches er bey verwichener post 0064alschon geschrieben. Ihr Mayestät werden auch an Cardinal Pio 0065schreiben, ihne aber ersuechen, das er doch disem 0066vnangesehen das decretum noua electionis 0067suechen herraus zue bringen, wellichs drs das 0068beste wehre. Der Stratman ist hier angelangt, aber 0069zue einer zeit, das er nimmer mit dem 0070Hoffcanzler communiciren können, weil er selbiges 0071mahl schon im lezten gelegen vnd verwichenen sontag 0072vmb 5 vhr in der fruh dise welt gesegnet. Es 0073ist mihr woll herzlich leidt vnd ein großer 0074verlust vohr ihr Mayestät vnd vns alle, insonder- 0075heit in disen coniuncturen, aber was gott duet, 0076ist allezeit woll gedahn. Der wolle gnädig verleyen 0077sein liecht ihr Mayestät, damit es mit einem 0078sollichen subiectum möge ersezt werden, das zue 0079seiner ehr, ihr Mayestät vnd des publico besten gereichen möge.
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0080Wegen Brandenburg werden ihr Mayestät duen, was sie 0081werden können ihn zue erhalten wie auch die übrigen 0082alliirten. Was mihr ewer Durchlaucht gnädigst befohlen wegen des 0083San Giulian seligen seines dinst, den Nikerl zue 0084recomendiren, ist mihr herzlich leid, das dero befehl 0085zueschpaht empfangen, in deme es schon dem Gabrian 0086conferirt ist worden. Ich due mich hirmit in 0087ewer Durchlaucht gnade vnterdehnigst befehlen vnd werde sterben 0088ewer Durchlaucht 0089ganz ergebenste trewgehorsamste 0090dochter 0091EMT 0092Wien den 4ten februarij 116830093Wegen das, so ewer Durchlaucht gnädigst 0094melden wegen einiger 0095ministro, wirt izt 0096schwehrer sein, weil der Kanzler doht ist. Ich 0097will doch mein best duen, damit ihr Mayestät dienst 0098beförderet werde. Dero gnädigsten befehl wegen des Stadels 0099werde gehorsamist nachkommen.