Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, o.O. am ?.02.1682
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/9
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Bitte ewer Durchlaucht vnterdehnigst vmb vergebung, das bey vohriger post 0003meine schuldichkeit verabsaumet habe, ewer Durchlaucht mit meinen 0004gehorsamsten zeilen aufzuwarten. Es ist die comedi schuldich daran, 0005welche zwei dag nacheinander gehalten worden vnd die Kaiserin 0006den ganzen dag hier geweßen. Ich recourire halt widerumb 0007zue ewer Durchlaucht große güette, das sie mihr dises nit in 0008vngnaden werden ausdeüten. Weis auch nit genuechsamb vnterdehnigsten 0009dankh zue erstatten vohr die gnädigste anwüntschung zue 0010meinem geburz dag, bin so völler gnade woll nit werd. 0011Wan ich sie nuhr könte aufeinige weis meiner schuldichkeit 0012gemeß verdienen, wehre solliches meine gröste glückh seh- 0013lichkeit. Vohr allem erfrewet mich zue vernemmen, das sich 0014ewer Durchlaucht in guettem wohlstand befinden vnd von dem stein 0015nit mehr so starkh incomodirt seindt, gott gebe weiters 0016seine gnad. Eß kan mihr zwar woll kein großere freüd wider- 0017fahren, als wan mich ewer Durchlaucht mit dero gnädigstem schreiben begnaden, vnd 0018kundte ich dieße gahr nit genuechsam beschreiben, aber eben 0019so groß als dieße freüdt, iah großer, seint meine bedrüebnußen 0020vnd sorgen, wan ich weis, das ewer Durchlaucht sich im geringsten 0021übel auf befinden vnd sich dannoch mit schreiben bemüehen. 0022Also bitte nochmahlen vnterdehnigst, ewer Durchlaucht wollten meinetwegen 0023sich doch nie keine vngelegenheit machen mit schreiben, dan 0024meine ängsten vnbeschreiblich, das es ewer Durchlaucht möchte schaden.
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0025Freüdt mich auch, das der beyerische creistag so wohl ist abgangen 0026vnd das der Locowiz sich dorten wie auch bey Chur Beyern so woll 0027comportiret. Gott geb auch drunten sein gnad, woh es sonst nit 0028ein guettes ahnsehn hatt. Ihr Mayestät werden woll ihren mögligst an- 0029wenden, dieße sachen zue recht zue bringen. Wegen der ostfrisländischen 0030sach will auch ihr Mayestät vnterdehnigst vohrdragen. Hab dieße dagen wegen 0031der villen geschäften, mit welchen ihr Mayestät jezt hier überladen seint, 0032noch nit können ihr Mayestät solliches vohrdragen wie auch des Pater Marci 0033brief. Also hoffe ich, ewer Durchlaucht werden mihr nit in vngnaden vermerken, 0034das denselben bis auf die könftige post aufbehalten, damit 0035ich ihr Mayestät könne leßen laßen. Die verfolgungen, so er leidet, 0036seind eben die rechte zeichen seiner fromkeit, dan alle heilichen 0037vnd frommen leütt dieße haben gelitten. Ich werd woll fleisich 0038sein anherokunft solicitiren, dan ich ihn über alles verlange 0039noch einmahl zue sehn vnd sein heiligen segen zue empfangen. 0040Die druntigen händel veruhrsachen, das ich förchte, aus Regenschpurg 0041werde so balt nichts werden. Wegen Brandenburg weis man nit, 0042was man an ihm recht hatt, ihr Mayestät werden sich woll befleisen 0043so vill als sie können. Cuhr Trier haben ihr Mayestät vermeindt 0044aufs beste versichert zue sein vnd iezt scheindt, das er 0045sich auch wolt verführen laßen. Gott geb sein gnad vnd 0046wende alles zumb besten. Wegen meiner werden ewer Durchlaucht alles 0047von ihr Durchlaucht, meiner geliebsten fraw muetter, vernemmen. Es wehre 0048mihr woll die gröste consolation vnd freüd von der welt, 0049wan ich balt einmahl widrumb das glükh möchte haben, 0050ewer Durchlaucht vnterdehnigst zue bedienen. Die brief an die Königin
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0051in Schpanien hab bey vohriger post fleisig überschikt vndt mein 0052bruder Carl recomendirt. Von ihr bin ich woll versichert, das sie gewiß 0053ihr bestes wirt darbey duen. Wegen des Castell will ich auch fleisig 0054anmahnen. Heündt seind mihr bey den nonnen geweßen vndt schpaht 0055heim kommen, also due ich mich ewer Durchlaucht vnterdehnigst befehlen vnd 0056werde sterben 0057ewer Durchlaucht 0058ganzergebenste trewgehorsamste 0059dochter 0060EMT