Ausfertigungeigenhändig

225 r

0001Durchleüchtiger Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Mitt großen freüden hab ich aus dero gnädigem schreiben vom 19ten 0003passato ersehen, das sich ewer Durchlaucht in guettem wohlstandt 0004befinden. Dero große güette ist ein vhrsach, das sie 0005das bilt von meim Josephl ingnaden angenommen vnd 0006mihr die küenheit, so ich mich vnterfangen, gnädigst vergeben. 0007Es wehre ihm alzue große gnad, das ewer Durchlaucht sich 0008wegen des kint einige vngelegenheit mit schreiben 0009machen solten, vnd schäme ich mich, das ewer Durchlaucht zue diesem 0010ein erlaubnus begeren, doh sie mit mihr vnd allen den 0011kindern zue schaffen haben, die ich alle in dero vatterligen 0012schoß legen vnd zue gnaden vnterdehnigst befehle. Die Erzherzogin 0013wirt woll ein freüdt haben, wie auch mein brueder, 0014bruder Carl zue sehn. Den Zweyer betrefendt, so ist 0015er zwahr bis auf den doht gewesen, soll aber etwas 0016beßer seyn, obs aber continiuiren wirt, steht man 0017ahn, wirt sich, wan er auch daruon kombt, langsamb 0018erholen, auch zue dem wurde er schwehrlich bede schargen 0019versehen können, ihn deme offt die regimenter verdeilt


225 v

0020werden vnd der obristwachtmeister von seinem obristen an separirt 0021ort comendirt wirt oder auf partey oder wan er die wacht 0022hatt, das also mein brueder wehnig bedient sein wurde. 0023Meine vnmasgeblige einfeltige weiber meinung wehre, 0024das sein hoffmeister woll ein soldat, aber nit in 0025würkligen kriegsdiensten sein soll, damit er ihn desto 0026fleisiger bedienen könne. Wan er entlich nuhr 0027from vnd ein guetter wirt, das übrige mues 0028er von den generales lernen. Beßer zwahr wehre, 0029wan man einen finden könt, der das soldaten 0030hantwerkh verstüent. Ich hab hin vnd her gedacht, 0031will mihr keiner beyfallen, will mich aber weiters 0032erkundigen vnd ewer Durchlaucht vnterdehnigst berichten. Was den Deütsch 0033Meister anbelangt, hab ich schon bey vohriger post vnterdehnigst 0034vberschriben, das ewer Durchlaucht die sag beßer verstehen als ich, 0035also nach dero höchsterleüchten meinung dises machen 0036wollen. Es ist mihr woll herzlich leid das vnglükh, 0037in welches er mit schpilen kommen, bitte aber ewer Durchlaucht 0038vnterdehnigst, sie wollen doch deswegen keine vngnad auf ihn werfen. 0039Er ist redlich darzue verführt worden, gott wirt schon 0040helfen, das er mit repatation aus diesem labirint komen


226 r

0041möge. Der vohrschlag mit der anweisung gefalt mihr nit 0042übel, hatt doch der Cuhrfürst auch angewisen, man mues 0043sehen, was sich wirt duen lasen, wan der Cuhrfürst 0044wider her kombt. Bitt nochmahlen, ewer Durchlaucht wollen ihm 0045nit vngenädich sein, dan dieses ihme zum ehisten 0046zue einer desperation bringen möchte, dan ich 0047weis, wie hoch er zue herzen nimbt ewer Durchlaucht 0048gnade oder vngnade zue haben, dises wurd ihm mehr als 0049alles andere schmerzen. Wegen Heidelberg, was die bede 0050erste puncten anlangent, werden ihr Mayestät selbige 0051ehistens widerumb überlegenlaßen, die leztere wegen 0052des Reifenbachs, so haben gemeint, er sey caluinisch, 0053welches ein mehrere dificultet wurde geben, aber ewer 0054Durchlaucht wollen es ihme nit sagen dise vhrsach. Wan 0055er lutrisch, werden ihr Mayestät, glaub ich, kein bedenken haben, 0056ihr Mayestät werden ewer Durchlaucht selber schreiben. Ich due mich 0057auch hiermit in ewer Durchlaucht gnade vnterdehnigst befehlen vnd 0058werde sterben 0059ewer Durchlaucht 0060vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0061EMT 0062Wien den 1ten februarij 1685 0063Hab vergeßen ewer Durchlaucht vnterdehnigst zue berichten, 0064das morgen der Carl von Wallenstein zue 0065mein Obristhoffmeister wirt declarirt werden, der Schwarzenberg wirt Hoffmarschall.