Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1684.12.21
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/9
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Fürst, herzallerliebster herr vatter 0002Ewer Durchlaucht gnädige schreiben vom 8ten vnd 12ten dis hab mit vnterdehnigstem respect 0003erhalten. Ewer Durchlaucht gutte ist so groß, das sie meine herzlige wuntsch 0004in gnaden aufnemmen wollen, wahrfohr ich schuldigisten dankh 0005erstatte, der allmechtige wölle selbige erfüllen zue vnser 0006aller trost. Das mein bruder, der Deütschmeister, gelükhlich bey ewer Durchlaucht 0007ankommen, frewet mich von herzen. Bruder Carl ist auch 0008verwichenen erchtag wekh, weil er seine regiments sachen 0009aiustirt hatt vnd ewer Durchlaucht gnädigste erlaubnus erst kommen, wie 0010er sich schon allerseits licentirt hatte, sonst hetten mihr 0011bede mit vnterdehnigstem dankh angenonmen. Er hatt auch ein groß 0012verlangen, ewer Durchlaucht widerumb vnterdehnigst aufzuewarten. 0013Mit Portugal mueß man den ausgang erwarten. 0014Mein bruder, der Bischoff, hatt vergangen freitag das iurament 0015wegen des oberambts abgelegt vnd ist den montag 0016vereist, gott wolle ihm glükh vnd segen geben. Das der Gall 0017gestorben, ist nit guett, mueß freilig ie belder ie beßer 0018auf einen gutten hoffmeister gedacht werden, dan der 0019Hamilton verlangt zu seiner compagnie. Der Turn ist
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0020iezt hier, ein feiner man, aber die mittel sein nit groß, 0021welchs woll beßer wehr, wan man ein finden könt, der mittel hette, 0022ist aber gahr gescheit vnd gotsförchtig, auch ein guetter economus. 0023Der Lilienau ist von gahr geringer extraxion, welches 0024ein vhrsach sein wurde, das er gahr kein autoritet, mein 0025bruder auch wehnig er von im haben wurde, indeme kein 0026vohrnemmer caualier gern vnter ihm dienen wurde. 0027Auch seint vohrdisem gewiße historien mit ihm vohrbey gangen, 0028welche vohr keinen bischoffligen hoffmeister wohlanstendich sein. 0029Es ist noch dah ein Proscaio, woll ein gescheider reicher 0030caualier, ist aber gahr hochtragent vnd lebt nit mit 0031seinem weib, welche der von Rosenberg dochter ist. Dise 0032hendel sein nit guet vohr ein bischoff. Es ist auch ein 0033Schpsersofski proponirt worden, welcher aber gahr iung vnd 0034vnerfahren, also nit dauglich. Falkenhan ist gescheit, gutte in 0035publicis, aber ganz kein economus vnd hat ein gallants 0036weib. Hab mit dem Kinski deruon gerett, dem gefalt vnter 0037disen der Turn zumb besten, pro meindt aber auch, wehr 0038beßer, wan man ein hett von beßern mitteln. Er schlagt vohr 0039ein Casehin, ist Lantrichter in Schlesien, ist aber selber 0040nit genuech wegen seiner informirt, wirt schreiben vmb 0041nachricht. Sonst sagt er, er sey gescheid, von guttem haus 0042vnd guette mittel. Hatt auch gemelt von einem
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0043Paulofsqui, der ist Hoffmeister beim Cardinal sehligen geweßen, 0044so ist dis sein bedenken, weil er nit weis, wahrumb er 0045von ihm ist entlaßen worden, wirt sich auch deßen informiren. 0046Werde ewer Durchlaucht nachgehns alles vnterdehnigst berichten. Er zeigt woll 0047großen eifer, meinem brudern inn allem anhandt zue 0048stehen, vnd ein verlangen, ewer Durchlaucht vnd dem ganzen haus 0049zue dienen. Das meine brüder schon Trient passirt ist gut, wolle gott 0050ihnen verners ihre reis segnen. Der Graf von Ötingen 0051ist ankommen, sagt, er hab ewer Durchlaucht schon die supstitutiones 0052überschikt, er wirt morgen zue mihr kommen in diser 0053materi zu reden. Werd woll befördern, das wir balt 0054zuesammen kommen, ist halt, das der Hoffcanzler 0055widrumb das fieber hatt, ist gestern aber nit so starkh 0056geweßen. So balt sie könen, wollens ihr Mayestät befördern, 0057auch ein pretext suechen, ein hin zue schiken, dan gestren 0058ist der Hollach bey ihr Mayestät geweßen vnd hat gesacht, das 0059er bey dem Markgrau von Anschpach einen eigen- 0060hendigen brief vom Cuhrfürsten ahn den Markgrauen 0061gesehn, warin er melt, das, ob ehr zwar beßer, 0062er doch starkh schwellen due vnd beförchte, er werd 0063es nit lang mehr dreiben vnd fast von ihm vrlaubs 0064genommen, also ist in diser sach niks zue negligiren.
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0065Ihr Mayestät seint gahr eifrig drin, der Seiler hatt auch comission, 0066dort zue penetriren vnd zue verhindern was er kan. 0067Weil die zeit so kurz gefallen, weil mihr heünt 0068das gebett geschloßen, so bitt vnterdehnigst, mich bey 0069ihr Durchlaucht fraw mutter gnädigste vergebung zue erlangen, mitt 0070nechstem wills herrein bringen. Befehl mich vnterdehnigst vnd 0071sterbe 0072ewer Durchlaucht 0073vnterdehnigste vnd gehorsamste dochter 0074EMT 0075Wien den 21ten decembris 1684