Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1690.04.30
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herz allerliebster herr vatter 0002Ewer Durchlaucht bede gnädige schreiben vom 22ten vnd 26ten dis 0003durch die ordinari post vnd courir hab mit 0004vnterdehnigstem respect empfangen. Sage daruohr vnterdehnigsten 0005dankh vnd erfreüt mich über alles dero 0006bestendigen wohlstandt. Gott lob, das vnser Königin 0007ist glükhlich ankommen. Ich förcht, den courir, 0008so sie geschikt, sey ein vnglükh geschen, dan 0009er noch bis dato nit ist ankommen. Könftigen 0010donnerstag aber kombt die schpanische post, dah werden 0011mihr alle nachricht beßer haben, gott geb sein gnad. 0012Ich zweifel nit, mihr werden mit der lieben braut 0013gahr woll bestehen, wie woll sie vill auf diser reis 0014hatt müeßen ausstehn, hatt woll lang gewert, 0015gottlob, das ein mahl drin ist. Hetten mihr nuhr 0016izt den Deütschmeister wider heraus, aber ist ein absonder-
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0017liche vohrsehung gottes, das er mit ihr ist, sonst wehr sie 0018gahr verloßen gewest mit des Mansfelt seiner 0019krankheit vnd so langer verlengerung der reis. 0020Was ewer Durchlaucht mihr gnädigst schaffen wegen der guarnison in 0021Heidelberg, werd eifrigst recomendiren, ewer Durchlaucht glauben nuhr 0022nit, das der Carraffa wegen negirung der g0023etwas vnterlaßen werd. Ich will mit ihm 0024reden laßen, er zeigt sich in allem, was ewer 0025Durchlaucht vnd meine brüeder angeht, gahr willig vnd 0026eifrig, wirt nit recht informirt sein. Der Königs- 0027ek hatts gahr eifrig bey ihr Mayestät anbracht, 0028mues ihm zeüchnus geben. Wegen meines herrn bruders, 0029wan er so übel, welches mich zwar nit wehnig 0030bedrübt, wirt es ihm die campagne ohne dem 0031verbietten. Ich weis aber niks gewis, wies ihm gehen 0032dut oder waß ihm ist, bin deswegen in großen sorgen, 0033den man ret hier gahr vnterschidlich. Wegen des Hemil- 0034ton sag ewer Durchlaucht vnterdehnigsten dankh vohr die gnad, er 0035verlangt gewis, ewer Durchlaucht trew zue dienen, vnd 0036wirt sich allezeit in allem gern submitiren.
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0037Mit disem due mich in ewer Durchlaucht gnade vnterdehnigst 0038befehlen vnd werde sterben 0039ewer Durchlaucht 0040vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0041Eleonora 0042Wien den 30ten apprill 00431690 0044Jezt gehen mihr gleich auf Laxenburg, seint heüt 0045bey einer prozession gewesen. Mein newer 0046Obristhoffmeister hatt mich gebetten, disen brif 0047ewer Durchlaucht vnterdehnigst zu überschiken, hats in heüdt 0048in der eil zue Laxenburg geschriben vnd den 0049großen tittul nit gehabt, hoff, ewer Durchlaucht werdens 0050ihm nit in vngnade nemmen.