Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Laxenburg am 1690.05.04
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Ewer Durchlaucht gnädiges schreiben vom 28ten dis hab mit vnterdehnigstem 0003respect empfangen vnd daraus mit freüden dero 0004guetten wohlstandt ersehn, darbey der almechtige ewer Durchlaucht 0005bestendigst conseruiren wolle. Aus Schpanien haben mihr 0006heündt weder von meiner fraw schwester, herr bruder oder Mansfelt 0007einige schreiben, hierbey kombt aber eins vom König an 0008ewer Durchlaucht. Seindt auch von der verwitibten Königin Briefe dah, 0009welche, weil sie erst den augenblik kommen, ich gleich 0010auf Wien dem Wißer überschikt zum deciffriren. 0011Sie schreiben, das sie noch zue Froiol im schiff wahr aus 0012vhrsachen, das der wint noch bis dahto contrari vnd 0013sie nit zue waßer weiter gekönt, auch der weg über 0014landt so übel, das sie nit vort können. Der König 0015aus großem verlangen hab widerumb ordre erdeilt, 0016man solt schauen auf alle weis, das sie vom mehr komm, 0017damit ihr niks geschen vnd er sie balt sehn möge.
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0018Ich glaub gahr woll, das ewer Durchlaucht des Herzoch von Lottring 0019doht sehr empfinden, ist ein großer verlust. Gott, der disen 0020streich gedan, wirt es ersezen. Heündt hab ich ein brif von 0021der armen Königin bekommen, ist woll höchst bedrüebt, 0022aber ganz resignirt in den gottligen willen. Das ewer Durchlaucht 0023diße promotiones aprobire, freüdt mich vnd hoff, wir werden 0024woll bedient sein. Ich zweifel nit, der Mansfelt werde 0025sein best duen in der portugesischen sach. Ich habs ein 0026mahl meiner fraw schwester, der Königin, geschriben, so schreibt 0027sie mihr aber, es sey nichts dran, die Infantin 0028sey ganz gesunt, also will ich nit hoffen, das 0029etwas sey, dan mein fraw schwester ihren haus den torto nit 0030wurd verlangen zue duen, das wider solte an erben 0031abgehen. Wegen Heidelberg werd ichs ihr Mayestät eifrigst 0032reccommendiren. Der Caraffa hatt hierin kein handt, 0033wan ers aber auch hett, bin ich versichert, das er ewer Durchlaucht gern 0034dienen wurd vnd kein gedanken einziger vindicta hatt. Ich hab 0035mit dem Hoffkanzler gerett, der meindt, es werd sich woll 0036duen laßen. Was mihr ewer Durchlaucht aus Welischlandt schiken wegen des 0037Fürst von Liechtenstein, glaub ich woll, das er gern dort wekh 0038wehr, aber mus halt bleiben, so langs ihr Mayestät dienst erfordert. 0039Ich glaub auch woll, das der Papst nit vngern sehet, wan 0040niemant von hier dorten ist, er wer desto freyer wider vns oder aufs
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0041wehnigst nit vohr vns zue operiren. Das, was er angeschafft, 0042hatt er leicht duen können, dan es ihm niks kost vnd woll 0043ein schandt wehr, wan er nit so vill vohr die christenheit 0044gedahn. Wegen der cardinal ist ein anders ein nation vnd 0045ein anders, ein ad instantiam einer kron zue machen, waruon 0046man kein exempel hatt, das man einer kron vnd den andren 0047kein gemacht. Wegen des Nunti, so hofft man hier nit, 0048das ihr Heiligkeit ihr Mayestät wehniger in consideration haben 0049werden als alle andre kronnen, in dem sie Frankreich, 0050Schpanien vnd andren allezeit zueuohr vernemmen, ob 0051ihnen das subiectum angenehm. Wahrumb soll 0052dan der Keiser allein, insonderheit in disen turbolenzen, 0053nit auch ein subjectun haben, zue dem er völlige 0054confidenz haben könne. Dis alles schreib ich nuhr aus 0055mihr, so vill ich bisdato vernommen, werde aber mit 0056gelegenheit ihr Mayestät das, was was mihr ewer Durchlaucht überschikt, 0057vohrdragen vnd mit nechstem ein antwort überschreiben. 0058Due mich anbey in ewer Durchlaucht gnade vnterdehnigst empfehlen 0059vnd werden sterben 0060ewer Durchlaucht 0061vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0062Eleonora 0063Laxenburg den 4ten maij 1690