Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1689.04.17
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Jezt kome in vnterdehnigkeit, dero gnädiges schreiben zue beantworten, 0003doch so kurz als möglich, damit ich kein fils bekomen. 0004Sage ewer Durchlaucht vnterdehnigsten dankh, das sie gnädigst condoliren wollen 0005wegen des großen verlust, so mihr gedan. Dem göttligen 0006willen müeßen wir alles heim stellen vnd von seiner 0007vatterligen handt annemmen, der wirt sie ohne 0008zweifel zue sich in die ewige freüdt genommen 0009haben. Sage ewer Durchlaucht auch vnterdehnigsten dankh für dero gnädigen wuntsch 0010zue meiner niderkunft, ewer Durchlaucht werden ein vnterdehnigstes enikel 0011an ihr haben. Was die schpanische sach angeht, werden 0012ewer Durchlaucht schon alles vernommen haben, was hierin geschen, 0013vnd das die verwitibte Königin sich stark der sach animbt,
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0014gott gebe sein gnad darzue vnd was zue seiner ehr 0015ist. Wegen Portugal werden die patres überlegen, 0016wie die dispens zue begern ist, vnd werd ich nachgehns 0017alles fleisich überschiken. In Schpanien hatt man meiner 0018schwester conterfet geschikt. Es hatt aber der Pfalz- 0019graf Pfilip Liebden ein schriftligs von ihr gemacht, 0020welches nit auangioser sein kan, ich will sehen, 0021das es bekommb vnd ewer Durchlaucht schik. Er hatts dem 0022schpanischen Botschaffter geben, ist gahr genaw die 0023beschreibung. Wegen bruder Carl, so vermeinen ihr Mayestät, 0024weil man ihnen noch nie die güetter confiscirt hat, 0025so seies nit von nöten, newe posess zue nemmen, 0026sondren sie solten ihre leüt drin haben die gefell 0027einzuenemmen, vnd wan man ihnen es dis- 0028putiren wurde, so soll man weiters negotiren. 0029Ihr Mayestät meinen aber, wie die sachen iezt stehen, werd 0030man ihnen kein difficultet machen. Ich glaub aber, 0031mein bruder Carl werde woll widerumb ins felt gehen, 0032seine chargi zue betretten, dan ihm villeicht die 0033schlimme welt sonst übel möchte nachreden,
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0034dan der Cuhrfürst vnd ander mehr verheirate 0035herrn ins felt gehen, nimbt auch der aus Saxen 0036seine bede Prinzen mit, deren einer iezt ist hier 0037ist. Der Herzoch von Lotring geht morgen wekh, 0038seindt die sachen zimlich eingericht, gott geb 0039sein gnad. Er wirt von ihr Mayestät gegen 18000 bis 20000 man 0040bekommen vnd der Cuhrfürst 7000 auch keiserlige haben. Mit 0041den allirten werden sie hoffentlich den franzosen woll 0042können widerstehen, vnd bleibt in Vngern so vill, 0043das sie sich wehren können. Der Margrau Louis geht 0044in Vngern, Caprara zumb Cuhrfürst, Dünenwalt 0045vnd Staremberg beim Herzoch, gott geb sein 0046gnad. Weils schon zimlich schpaht, mus wider 0047mein willen enden, werde sterben 0048ewer Durchlaucht 0049vnderdehnigste trewgehorsamste dochter 0050EMT 0051Wien den 17ten apprill 1689 0052Der Cuhrfürst wirt könftigen mitwoch hier sein.