Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1689.04.10
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Ich bin anoch gezwungen, nuhr gahr mit wehnig zeilen 0003meine vnterdehnigste schuldichkeit abzuelegen, weil sie mihr 0004das ville schreiben noch verbotten, werd aber ins könftige 0005alles ersezen. Due hiermit vnterdehnigst condoliren wegen 0006des vnuerhofften vnd bedrüebten hintrit der liebsten 0007Erzherzogin. Ich mues gestehen, das ich es woll herzlich empfunden, 0008vmb so vill mehr, das ich im bett vnd ihr nit assistiren 0009können, auch mihr die bedrüebnus, so ewer Durchlaucht bede vnd mein 0010armer herr bruder darob empfunden werden haben, bekant. Mit 0011dem gottligen willen aber müeßen wir zuefriden sein vnd vns 0012selbigem vnterwerfen, welche resignation vnd generositet 0013in ewer Durchlaucht auch dises großmüetig wirt machen erdragen.
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0014Ihr Mayestät, mein geliebster Kaiser, haben sich auch ein pahr dag 0015nit wohl befunden mit einer kleinen alteration, wie 0016es nit woll anderst hatt sein können, iezt sind sie aber gottlob 0017wider völlich woll auf. Wie die sachen in Polen 0018abgangen, werden ewer Durchlaucht aus disen brif von Schirofski 0019ersehen, welchen ihr Mayestät vngefehr vnter meinen brifen, 0020welche sie gelesen, in meinung, das er an mich 0021wehre, erbrochen und mihr gnädigst anbefohlen, sie desfals bey 0022ewer Durchlaucht zu entschuldigen. In Schpanien scheint es 0023nit, das sie auf Portugal incliniren, wie ihr 0024Mayestät benachrichtet sein, wan sich nit die sachen endren, 0025des wegen dan mit Pater Waßenhoffen die sach weiters 0026werd überlegen laßen vnd so dann ewer Durchlaucht alles 0027vnterdehnigst berichten mit könftiger post. Wegen ewer Durchlaucht herunter 0028reis ist das vohrnemste, das ewer Durchlaucht selbige 0029in solcher zeit vohrnemmen, das ihnen an der 0030gesuntheit nit schaden möchte, an welcher alles gelegen, 0031vnd ist anoch das wetter so vnbestendig vnd 0032vngesunt, das auch dises vill ein vhrsach an der
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0033alteration, so ihr Mayestät gehabt, also ewer Durchlaucht gnädigst 0034dero reis wolten vohr nemmen, wan die medici 0035meinen, das sies mit höchster sicherheit dero 0036gesuntheit duen können. Ihr Mayestät werden sie allezeit 0037mit freüden empfangen vnd ich vnterdehnigst mit höchsten 0038vergnügen bedienen, aber dero gesuntheit vohr allem 0039bitten ihr Mayestät vnd ich in acht zue nemmen. Wegen 0040meiner schwester Maria Anna leüdt ist gahr billich, so woll 0041die freile, caualier als camerleüt ihr person 0042zu bedienen. Ich weis woll, das mein schuldichkeit wehr, 0043bey disen heiligen feierdagen mein vnterdehnigste wuntsch in besondren 0044schreiben abzulegen, wie auch die condolenz hett sein sollen, 0045weil aber noch nit so vill schreiben derf, hoff ich, ewer Durchlaucht 0046werden mihr gnädigst erlauben, das ichs hiermit ablegen, 0047mit herzinigligstem wuntsch, das der almechtige0048deren ville könftige aller dis bedrüebnusen mit 0049freüden vnd contento wolle ersezen. Im vnt in ewer 0050Durchlaucht gnade mich empfelent sterbe 0051ewer Durchlaucht 0052vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0053EMT 0054Wien den 10ten aprill 1689