Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1689.03.09
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herz allerliebster herr vatter 0002Nach dem mihr heünt von den carmeliterin, von welchen 0003ich mich zue niderkonft licencirt habe, vnd nachmitag von domi- 0004nicanern, woh die complet bey vnser lieben fraw gewest, 0005zimlich schpaht heim kommen, empfange ich 0006ewer Durchlaucht gnädiges schreiben vom 8ten dis mit vnterdehnigstem 0007respect. Ist aber heünt die pure vnmoglichkeit, 0008selbiges ausfürlich zue beantworten aus mangel 0009der zeit. Gott sey gedankt, das ewer Durchlaucht sich bey disen 0010bedrüebten zeitungen woll auf befinden, dero 0011generositet aber vnd vereinigung mit gott 0012duet alles überstehen vnd wirt hoffentlich es selbiger
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0013zue seiner zeit ersezen. Wegen des schpanischen doht fall 0014hab ewer Durchlaucht bey vohriger curir vnterdehnigst bericht, welches mit 0015allen particulariteten aus Niderland confirmirt 0016wirt. Aus Schpanien ist noch niks kommen, dan die brif 0017von der post vom 10ten wahren, doch schreibt mihr woll 0018die Königin, das sie krankh sey, sie ist aber erst den 001912ten gestorben. Man wirt halt mit beden heiraten 0020müeßen einhalten, bis man sicht, wie die sachen gehen. 0021In dem portugesischen werden ewer Durchlaucht alles aus ihr 0022Mayestät, meines gelibsten Keiser, brif vernemmen, welche heünt 0023auch nit zeit haben mit handen zu schreiben, due mich 0024darauf aus mangel der zeit beziehen. Außer das hab 0025vnterdehnigst erinnern wollen, das villeicht nit übel wehr, 0026wan man das duplicat von dem, was ewer Durchlaucht schreiben werden, 0027mit der ordinari post schiket, dan der curir möcht 0028aufgefangen werden, wie mihr dan 2 curir aus 0029Schpanien erwarten, welche schon lengst solten hier sein 0030vnd vermuetlich sein aufgefangen worden. Wegen 0031Polen wirt mans also einrichten vnd ewer Durchlaucht gnädige
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0032erinnerungen beobachten, ich hoff, die sachen soll sich 0033schiken. Das die franzosen so übel hausen, ist woll 0034zue beklagen, gott aber wirt als ersezen. Was ihr 0035Mayestät vermeindt wegen meines bruders drundten, 0036werden ewer Durchlaucht mit dem curir gnädigst vernommen 0037haben. Was ewer Durchlaucht vohr nachricht wegen der vncatolischen schreiben, 0038ist heünt ein mahl die zeit zu curz, das ihr 0039Mayestät nit haben können als leßen, mit nechstem wirt 0040auf alles antwort folgen. Due mich hermit vnterdehnigst 0041in ewer Durchlaucht gnade befehlen. Gottlob, das der Cuhrfürst von Beyren 0042aus der gefahr. Ich werd sterben 0043ewer Durchlaucht 0044vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0045EMT 0046Wien den 9ten merz 1689 0047Postscriptum Schike hierbey vnterdehnigst das memorial vom Caraffa. 0048Er kan ewer Durchlaucht vill gutte dienst duen, wan es 0049ein sach, die sich duen last, wirts ihn höchst obligiren. 0050Von meiner schwester aus Portugal hab brif, die beklagt 0051sich, das sie niks von ewer Durchlaucht bekommen, vnd 0052urgirt starkh das negotium.