Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1689.03.13
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herz allerliebster herr vatter 0002Ich verhoffe, ewer Durchlaucht werden sich in bestem wohlstand 0003befinden, welches mich über als erfreien wirt 0004zue vernemmen, vnd bitte herzlich den almechtigen, 0005ewer Durchlaucht dabey bestendigst zue erhalten. Jezt 0006vang ich schon an die dag zehlen, bis ich die 0007gnad werd haben, ewer Durchlaucht vnterdehnigst zue bedienen, 0008dan wan gleich Schpanien auf mein schwester 0009die resolution faßte, so wurden sich doch dise 0010sachen noch so balt nit aiustiren, vnd ich glaub 0011auch nit, das so gahr geschwint der König sich 0012declariren werd, das ich nit in deßen den trost
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0013trost werde können genießen, ewer Durchlaucht vnterdehnigst zue 0014bedienen. Wegen dißer heirat, weil es mit Saxen 0015Lawenburg noch zue ganz keinen tractaten kommen ist, 0016wirt es desto leichter sein, vnd erkent der 0017Pfalzgrau Pfilipp, so hier ist, selbsten, das er das tempo 0018versaumbt hat vnd iezt müeß gedult haben. Mit Parma 0019ist die sach doch schon weiter kommen, weil gleich- 0020woll die tractaten bis auf die ratification geschloßen 0021sein, so förchte ich woll, wurdt es hart her gehen, 0022das sie Lawenburg cediren. Steht deswegen dahin, ob 0023man nit ein andren tausch treffen könt, das nemlich 0024die Prinzesin von Parma an Lawenburg verheirat 0025wurd, welches ich glaub, sie gahr gern eingehen wurden, 0026wan sie meine schwester erhalten. Ieziger zeit ist aber 0027niks zue duen als zeit zue gewinnen, bis man 0028sicht, was der König in Schpanien duen wirt. Mit dem 0029Cuhrfürst in Beyren gehts gut, wie sie schreiben, allein 0030haben sie ihm zimlich früe fleisch zue eßen geben, 0031gott gebs, das ihm woll bekommb. Ich weis mich noch
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0032gahr woll zue erinnern, das mihr der Doktor Weibel sehlig 0033vohr 3 wochen keins gelaßen, vnd das wahr nuhr ein gahr 0034kleins fögele, das mihr ihr Durchlaucht, mein geliebste fraw mutter, geschikt hatt. 0035Sie wollen ihn auch mit 3 wochen purgiren, das daugt auch 0036nit, man habs woll geschriben, ob sies duen, steht dahin. Wegen 0037den andren sachen, so woll wegen meines bruders drunten als 0038der religion, seint ihr Mayestät gahr sorchfältig, werden gewis 0039niks vnterlaßen, was möglich allen disen übel vohrzuekommen. 0040Due mich hirmit in ewer Durchlaucht gnade vnterdehnigst befehlen vnd 0041werde sterben 0042ewer Durchlaucht 0043vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0044EMT 0045Wien den 13ten merz 1689