Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1689.03.06
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Ich hab vermeint, der curir werd gestern noch wekh gehen, 0003so hab mein brif eilens geschloßen, weil er aber 0004erst heünt geht, kom ich vnterdehnigst, dero gnädiges schreiben von 0005heüntiger post als 1ten dis gehorsamst zue beantworten. Vnd 0006weil der curir vill ehender als heüntige post komen 0007wirt, vnd auch heünt die post in Schpanien, welche 0008auch gestern gehen sollen vnd mit ein curir nachgeschikt 0009wirt, also hoffe ich, ewer Durchlaucht werden mihr nit in 0010vngnaden nemmen, das ich mit heüntiger 0011post mein schuldichkeit nit ablegen due. Die portu- 0012gesische sach betreffendt werden ihr Mayestät, weil heüt 0013die zeit zue cuhrz vnd noch zeit bis auf die könftige 0014post ist, die sach überlegen vnd mit nechster post ewer Durchlaucht
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0015dero meinung ausfürlich überschreiben, dan sich iezt die 0016sachen zimlich mutirt hatt, wans wahr ist (wie es 0017woll wegen allen vmstenden so beschriben werden), was 0018heündt ein französischer curir, welcher wegen aus- 0019wekslung des Louois vnd Coligni mit etligen deütschen 0020caualiren, so sie dorten angehalten, ist her kommen, bringt, 0021als solte die regirende Königin in Schpanien 0022gestorben sein. Vnsere schpanische brief seindt die lesten vom 002327ten jener, vnd etlige haben über Walschland vom 3ten 0024feberwari, dise aber seint vom 23ten februarij, vnd 0025solle sie nuhr 3 dag sein krankh gewesen, die gewis- 0026heit wirt sich balt zeigen. Es hatt woll der Mans- 0027felt öffters geschriben, man soll sich mit meinen schwestern 0028in heiraten nit übereilen, dan die Königin, wie woll 0029sies verberg, hab die hektica, mihr haben ihms aber 0030nit glaubt, weils sonst niemant geschriben. Ich hab 0031aber mein vnterdehnigste schuldichkeit eracht, solches ewer Durchlaucht also- 0032balt zue berichten, wie wohl ich mein, dass es mit meinen 0033schwestern in den beden heiraten schon zimlich weit kommen
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0034ist, ob man nit gleichwoll suechen soll, die sachen zue 0035prolonghiren. Es ist zwar zue glauben, das die 0036schpanier sehr die Infantin aus Portugal ver- 0037langen werden, steht aber dahin, ob ihnens die por- 0038tugeser geben werden. Darnach ist keine übrich 0039als die von Florenz vnd meine schwestern. Ewer 0040Durchlaucht werden schon gnädigst wißen, wie weit auf dises zue 0041reflectiren sein wirt, wan ein mehrer sicherheit kombt, 0042werds alsobalt berichten. Den brif an mein fraw schwester 0043werd fleisigst bestellen, vnd ist mihr allezeit 0044die höchste gnad, wan ich ewer Durchlaucht in etwas vnterdehnigst 0045bedienen kan. Ich mein woll, auf dise weis werden sie 0046zum sichersten gehn, dan noch ist mihr kein brif ver- 0047lohren worden. Ich due sie alle der verwitibten Königin 0048in Schpanien einschließen, welche sie durch den schpanischen 0049Botschaffter bestelt. Due mich anbey in dero beharlige 0050gnade vnterdehnigst befehlen, die ich sterben werde 0051ewer Durchlaucht 0052vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0053EMT 0054Wien den 6ten merz 1689