Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1689.01.20
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
12 r
0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Ich hab mit großen leidt aus dero gnädigem schreiben vom 000314ten dis vernommen, das sich ewer Durchlaucht annoch mit 0004dem cattarr incomodirt befinden, wie auch ihr 0005Durchlaucht, mein geliebste fraw mutter, eben fals darmit molestirt 0006sein. Der almechtige verleye sein gnad, das 0007balt mögen vergehn, wie woll ich mich bey 0008disem übelen vnbestendigen vnd kalten wetter 0009sehr dis fals besorge, werde aber den güttigsten 0010gott herzlich bitten, das sie beden ihr Durchlaucht bestendigen0011wohlstandt verleyen wollen. Das ewer Durchlaucht sonsten auch 0012in schwehrem zuestandt seindt, ist mihr leider alzu 0013wohl bekant. Ich werde auch von Stratman weiters
12 v
0014vernemmen, hab bis dahto noch nit mit ihm reden 0015können, weil alledag vohr vnd nachmitag so vill 0016conferenzen wahren. Morgen aber werd mit ihm 0017reden. Das bruder Carl wohl ankommen, freüdt mich, 0018dan ich bekenn, das ich in sorgen seinet wegen gewest bin, 0019dan man hier gesacht, die franzoßen hetten von 0020Meins aus ein anschlag auf ihn geplant. Das er aber 0021so vill leüdt vnd pfert hatt, verwundert mich, 0022vnd dehte er gahr gutt, wan er deren deils 0023reformirete, dan wan auch ihr Mayestät ihm in dero 0024landen erlaubeten zue bleiben, wurden selbigen gleich- 0025fals so ville suite nit gelegen sein. Meines brudern 0026druntigen standt betreffent hör ich, das die franzosen 0027auch große contribution von ihm vordern, vnd 0028iezt sagt man, das sie ein ahnschlag auf Bensberg 0029gehabt hetten vnd destwegen er die Erzherzogin also 0030kranker weiters duen vereisen, wie sie dan in 0031Heßen sollen schon sein. Dises wirt die vhrsach sein, 0032das er nit geschriben hatt, gott steh ihnen bey. Ich werd 0033auch disfals ewer Durchlaucht gnädigsten befehl vom Stratman
13 r
0034erwarten. Damit ich ewer Durchlaucht in dero cattar mit 0035mein schreiben nit zuelang incommodire, due mich 0036in dero gnade befehlen vnd werde sterben 0037ewer Durchlaucht 0038vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0039EMT 0040Wien den 20ten jener 1689 0041Disen brif hab heüt von Pater Marco empfangen. 0042Es hatt mich der Carraffa Generalcomissari 0043bitten laßen, ewer Durchlaucht ihn vnterdehnigst zue reccomendiren. 0044Es haben ewer Durchlaucht ein gewise sach wegen schaff zue 0045Neapoli, vnd er hatt auch etwas darbey, 0046doch bitt er, ob ewer Durchlaucht ihm, was sein deil ist, 0047daruon befreien möchten. Es soll etwas wehnigs nuhr 0048sein, ich weis nit, was es ist. Wan es sein kann, 0049wehr guet, disen man zue obligiren, dan er sich 0050gahr eifrich zeigt zue ewer Durchlaucht vnd vnsers ganzen haus 0051dienst, vnd kan iezt vill duen, villeicht auf ihn, dan er 0052hatt kein kinder, alles zue ewer Durchlaucht gnädigstem befehhl.