Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1688.12.12
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herz allerliebster herr vatter 0002Ich hab bede dero gnädige schreiben, deren eines eigenhendich, 0003mit schuldigstem respect empfangen. Vnd wie woll ich 0004mit grösten freüden ersehn, das sich ewer Durchlaucht immerzue 0005beßer befinden, so sezt mich widerumb in newe sorgen, 0006das ewer Durchlaucht sich abermahl mit eigenhendigen schreiben 0007bemüeht haben. Dan bis ewer Durchlaucht völlig die gesuntheit 0008widrumb werden haben, kan es allezeit schaden, bitte also 0009nachmahlen vnterdehnigst vnd auf den knien, ewer Durchlaucht wollen 0010sich doch beßer schonen. Es ist mihr iah genuech, wan ich 0011mit ewer Durchlaucht gnädiger vnterschrift begnadet werd, vnd ist 0012dises zuefill. Es bedrüebet mich iah gahr zuefill, 0013wan ich ein vhrsach solte sein, ewer Durchlaucht auch geringste 0014incomoditet zu machen, geschweigen, das ihnen an der gesuntheit möcht
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0015das geringste schaden. Bitt also nachmahlen vnterdehnigst, das dis 0016mein vnterdehnigstes anflehen möge gnädigst geweret werden, zue deme, das 0017ich von ihr Durchlaucht, meiner geliebsten frawen mutter, vernommen bey 0018vohriger post, das ewer Durchlaucht widerumb mit dem stein 0019seindt incomodirt geweßen. Gott sey ewigen dankh, 0020das widerumb beßer ist, der erhalte ewer Durchlaucht noch 0021verners in bester gesuntheit. Mihr wirt woll auch 0022der gröste trost sein, wan ich einmahl wider die gnade 0023werde haben, ewer Durchlaucht zue bedienen vnd meine kinder 0024in dero vatterligen schoß zue werfen. Gott gebe ewer 0025Durchlaucht nuhr balt die vollige kreften, so werd ich villeicht 0026auch einst disen trost genießen. Was Beyren angeht, so 0027duet man hir was möglich, die sach zue beschleünigen, 0028sie seint aber dorten auch gahr langsamb. Es ist 0029gahr gutt, das ewer Durchlaucht dem Cauniz herüber zugeschprochen, 0030jezt, hoff ich, werds balt werden, weil der Cuhrfürst 0031wider ist ankommen. Es hatt mich woll auch herzlich 0032bedrüebt zue vernemmen, das die franzosen auch des 0033Neuburgischen nit verschonen, werde alles von Starenberg vnd 0034Stratman vernemmen. Heünt hab ich nit können mit
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0035ihnen reden wegen der walischen predig, die erst vmb 00367 ist aus worden, werd sie aber gleich morgen holen 0037laßen, wie auch den Schellerer. Ihr Durchlaucht können gnädigst 0038versichert sein, das ihr Mayestät alles, was sie werden 0039können zue ewer Durchlaucht consolation duen, nit vnterlaßen 0040werden vnd auf keine weis ewer Durchlaucht laßen, das werden 0041sie auch vom Stratman vernemmen. Due mich anbey in dero gnade 0042befehlen vnd werde sterben 0043ewer Durchlaucht 0044vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0045EMT 0046Wien den 12ten decembris 1688