Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1688.03.13
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
164 r
0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Ewer Durchlaucht gnädiges schreiben vom 5ten dis hab mit vnterdehnigstem 0003respect empfangen vnd woll mit großen freid 0004daraus vernommen, das sich ewer Durchlaucht in so gutem 0005wohlstandt befinden vnd sich im felt diuertirt 0006haben, wie auch, das der Deütschmeister sich 0007widrumb so guet befindt, das er mit 0008aus reiten können vnd im faschin lustig sein 0009können. Der medicorum ihr meinung über sein 0010krankheit vnd was sie ihm gebraucht, werd 0011ich mit nechstem vnterdehnigst überschiken. Heünt 0012hab ewer Durchlaucht befehl zue schpaht bekommen, 0013das es ihnen nimmer hab können sagen
164 v
0014laßen. Hier haben mihr wider ein fölligen winter, 0015vnd ist hier noch kein so guette schlitten 0016bahn geweßen als iezt, das wans nit in 0017der fasten wehr, wurden mihr vns gewis bedienen. 0018Dise gehe verendrungen aber machen vill cattar, 0019meine kinder haben alle ein wehnig ein, 0020aber nit gahr starkh. In der cölnischen sach 0021werden ihr Mayestät das mögliste duen, der Cauniz 0022soll auch balt wekh. Was der mensch in 0023allem, auch in dem haubt werkh, vohr intriguen 0024macht, sein interesse, ambition vnd intentionen 0025zue erhalten, ist nit zue beschreiben. Er wirt 0026iezt balt hinauf, werd gern sehn, was er 0027richten wirt. Ich derf nit als der feder trauen, 0028auch kleketten mihr etlige bögen nit zue schreiben, 0029wie er als durcheinander macht. Der Cuhr- 0030fürst hatt entlich auch einen wehnig lehrgelt 0031geben, ist mit deme roß gefallen vnd die 0032kniescheib geschrikt, so hoff ich, werd er lernen 0033fürsichtiger sein vnd iezt ein wehnich
165 r
0034das bett hütten vnd lernen zue haus bleiben. Mit disem 0035due ich mich ewer Durchlaucht vnterdehnigst befehlen vnd werde 0036sterben 0037euer Durchlaucht 0038vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0039EMT 0040Wien den 13ten merz 1688 0041Sag ewer Durchlaucht nachmahlen vnterdehnigsten dankh 0042vohr die haubt guette fastenschpeisen. Ihr Mayestät, mein 0043Kaiser, schmekens gahr gutt, mihr haben die ganze 0044fasten genuech daran, ist gahr zue vill.