Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1688.02.22
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herz allerliebster herr vatter 0002Ewer Durchlaucht schreiben vom 13ten diß hab mit vnterdehnigstem 0003respect empfangen. Ewer Durchlaucht erzeigen darinnen 0004allzue vill die gnädige vnd vetterlige vohrsorch, so sie 0005vohr mich des wehnigen cattars halber, so ich 0006gehabt, dragen, kann ich solches woll niemahlen abdienen, 0007an meinem verlangen zwar wirt es niehmahlen 0008ermanglen. Ist schon alles wider völlich guett vnd 0009frewet mich von herzen zue vernemmen, das 0010ewer Durchlaucht sich widerumb in guter gesundtheit 0011befinden, der almechtige verleye weiters sein 0012gnad. Wegen Cöllen, so erkennen ihr Mayestät gahr woll, 0013in waß vohr gefahr die sachen steket, vnd 0014werden nit vnterlaßen zue Rohm vnd sonsten 0015darinnen zue duen, was möglich wirt sein. 0016Der Karch wirt auch aufs beldiste widerumb 0017hinunter geschikt werden, gott gebe, das es sey mit
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0018guettem effect, aber sie werden woll den Cuhrfürst 0019hüetten, das er nit vill zue ihm kommen möge. 0020Das der Deütschmeister sich widerumb in beßerem 0021wohlstandt befinden duet, freüdt mich woll von 0022herzen. Diße große krankheiten vergehn langsamb, 0023vnd glaub ich, das die vhrsach sey das üble 0024waßer, welches alle etlige zeit vohr der lezten 0025schlacht eßen vnd drinken müeßen. Jezt hoff ich 0026aber, werde alles aus dem fundament curirt 0027werden durch die gnadt gottes. Wegen Niderlandt ist 0028halt die sach dise, welche ich ewer Durchlaucht vnterdehnigst in höchster 0029geheim überschreibe, das der Cauniz iezt gebracht, 0030das der Cuhrfürst sein votum woll engagiren will. 0031Ihr Mayestät aber sollen machen, das Schpanien ihme jezt 0032gleich die Niderlanden abtrette, vnd zwar so, das, wan 0033auch er mit der Cuhrfürstin keine erben wurde 0034haben, danoch diße landen beim haus vnd auf seinen 0035bruedren vallen solten, welches schwehr ist vnd auch in 0036ihr Mayestät handen nit steht, dan ich schwerlig glaub, das 0037Schpanien es duen wirt wollen, so lang er noch selbsten 0038hoffnung hatt, erben zue bekommen. Man wirt die
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0039die sach aber reiflich überlegen, vnd wan etwas resol- 0040virt wirt sein, werd nit vnterlaßen, ewer Durchlaucht selbiges 0041alsogleich zue berichten. Ist derowegen dis das ein- 0042zige bedenken wegen des Deütschmeister, dan solten 0043ihr Mayestät jezt vohr ihn etwas mouiren, wurd 0044Beyren es nemmen, als wan es ein refus vohr 0045ihn wehre vnd ihr Mayestät vohr ihn bey Schpanien 0046niks duen wolten. Also wirt man müeßen 0047warten, bis die sach mit Beyren wirt aiustirt 0048sein, vnd wan alsdan dieses noch nit so balt 0049geschehn solte, mit deßen genehmhaltung vohr 0050den Deütschmeister pro interim können negotirt 0051werden. Erwarte ewer Durchlaucht gnädigsten befehl, was verners 0052herinnen zue duen, vnd ob ewer Durchlaucht einige andre0053mitel villeicht wüsten, wie dise sach möchte 0054zum füegligsten vnd ohne preiudiz dißes haus 0055eingericht werden, so werd nit vnterlaßen, selbige 0056ihr Mayestät vohrzuebrengen. Es scheindt, der Cauniz 0057wolt sich durch dise sach gern machen hinauf 0058schiken vnd darnach dannoch wehnig richten. 0059Ich kan dises guetten menschen blindheit nit faßen,
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0060aber das verfluechte interesse vnd ambition 0061regirt iezt alles in der welt leider gahr zue 0062vill. Wegen meiner fraw schwester ist es woll guett, 0063das die correspondenz mit Schpanien angefangen, 0064die Königin in Schpanien schreibt mihrs auch 0065vnd zeigt ein große freidt mit meiner 0066fraw schwester brief zue haben. Sie wirt iezt schon 0067die antwort haben vnd wirt guett sein, wan 0068sie offt vnd fleisig, auch vertreülich an sie 0069schreiben wirt. Die Königin schreibt mihr auch, 0070das die schikung gleich werde geschen, vnd sie meine 0071fraw schwester ein present mit schikt. Wegen Darmstat 0072werd ich nit vnterlaßen, ewer Durchlaucht gnädigsten befehl zue 0073vollzihen vnd gleich mit dem Graven von Öting 0074die sach einrichten. Heündt seint die brif 0075etwas zue schpaht eingeloffen, sonst hett es schon 0076gedahn, gott geb sein gnad, das dise sehlen mögen 0077gewonnen werden. Mit disem due ich mich ewer 0078Durchlaucht vnterdehnigst befehlen, vnd werde sterben 0079ewer Durchlaucht 0080vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0081EMT 0082Wien den 22ten februarii 1688 0083Jezt gleich bringt mihr der Bischoff ewer Durchlaucht gnädigen 0084wuntsch zur kronung, wolte gott, das mein sohn vnd ich ewer Durchlaucht bedienen konten 0085nach vnsren verlangen.