Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Preßburg am 1687.12.06
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerlibster herr vatter 0002Ich bin ganz confus vnd in sorgen, das ich bey 0003ihr Durchlaucht in vngnaden sey, das sie mitt mihr solche 0004cerimonien wegen des schreibens machen, sie wißen doch, 0005das ich dero vnterdehnigste dochter vnd mihr die gröste 0006gnad ist, wan ewer Durchlaucht dero gelegenheit pflegen vnd 0007meinetwegen sich die geringste mühe nit anduen. Wan 0008ich ein vngnad verdient, so bitt es vnterdehnigst ab, bitte 0009allein vnterdehnigst, ewer Durchlaucht wollen mit mihr doch ganz keine 0010solche entschuldigungen machen. Ich hab aber woll vhrsach 0011vnterdehnigst abzuebitten, das ich die vohrigs post mein schuldich- 0012keit nit hab abgelegt, wahr die vhrsach ihr Mayestät, 0013meines Kaisers, starken zahn weh, das sie selben dag 0014köpfel laßen vnd vill ander sachen gebraucht haben, 0015vill nacht niks geschlaffen haben, ist der ganze kopf 0016vnd hals von dem fluß eingenommen geweßen. 0017Gottlob gestern vnd heündt ist es wider gutt, hoff 0018zue gott, werden darbey verbleiben. Sag ewer Durchlaucht 0019vnterdehnigsten dankh vohr der gnädigste wuntsch zue krönung, sie
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0020sie wirt könftigen erchtag sein, dah ist es iährich, 0021das mein krönung gewesen, vnd meins Kaiser herr vatter 0022ist auch an dem vnserfrawen dag gekrönt 0023worden. Das die cölnische sach so übel steht, 0024ist mihr woll von herzen leidt zue vernemmen, 0025vnd wirt iezt der Cauniz schon ankommen sein, 0026gott geb, das man dem übel vohrkommen könne. 0027Wan der Cauniz dort wirt sein, vermein ich, werde 0028mein herr bruder, der Bischoff, nit so vonöten sein, dan 0029sein votum kan er schriftlich hinterlaßen. Der 0030Markgraf hatt seins verschprochen, auch des Zolern, 0031der Könisekh auch. Das Beyern in diser sach er- 0032kaltet, verwundre ich mich höchlich, der Cauniz 0033wirt in aber wider ermuntert haben. Was der 0034Nunzi in Frankreich proponirt, so seint meine 0035medel woll noch gahr zue klein auf heiraten 0036zue gedenken, auch sagen ihr Mayestät eben was ewer Durchlaucht 0037gemelt haben, das sie kein dochter gern in Frankreich 0038geben wolten. Ewer Durchlaucht werden schon wißen, dises denne0039zue beantworten, das kein offesa heraus kombt 0040vnd man ihnen doch nit vill hoffnung gebe.
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0041Was der Freitag geschriben, werden ewer Durchlaucht vom Hoffkanzler 0042vernommen haben. Der Öting ist auf Wien, kombt 0043morgen wider, so wirt der curir abgefertigt 0044werden. Mit disen befehl mich vnterdehnigst vnd 0045werde sterben 0046ewer Durchlaucht 0047vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0048EMT 0049Presburg den 6ten decembris 1687