Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Preßburg am 1687.11.28
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Ich bin neülich zue schpaht zum schreiben kommen, hab 0003vermeint, sey noch fruer, vnd darnach ist noch 0004der Herzoch von Lottring kommen, mit dem ist 0005zue schpaht worden. Ich hoff doch, es werde 0006diser brief noch mit der post ankommen, 0007weil ein curir mit den schpanischen briefen 0008nachgeschikt wirt. Erfreüet mich wohl von 0009herzen, das ewer Durchlaucht sich in so guttem wohlstandt 0010befinden, welches ich mit vnterdehnigstem respect aus dero 0011gnädigem schreiben vom 15ten dis vernommen, der almechtig 0012gebe weiters sein gnad. Sag ewer Durchlaucht nochmahl 0013vnterdehnigsten dankh vohr die gnädigen wuntsch zue Sankt Leopolt 0014vndt der krönung. Es duet sich noch als 0015von dag zue dag auf zien, wie es die vngern 0016pflegen. Auf ewer Durchlaucht glükhsehligen geburz dag, zue welchem 0017ich nochmahlen vnterdehnigst gratulire, ist der Josephl gefirmbt
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0018worden, vnd der Deütschmeister hat ihme das firmbintel vohrgebunten. 0019Dan dag drauf ist er auf etlige dag auf Wien, 0020sein cuhr zue enden, weil die krönung noch nit so 0021geschwint wirt, auch die zuesammenkunft mit 0022dem Herzoch zue sciniren, welcher iezt hier ist, 0023sich aber nit lang aufhalten wirt. Der Graf 0024von Öting ist heündt kommen, also werden ihr 0025Mayestät mit ihme reden vnd ewer Durchlaucht so balt 0026möglich ein merere antwort geben. Morgen wirt 0027aber schwerlich etwas draus werden, dan ihr Mayestät 0028die heüntige nacht gahr einen starken zant 0029schmerzen gehabt, ist ein rechter fluß der kopf vnd 0030wang, auch aus wendig der hals auf der seiten, also 0031werden ihr Mayestät morgen einemmen. Bitte auch 0032vnterdehnigst vmb vergebung, wan ich villeicht dest- 0033wegen morgen meine schuldichkeit mit schreiben nit 0034ablegen wurde. Ich hoff, mit dem einemmen 0035werde alles beßer werden. Der Cauniz wirt 0036iezt schon ankommen sein, er hatt order, ewer Durchlaucht
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0037genädigster information gemeß dis coadiutori sie eifrigst 0038zue negotiren, hoffe mit guettem effect, dan der Cuhr 0039Fürst wirt wegen Prinz Clement als von seinem haus 0040ein meheren risguardo haben. Wegen der von Ritberg, 0041so hatt noch allezeit eine aus den Erblendren disen 0042dienst versehen, wurden mihrs alle gahr übel nemmen, 0043wan ein andre solte werden. Vnd wan ihr sohn 0044ohne deme nit inclinirt, sein votum vohr Beyren zue 0045geben, wirt es diswegen nit geschen, sondern gehen 0046als wie mit dem Felix vnd andren, die vill 0047verschprechen, wehnig halten. Aufzue schieben kan auch 0048nit woll sein, bis die sach geschicht, dan so lang 0049ohne obristhoffmeistrin bleiben ist schwehr, in sonder- 0050heit jezt bey der krönung. Mit disem due ich mich 0051ewer Durchaucht vnterdehnigst befehlen vnd werde sterben 0052ewer Durchlaucht 0053vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0054EMT 0055Presburg den 28ten novembris 687