Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Ich hab mit großen freüden ewer Durchlaucht gnädiges schreiben vom 000312ten dis empfangen, weil ich daraus ewer Durchlaucht gutten 0004wohlstandt vernommen. Sage ewer Durchlaucht auch vnterdehnigsten 0005dankh vohr die gnädigen wuntsch zue Sankt Leopolt vnd 0006der könung. Auf den selben dag hatt es gahr 0007nit sein können, mihr haben aber alle gehofft, es 0008werde auf Sankt Catrina dag werden, so trentlen 0009aber die vngern so mit ihrem schriftligen auf- 0010saz, das sie ihn noch nit eingeben, so wirt 0011es auf den dag nit sein können, welches vns allen 0012leidt ist. Weil die krönung noch so lang verschoben 0013wirt, so wirt der Deütschmeister widerumb auf 0014etlige dag auf Wien, sich noch mehr in der 0015gesuntheit zue assodiren vnd noch etwas brauchen, 0016mit deme, hoffe ich, werde er die kreften


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0017wider völlich erholen. Was Cöllen anbelangt, seh ich 0018nit, wie mein brueder dort etwas helfen könne, 0019weil er nit capitular ist, vnd wan man mit 0020Prinz Clement nit spuntiren kan, wirt es mitt 0021ihme woll wehniger gehn. Das er das subdiaconat 0022sol nemmen vnd capitular werden, hatt auch 0023vill difficulteten wegen des ordens so wohl, als das 0024er hernach scrupul haben müeste ins felt zue gehn, 0025welches woll schad were, wan er dis solte aufgeben. 0026Wan es gleich andre gedahn, so ist dorten villeicht 0027ein andere teologia gewesen. Kunte doch bruder Carl 0028sein canonicat auf bruder Friz resigniren vnd er 0029sich capitular machen. Wegen Lüttich, so förcht, 0030es werde an den mitlen beim Deütschmeister manglen 0031vndt etwan auch difficultet wegen des bienium sein. 0032Die residenz aber wirt nit vill darzue duen, wan 0033aber ein nedere hoffnung oder halbe sicherheit sein, 0034auch die mitel vohrhanden, kan er baldt drunten 0035sein. Der Cauniz wirt schon bey ewer Liebden sein. Der Oting 0036ist noch nit kommen, ich förcht nuhr, es sey 0037ihm ein vnglükh geschen oder er sey krankh


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0038worden. Was Pater Marco schreibt, so ist er ein gutter 0039man, hatt gutte intentioneß vnd gahr eifrich, licht 0040halt auch immereinmahl an dem, wie man ihn in- 0041formirt. Die sach ist heiklich vnd der feder nit 0042zue trawen. Wan der Deütschmeister hinunder kombt, 0043wirt er ewer Durchlaucht in allem informiren, die welt ist 0044halt wunderlich vnd man weis balt nimmer, wem 0045man trawen derf. Es mach woll sein, das die schikunng 0046auf Regenschpurch mit darin einlauft. Mehr traw ich 0047mihr nit zue schreiben, der Deütschmeister wirt alles sagen 0048wies geht. Ich due mich ewer Liebden vnterdehnigst befehlen vnd 0049werde sterben 0050ewer Durchlaucht 0051vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0052EMT 0053Presburg den 22ten novembris 1687