0001Durch leüchtiger Fürst, mein herzallerliebster herr bruder 0002Auß dero vom 18ten passato an mich abgangenes 0003schreiben sehe ich nebens dero höchstbiligsten großen 0004bedrüebnuß wegen des wohl garzuefruezeitigen hin- 0005trit vnserer allerseits allerliebsten Erzherzogin die 0006lieb vnd vertrawen, so sie zue mihr dragen. Vnd 0007gleich ich dißen fall woll auch höchst schmerzlich empfunden, 0008so woll wegen der bedrüebnus, so dero Liebden darab empfinden, 0009alls der inigligen lieb, so ich zue dißer aller dugent- 0010samsten vnd liebsten frawen gedragen. Also wurde mihr 0011der gröste trost sein, wan ich auch dero Liebden einige 0012consolation in dißem großen leidt geben kunte 0013oder zue demselbigen cooperiren. Ich zweifle aber 0014ganz nit, das nit dise außerwehlte sehl bey

0015der gottligen almacht dero Liebden allen segen vnd anderwertig 0016trost vnd freüden erbitten wirt. Ich aber werde 0017bestendigst leben vnd sterben 0018dero Liebden 0019getrewste schwester 0020EMT 0021Laxenburg den 12 maij 1689 0022Es hatt mich die Gabrianin gebetten, dero Liebden dißes memorial 0023einzueschließen. Also hab ihrs nit abschlagen können, dero Liebden 0024wollen aber duen, was dero conuenienz sein wirt, dan 0025ichs nuhr due, weil sie mich gebetten.

0026Ihr Liebden Johan Wilhelm 0027Pfalzgrauen bey Reyhn, meinem 0028herzallerliebsten herrn bruedren