Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Laxenburg am 1689.05.12
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Ich verhoffe, ewer Durchlaucht werden sich in bester gesuntheit befinden, 0003welches mihr die gröste consolation sein wirt zue 0004vernemmen. Nuhnmehr wirt der Starenberg schon bey 0005ewer Durchlaucht ankommen sein vnd alles vnterdehnigst bericht 0006haben, was in der polnischen sach man hir vermeindt, 0007wie auch wegen bruder Carl wegen der campagne, 0008welche der almechtige glükhlich verleyen wolle. 0009Das der Cuhrfürst in Beyren sehr verlangt, das 0010ihr Mayestät sollen hinauf in die nähet kommen, 0011hab ich schon bey vohriger post vnterdehnigst bericht. 0012Der Starenberg wirt auch ewer Durchlaucht wegen meines eltren
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0013herrn bruders könftigen heirat berichtet haben. Ich hab aber erst dersider gehort, das 0014des Herzoch von Saxenlauenburg sein fraw mutter ein Poplin 0015geweßen, welches zwar ein guetts geschlecht, aber hier 0016im land, in sonderheit in Behmen, vill befreünte 0017hatt. Wan man der hanourischen alle franzosische 0018leüt wekh deht, wie ich dan hör, das sie lauter 0019deütsche bey sich hat, weis ich nit, ob selbige so gahr 0020außer refflection zue laßen, dan entlich ihr fraw 0021muetter ein Pfalzgrauin vnd, wie ich hör, auch 0022sie ein nahmhaffts zuebringen wurd. Es ist 0023mihr woll auch eingefallen, ob niks zue Darm- 0024statt, auf welche man könn gedenken, sie müest 0025aber eh cattolisch werden, wie ihr Durchlaucht mein geliebste 0026fraw muetter. Wan die verwitibte von Anschpach wolt 0027catolisch werden, wer auch nit zue verwerfen, aber 0028die, förchte ich, wirts schwerlich. Gott gebe ewer Durchlaucht 0029vnd ihme, zue erwehlen, welche zum besten sein 0030wirt, das wüntsche ich von herzen. Hier seint gottlob 0031alle gutt. Die beys will noch nit recht geraten, der
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0032windt ist auch heündt so starkh, das nit haben aus können. 0033Meine kinder seint herausen, haben ein große freüdt, 0034das könen schpaziren gehn. Ich will ewer Durchlaucht mit mein 0035üblen schreiben nit lenger bemühen, weil niks absonderligs 0036ewer Durchlaucht zue berichten, also due mich vnterdehnigst in ewer Durchlaucht 0037gnade befehlen, die ich sterben werde 0038ewer Durchlaucht 0039vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0040EMT 0041Laxenburg den 12ten maij 1689 0042Die vohrige post bin so schpaht 0043mit schreiben vertig worden, darumb habs müeßen so auf die 0044post schiken.