Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1685.08.16
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/9
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Weil ich bey vohriger post nit können dero gnädiges schreiben beantworten vom 22ten passato, 0003also bitt disfals nachmahlen vmb gnädige vergebung. Hab dersider 0004noch eines vom 4ten dis mit schuldigstem respect empfangen 0005vnd daraus vernommen, das ewer Durchlaucht dero reis 0006den 6ten noch vortgesezt haben, der almechtige verleye 0007darzue allen segen. Mich kumbt woll hart an dise 0008weitere entfernung, in deme ich verhoffet ewer Durchlaucht 0009hier vnterdehnigst zue bedienen, due aber selbige hoffnung nit verlieren, 0010das noch in kurzem etwan ein gelegenheit darzue 0011sich ereigenen möchte. Der Stratman ist dersider nit 0012bey mihr geweßen, werd aber nit laßen mich bey ihm 0013zue erkundigen vnd ihme das secretum zue recomendiren. 0014Was ewer Durchlaucht mihr wegen bruder Friz gnädigst befehlen, dauon will mit 0015Pater Hippolito reden. Es ist zwar hart vnd gefahrlich, wan man 0016kein beruef hatt, einen standt anzuetretten, es hengt halt 0017die ewichkeit daran, die werdt gahr lang. Die Erzherzogin
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0018wirt, wie ich vermein, balt hier sein, mihr erwarten sie die 0019könftige wochen. Mein brueder wirt woll ein großen freüdt 0020haben wie auch ich, das ewer Durchlaucht ihme gnädigst erlauben, die Erzherzogin 0021abzueholen. Vnd hoffe zue gott, absonderlich bey der 0022englischen victori, in welcher er woll seine almacht 0023bezeiget, das Frankreich sich nit übereilen wirt, dan 0024der König in Engelant sich vohr ewer Durchlaucht gahr woll 0025declarieret hatt, wie ewer Durchlaucht schon gnädigst wißen werden. 0026Das ewer Durchlaucht die declaration des Fürsten von Salm 0027approbiren, freüt mich, hier seindt deren wehnig, weil 0028er nit aus den hiersigen landen ist, aber wan das kindt 0029nuhr woll gezogen wirt, so ist wehnig daran gelegen. 0030Der Cuhrfürst hatt sich nit wollen laßen abhalten von der 0031campagne, gott wirt ihn hoffentlich behüetten. Diße zeit 0032so sie hir gewesen, haben sich bede junge ehleüt gahr 0033content gezeiget vnd suecht man wohl alles in diesen stand 0034zue erhalten, gott wirt alle böse leütt verhinderen, 0035das sie niks übels darbey stiften mögen. Mein brueder Carl 0036schreibt mihr dis bey ligende, waraus ewer Durchlaucht gnädig 0037werden ersehen, wie vnser armeh steht vnd die vhrsach, 0038warumb sie bis dahto noch nit zum schlagen kommen können.
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0039Wie ich hab gehört, das der Borkstorf blieben, so hab ihm darüber 0040zuegeschrieben, weil ich mihr eingebilt, er werde villeicht 0041nit weit daruon gewesen sein, warüber er sich aber entschul- 0042digt, wie ewer Durchlaucht sehen werden. Zue Neüheüsel auanziren 0043sie in den graben vnd vermeinen dise dagen zue 0044stürmen, weil die bresche schon zimlich groß vnd die 0045gallerien balt fertig, auch das waßer starkh ab- 0046geloffen, gott gebe ihnen gnad, in deßen schuz ich ewer Durchlaucht, 0047mich aber in dero vatterlige gnade gehorsamst befehlen vnd 0048werde sterben 0049ewer Durchlaucht 0050vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0051EMT 0052Wien den 16 august 1685 0053Bruder Florian hatt woll ein große freütt mit ewer Durchlaucht 0054schreiben, dankh vnterdehnigst .