Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Fürst, herzallerliebster herr vatter 0002Ich kan nit gnuechsamb meine vnterdehnigste dankhsagung 0003ablegen vohr die gnädigsten wuntsch, so ewer Durchlaucht in dero schreiben vom 000421 dis so woll mihr als meinem Josephl duen wollen. 0005Er vnd ich mitt allen seinen geschwistert können nit glükh- 0006sehliger sein als wan einige occasion kunten haben, 0007ewer Durchlaucht zue dienen, vnser schuldichkeit vnd meinem 0008verlangen nach. Iezt erwarte wohl hart, bis so 0009glükhsehlig werde sein, ewer Durchlaucht vnterdehnigst zue bedien, 0010wirt wohl mein gröster trost sein. Ewer Durchlaucht heiliges gebett 0011vnd guette wuntsch haben ein guetten effect gehabt, 0012dan nachdem die vnsern den 19ten die vntere statt 0013zue Offen mit sturm eingenommen, warbey der feindt 0014bey 2000 man eingebüeßt, vnd nuhnmehr die obere 0015schon beschießen, ist der Herzoch durch eingebung gottes 0016den 21ten dis bey der nacht mit der caualerie 0017gegen des feints leger marchirt, alwoh sie mit 0018dem dag angelangt, den ganzen vohrmitag scharmuzirt,


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0019bis sie alle beysammen, so gegen mitag wahr, alsdan 0020den feint angegriffen vnd so glükh sehlich, das sie 0021ihn völlich in die flucht geschlagen, nah auf 2 stundt 0022durch die polaken vnd vngern verfolcht, alle bagage 0023vnd zelt wie bey Wien erobert, auch den großen 0024fan und etlige stükel, so sich bey sich gehabt. Vnd 0025seint ihrer von 3000 bis 4000 auf der wahlstatt 0026geblieben, nuhr 2 gefangene gemacht, weil die andren 0027alle nidergemacht worden. Dise haben ausgesacht, das 0028den 23ten sie hette wollen vnsere attaquiren vnd 0029zuegleich ein ausfall duen, welches nit woll hett 0030mögen ablaufen, gott sey gedankt, das dem Herzoch 0031eingeben, das vohrkumen ist. Sie haben den fanen dem 0032feint in Ofen zue zeigen aufgestekt, waruber 0033ein gros heülen vnd geschrei von ihnen in der 0034statt gehört worden. So hoffe ich, weil sie keinen sucurs 0035mehr zue hoffen, werden sie desto balder capitu- 0036liren. Der feint seint geweßen von 15 bis 20000, von vnsern


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0037seindt nit mehr als 30 doht vnd verwunte, gott sey gedankt. 0038Morgen werden das tedeum hir halten. Gestren seint mihr 0039zue Ens gewesen bey den kindren, der Leopoltl 0040aber hatt sich vohrgestren abent ein wehnig ein remissio durch 0041vellichkeit gezeigt, gestren aber hizl darzu kommen vnd 0042gezeigt, das ein ruer wolt werden, welches noch 0043heünt continuirt. Die andren kinder haben separirt, 0044gott geb das woll ablaufe, die doctor haben gutte 0045hoffnung. Ewer Durchlaucht heiliges gebett bey vnser lieben fraw wirt vill 0046darzue helfen. Die andren seindt gottlob alle woll 0047auf, gott erhalte sie, das nit auch an sie kombt. 0048Vom Nostiz hab auch ewer Durchlaucht gnädiges schreiben vom 23ten 0049mit schuldigstem respect empfangen, werde dero befehl 0050fleisig nachkommen, ihn in gelegenheiten zue recomendiren. 0051Bitt ewer Durchlaucht vnterdehnigst vmb vergebung, bin neülich 0052irr worden mit des schpanischen Botschaffter seinem 0053schreiben, schikh es hierbey, wie auch eins von Pater Hipolit.


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0054Mein guetter Pater Sauter hatt mihr gott zue sich genommen, 0055bin wohl bedrübt vmb ihn, alle leüt beklagen ihn mit 0056mihr. Due mich hiermit in ewer Durchlaucht gnade vnterdehnigst befehlen 0057vnd werde sterben 0058ewer Durchlaucht 0059vnterdehnigst trewgehorsamste dochter 0060EMT 0061Linz den 29ten julij 1684