Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Linz am 1684.07.25
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/9
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Fürst, herzallerliebster herr vatter 0002Weil ich bey vohriger post mein schuldichkeit verabsaumbt, 0003wie mich dan der Fürst wirt vnterdehnigst entschuldiget haben, 0004also hab es mit diser extrapost wollen herrein 0005bringen und ewer Durchlaucht vnterdehnigst danken vohr dero gnädiges schreiben vom 000614ten dis. Iezt verlange ich alle stundt, bis die gnade haben 0007werd ewer Durchlaucht vnterdehnigst zue bedienen. Der Stratman vnd 0008Schellerer haben mihr den fuetterzettel sehn laßen, warbey ich 0009ganz niks wuste zue erinnern. Vnd weil darinnen der 0010Fuker oder Ihrs stehn, so steht zue ewer Durchlaucht gnädigem belieben, 0011ob nit, weil sie so wehnig caualieri mit bringen, 0012durch den Fuker sich wollen bedienen laßen zue mereren 0013decoro, er auch hier als Cammerer bey allen ministris 0014vnd caualiren bekant vnd angenehm ist. Was 0015ich ewer Durchlaucht vnterdehnigst überschriben wegen der verwitibten 0016Kaiserin, seh, das ewer Durchlaucht schon in willen gehabt, wie auch, 0017das sie die kinder verlangen zue sehen. Also 0018hab ich ewer Durchlaucht vnterdehnigst berichten wollen, das wegen
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0019der alhier iezt etwas herumbgehnden remissio ruer ihr Mayestät die 0020kinder gestren auf Ens geschikt, alwoh sie werden verbleiben, 0021bis sie einmahl nach vnserer auf Wien werden können 0022kommen. Ens ist gleich gegen Mathausen über vnd ein 0023halbstündel hinauf vomm waßer. Die kinder meritiren 0024nit, das ewer Durchlaucht sich ihrenthalben incommodiren 0025widerumb auszuesteigen. Seindt sonst gottlob alle woll 0026auf. Das meine brüeder sich auch widerumb wohl 0027befinden, freüdt mich von herzen, ich hoff, meiner schwester 0028werd es weiters niks sein. Sag ewer Durchlaucht vnterdehnigsten dankh, 0029das so fleisig bey vnserer lieben frawen betten, zweifel nit, 0030gott werde vns gnade geben. Jezt ist die armée vohr Offen, 0031den 17ten schreibt der Herzoch, das sie bis auf 30 schrit zur 0032maur seindt kommen bey der vnteren statt. Sie 0033zeigen drin, das sie sich alla disperata wehren wollen, 0034gott steh vns bey. Der feindt hatt sich sonst auf 0035drey meil hinter Offen retirirt, förcht, wirt doch 0036die vnsrigen immerzue inquietiren, noch bis dahto 0037hatt er sich noch nit sehn laßen, gott geb, was zue 0038seiner er ist. Von meinen brüedern hab ich schreiben, das sie
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0039sich wolauf befinden. Wegen bruder Carl, so vermein ich, wirt 0040sein regiment izt balt zue der armeé kommen, also ver- 0041langt er woll, ob ewer Durchlaucht wegen des Halleweil esquipage 0042gnädigst erlauben werden, alle sagen, er käme auf dise weis 0043zum wohlfeilisten darzu. Wegen eines caualier vohr 0044diese campagne, so ist einer in Schlesing, nent sich 0045Minkewiz, den hör ich von allen loben, was er vohr 0046ein wakrer man, guetter wirt vnd auch soldat 0047geweßen. Er verlangt auch bey mein bruder Franz 0048in dienst zue kommen vnd hatt ihn der Gall vohr 0049allen vohrgeschlagen. Ich hab im durch den Fürsten 0050sondiren lasen, ob er dise campagne meinen bruder 0051möchte bedienen, doch ohne impegno, das wan ewer 0052Durchlaucht es nit gefiel oder ein anders subiectum 0053wißeten, sie mihr nuhr gnädig befehlen wollen. Wegen 0054des priorat werden ewer Durchlaucht aus des Botschaffter 0055schreiben, welches er mihr sub volante geschikt, gnädigst ersehen, 0056wie das der orden es wider vergeben, müeßen halt 0057sehn, das es bey lebzeiten des Prior gericht wirt, sonst
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0058wirt nie niks draus werden. Der schprachmeister reist 0059hinauf, wan er ewer Durchlaucht nit gefalt, können sie ihn wider 0060herunter schiken. Hiermit due mich vnterdehnigst in ewer Durchlaucht 0061gnade befehlen vnd werde sterben 0062ewer Durchlaucht 0063vnterdehnigst trewgehorsamste dochter 0064EMT 0065Linz den 25ten julij 1684