Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Linz am 1684.06.08
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/9
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Ich hab mit großen freüden aus dero gnädigem schreiben vom 30ten passato 0003vernommen, das sich ewer Durchlaucht in guettem wohlstand befinden, 0004der almechtige gebe weiters sein gnad. Ich hoff, ewer Durchlaucht 0005werden meinen vnterdehnigsten bericht mit der extrapost empfangen 0006haben wegen der glükhligen operation vnserer armeé bey 0007Weyzen. Heünt haben ihr Mayestät schreiben vom Herzoch empfangen, 0008warinnen zwar niks steht, weil er sich auf sein canz- 0009ley schreiben bezihet, welches ausgeblieben vnd vermuetlich 0010durch einen verstoß, dan ein general aiutant, so der 0011Herzoch zum Leßli geschikt, hatt dise brief auf Wien 0012bracht, so ist zue vermueten, das er das eine vergeßen 0013vnd mit zumb Leßle genommen hab. Von Pater Marco 0014aber haben ihr Mayestät auch ein schreiben, warinnen steht, das 0015die türken Pest abandonirt vnd angezünt, vnsere 0016selbiges in posses genommen, gelescht, so vill möglich geweßen, 0017vnd fortificiren so guett sie können. Der Herzoch sey resol- 0018uirt auf Offen zue gehn, wo sollen der türken armada
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0019vollich stehn. Deils schezen sie auf 30, andre 40 andre 60 bis 70 0020dausent stark, gott geb den vnsrigen gnad vnd segen vnd 0021fechte vohr sie. Alle sagen aus, das vnter den türken ein 0022große confusion vnd schreken sey, auch lauter newe vnd 0023schlechte leüt, der almechtige vermehre ihr forcht vnd mache0024den vnsrigen das herz dapfer zue fechten. Wan ich von 0025particular relationen noch etwas bekommen kann, will 0026ich nit vnterlassen, ewer Durchlaucht vnterdehnigst beyzueschließen. Vnsere leüt 0027seint izt beysammen auf 35 000, die regimenter alle, so haben 0028kommen sollen, seint dah, die caualerie complet, die 0029fanterie hatt vnmöglich in der kurzen zeit sich völlich 0030complet machen können, wie mihr dan mein bruder 0031Ludwig selber gesacht, das seinem regiment selber 300 man 0032abgehn, so ist es den andren auch ergangen. Man 0033wirt zuewerben was man kan, gott verzei es Frankreich, 0034das er verhindert, das die beyerischen vnd kreisfölker nit 0035haben können kommen, wehr schon vill geschen. Man gedenkt 0036freilich den stillstand mit ihm zue machen, wan ers nuhr 0037annimt vnd halt. Er wirt gleich in Italien auf 0038Genua gehn, das werden die schpanier nit leiden können, so 0039wirts wider daß alte liedel werden, förchte ich,
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0040gott geb, was zue seiner ehr ist. Wegen bruder Carl haben ihr Mayestät 0041noch nit resoluirt, ob das regiment soll herunter kommen 0042oder mein brueder hinauf. Ich hab meinem bruder geschriben, 0043er soll den Herzoch einwehnig vernemmen, was er vohr 0044intention hierin hab, nachgehns werd es ewer Durchlaucht vnterdehnigst 0045alsobalt berichten. Wegen eines subiect zue diser campagne 0046will ich mich erkundigen, wan mein bruder müeste zum 0047regiment gehn, vnd werde ewer Durchlaucht alsdan vnterdehnigst berichten. 0048Wegen des priorat hatt der botschaffter auf ihr Mayestät 0049befehl, auch ihr Mayestät in genere geschriben vohr einen meiner 0050brüeder. Bis izt die resolution komt, wirt man schon sehn, 0051wies mit Portugal geht, dan sie seint in Schpanien 0052nit so geschwindt mit ihnen resolutionen. Von Rohm 0053müeßen halt erwarten, was der Papst resoluiren wirt. 0054Gestren haben ihr Mayestät resoluirt, zue anfangs august 0055auf Wien zue gehn, die Kaiserin aber vnd die kinder 0056sollen anoch alhier verbleiben, weil vnten nit so vill 0057quartir, das so vill leüt accomodiren könten. So werden wir0058nuhr mit wehnig leüt hinunder. Wan mihr hinunter kommen,
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0059hoff auch balt die gnade zue haben, ewer Durchlaucht vnterdehnigst zue 0060bedienen, welches ich mit großem verlangen erwarte. Freüd 0061mich woll auch von herzen zue vernemmen, das mein 0062bruder Fridrich widerumb ausder gefahr ist, gott erhalt 0063ihn. Ich aber befehle mich vnterdehnigst in ewer Durchlaucht gnade vnd 0064sterbe 0065ewer Durchlaucht 0066vnterdehnigst trewgehorsamste dochter 0067EMT 0068Lins den 8 junij 1684 0069Post scriptum Pater Hippolit ist vereist, wirt aber zue end 0070dises monats widerumb hier sein, also hab 0071ewer Durchlaucht gnädiges schreiben so lang behalten, dan ich wust 0072nit, woh ihn müest antrefen. Er hatt auch gesacht, 0073man soll ihm kein brif nachschiken.