Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Passau am 1683.08.23
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/9
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Dero beyde gnädige schreiben, das eine vom 3ten durch den 0003Castell vnd das ander vom 13ten dis, hab mit 0004schuldigstem respect empfangen. Vnd haben mich 0005selbige woll consolirt, dan ich in sorgen gestanden, 0006weil ich vernommen, das ewer Durchlaucht amb stein sich nit 0007woll befunden, der Castell mich aber versichert hatt, 0008das ewer Durchlaucht widerumb ganz guett sey, gott 0009geb weiters sein genad. Mihr werden übermorgen 0010wilsgott auf Linz, hatt woll hart gehalten, das ich 0011mich mit gebettelt hab mit gahr wehnig leiten. 0012Gott geb, das Wien balt sucurirt werde. Die 0013beyerschen seind schon ankommen, die franken seind gestren 0014hier durch. Saxen halt sich noch was auf, ist ein 0015wunderliger herr, hoff aber, er wert noch a tempo 0016kummen. Brandenburg wirt zue schpaht komen,
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0017förchte ich, wie woll er eilt was er kann. Etliche meinen, 0018wan er wirt können, wirt er in person kommen wie 0019auch Heidelberg, Beyrn komt auch selbsten, also kämen 00204 kuhrfürsten zuesamen. Anschpach ist auch hie 0021gewesen vnd hat hinunter gewolt, ist aber heünt 0022eilents wekh, weil er zeitung bekommen, 0023das sein gemahl zumb sterben ist bereit. Ist 0024hinunder einer von Saxen, Anhalt wirt auch eilen, 0025also ist es meinem armen bruder Franz ein 0026hartes, das er allein zuruckh mues. Hab mich 0027aber nit vnterstehn dörfen ihn mit zue nemmen, 0028hoffe aber, ewer Durchlaucht werden ihm gnädig erlauben, das er 0029widerumb herunter derf, nuhr, dieses zue 0030sehn, soll in kein gefahr kommen, sondern 0031bey ihr Mayestät bleiben. Es ist dises ein occasion, welche 0032in villen iahrn nit wider kumbt, das so vill 0033große herrn zuesammen kommen, so siht er
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0034gleichwoll auch etwas vnd lernt was. Ich hab wegen 0035dis weitläufiger mit dem Grav Fuker gerett, welcher 0036ewer Durchlaucht alles berichten wirt, wie auch, was wider 0037aus Wien kommen. Sie haben noch gutt corragi. 0038Den vohrschlag wegen Frankreich wehr gahr guett, 0039aber Frankreich wirt es weder eingehn, weder, 0040wan ers eingeht, halten. Sag ewer Durchlaucht vnterdehnigsten dankh, 0041das den brüdern den fils nit schiken derf, ist mihr 0042so ein vnglükh mit geschen, das mihr angst der 0043bey wohre, denn die hund haben mihr die brif 0044zerrißen. Des Tekeli secretari ist woll gefangen, 0045aber die canzlei ist nit bekommen worden, 0046weil die rebellen kein bagagi bey sich gehabt, 0047vnd was bekommen worden, den türken allein 0048zuegehört, vnter welchen keine schriften. Die brüder 0049seint gottlob woll auf, vnd bruder Ludwig comen- 0050dirt iezt die infanterie, so bey Krems 0051steht, vnter dem Leßle ganz. Ich due mich
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0052hiemit in ewer Durchlaucht gnade vnterdehnigst befehlen vnd 0053werde sterben 0054ewer Durchlaucht 0055ganzergebenste trew gehors- 0056amste dochter 0057EMT 0058Paßaw den 23ten august 16830059Den Castell ist die pension durch den Fuker erlegt 0060worden. Er zeigt große deuotion vohr ihr Mayestät 0061vnd auch vohr ewer Durchlaucht.