Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1683.03.16
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/9
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Aus dero gnädigsten schreiben vom 13ten dis hab ich mit 0003großen freiden vernommen, das sich ewer Durchlaucht in 0004guettem wohlstand befinden, der almechtige gebe 0005weiters seine genad. Wegen Portugal werden ewer 0006Durchlaucht aus meinem vohrigen gnädigst vernommen haben, 0007wahs ihr Mayestät vermeinen in diser sach. Die 0008depeche, haben ihr Mayestät vermeindt, solle man 0009annoch nit vortschiken, dieweil dises noch zue 0010fruezeitig vnd man von dorten zue erwarten, 0011ob, wan vnd wie mein brueder reisen soll. 0012Das bedenken, so ihr Mayestät das vohrige mahl wider die 0013negotiation des Iusti gehabt, bestuendte allein 0014in disem, das sie vermeint, es sey ewer Durchlaucht 0015intention, das dißes ohne vohrwißen des Durazo 0016vnd Bonuisi geschen solle, welches sie hette mögen
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0017verdrießen. Auf disen form aber, das sie es wißen 0018sollen, hetten ihr Mayestät kein bedenken. Die instruction 0019aber, so ewer Durchlaucht geschikt, vermeinen ihr Mayestät, seye 0020in etligen puncten zue fruezeitig, insonderheit 0021weil der Durazo selbsten, wie ewer Durchlaucht aus 0022seinem schreiben werden gesehn haben, sich mit dem 0023Primo Secretario eingelaßen. So vermeinen 0024ihr Mayestät, ob nit beßer, das man die sag nach 0025des regirenden Prinzen verlangen völlig ein- 0026richte, das auf diese weis zum sicheresten wehre, welchs 0027durch den Durazo vnd obemelten Secretario geschen 0028könte. Wegen Preßlaw müeßen wir halt erwarten, 0029was der Bischoff von Vlmiz machen wirt. 0030Das der Cardinal ohne befehl von Rohm nit 0031negoziren will, kan ich ihme nit verdenken, dan 0032man ihm dorten übel nemmen möchte, wan er 0033sich in einigs negotium ohne befehl ingeriren 0034dehte, hoffe aber, der befehl werde balt erfolgen.
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0035Den Öting anbelangendt, werden ihen ihr Mayestät auf 0036alle weis suechen einige consolation zue geben, aber 0037das presidenten ambt weis ich gewis, das er nit 0038wurde anemmen, andertens auch, wan balt ein 0039andre von denen zwey übrigen ihme verschpro- 0040chenen stellen ledig wurde, so ist ihr Mayestät allzeit 0041ein schaden, wan sie ein newen presidenten 0042müeßen machen, vnd ihr Mayestät ohne zweifel 0043ein subiectum suechen werden, welches sie hoffen 0044können, das sie ein guette zeit mit worden woll 0045bediendt sein. Den Stratman ahnbelangent, so 0046haben ihr Mayestät seine qualiteten jezt selbsten 0047genuegsam kennen lernen bey seiner anweßenheit, 0048gott gebe ihnen einen, was zue dero dienst vnd 0049dem gemeinen besten ist. Ich vermein, sie werden 0050die canslei vohrhero recht einrichten wollen, eh sie 0051diese stell ersezen. Wegen Heidelberg bin ich woll 0052herzlich erfreütt vber dise zeitung, vnd machet
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0053auch dises (neben deme, waß der Castell sonsten gutts 0054gemeldet) hoffen, das es ein zeichen, das der Cuhrfürst 0055sich villeicht sueche widerumb mit ihr Mayestät 0056ins benehmen zue sezen, welches der almechtige verleyen wolle. 0057Ihr Mayestät haben auch gnädigst gemeld, das sie auf 0058ostern ewer Durchlaucht die 3000 gulden schiken wollen, damit sie 0059es nachmahlen wie das vohrige mahl übermachen 0060mögen. Dieweilen ich noch kein antwort von ewer Durchlaucht 0061haben konnen wegen meines bruders Ludwich vnd seines 0062regiments, inmitels aber die order nit lenger 0063können verschoben worden, als hab ich mich vnterstanden, 0064bey ihr Mayestät vnterdehnigst zue bitten, das meines bruders regiment 0065halbendeil auch möchte herrunter kommen, dan 0066ihr Mayestät wie auch der Margraf vnd Starenberg, 0067welcher comendant zue Pfilipsburg vnd den 0068stattum des regiments zum besten kent, nit 0069vohr gutt befunden, das es ganz solle herunter 0070kommen, aus vnterschidligen vhrsachen, welche 0071ewer Durchlaucht aus führlich vom Stratman vernemen
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0072vernemmen werden, dan ich mihr eingebilt, das ewer 0073Durchlaucht auf alleweis gern sehn wurden, das mein brueder 0074bey diser campagne nit möge otios bleiben, 0075insonderheit weil der Herzog von Lottring 0076selbsten auch darbey sein wirt vnd etwan 0077so balt kein occassion möchte sein, das er so 0078vill lernen könte als bey diser. Hab ich 0079vnrecht gedahn, so bitte es vnterdehnigst ab vnd 0080will es suechen woh möglich zue redressiren. 0081Hoffet aber, es wurde ihm diser veltsuch 0082woll miglich sein. Due mich anbey in 0083ewer Durchlaucht gnade vnterdehnigst befehlen, die ich sterben 0084werde 0085ewer Durchlaucht 0086ganzergebenste trewgehorsamste 0087dochter 0088EMT 0089Wien den 16ten merz 1683