Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1682.12.17
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/9
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Es erfrewet mich vnausschprechlich, aus ewer Durchlaucht 0003gnädigstem schreiben vom 3ten dises dero guetten wohlstand 0004zue vernemmen vndt die freüdt, so sie erzeigen 0005wegen deßen, so ihr Mayestät, mein gnädigster Kaiser, ewer Durchlaucht 0006wegen Regenspurg geschrieben, gott geb, das es gesche 0007vnd wohl gesche, den effect bringen möge, welcher 0008so hoch vonnöten ist. Ich steh in großen sorgen 0009wegen Baiern . Ich kan ewer Durchlaucht vnterdehnigst nit bergen, 0010iedoch in höchstem kintligen vertrawen, das der Obr Burg 0011bey seinem obschit mihr in vertrawen gesacht, das 0012etlige ministros seindt, welche starkh gehn auf den 0013francösischen friden, welcher seines vnd meines erachten hochst 0014schädlich sein wirt, sonderlich auch die allianz mit Beyern 0015suechen zue verhindern, in welchen sachen sie auch den gutten Hoffcanzler so 0016ir gemacht, das nit allein der Cauniz erst 0017heündt wekh vnd das zwar ohne völlige instruc- 0018tion zum schluß, sondern er gahr darwider raten
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0019wirt, das man dise alianz schlißen soll. Es wirt vohrgewendt werden, ihr 0020Mayestät könten dise suma nit auf bringen, welche der Curfürst jahrlich begertwel 0021wegen der werbungen vnd volker vnterhaltung, 0022so sie selbsten duen müeßen. Das man dem 0023Cuhrfürsten auf einige güetter in landt versichern 0024oder selbe versezen soll, könten sie nit einraten, 0025vnd sey es entlich beßer, das man erwarte, das 0026es der feind mit gewalt nemme, als es 0027im friden mit einem freündt zue verliren 0028vnd in einen vnotigen krig mit Frankhreich gefürt zue werden. 0029Aber mit disem werden mihr Beyern verliren vnd ihn 0030zue Frankreich iagen vnd also wurden0031ihr Mayestät nezessitirt, mit ihme einen so höchst schädligen friden 0032ein zugehn, welchen er doch über wehnig monat 0033nit halten wurdt. Vnd also ein kleines guett 0034nit zue versezen, stehn mihr in gefahr, alles zu 0035verliren. Er sacht mihr, das der gutte Hoffkanzler 0036so in dises hinein gebracht, das er versichert, er 0037es ihr Mayestät also einraten werde, vnd ich kann ewer 0038Durchlaucht woll sagen, das ich weis, das es wahr ist. Also 0039wer mein vnterdehnigste meinung, wan ewer Durchlaucht den verlust
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0040dises Cuhrfürsten so hoch schäzen, wie sie es vohrdisem 0041gezeiget, so wollen sie disfals dem Hoffcanzler 0042ein eifrigs briefel zueschreiben, aber weder meiner, 0043noch das sie vernommen, als wan er einer 0044widrigen meinung wehre, darbey meldung duen, 0045dan er möchte sonst meinen, ich sezte einige diffi- 0046denz in ihn, welchs woll nit so ist vnd er mit dem 0047Bischoff sei, die ewer Mayestät noch trewe dienst können und0048hoffentlich werden duen. Also vermeinet ich ohne 0049vnterthenigste masgebung, das ewer Durchlaucht ihm nuhr die sach 0050recomendireten, die vhrsachen überschreiben, wahrumb 0051es so hoch vonöten, die gefahrlichkeit des franzosi- 0052schen friden mit den conditiones, so sie vohrschlagen, 0053vnd die vhrsachen, warumb man Beyern nit aus- 0054handen laßen soll. In dem andren werkh, so ewer 0055Durchlaucht gnädigst melden, wurde auch gahr gutt sein, 0056wan ewer Durchlaucht den Hoffcanzler ein wehnich aufmuntern 0057vnd zueschprechen. Ich hab auch dem Scheller 0058comission geben, es in ewer Durchlaucht vnd mein nahmen 0059bey ihm vnd dem Bischoff, bei welchem ich es auch selbsten eifrich gedahn, 0060zue duen. Der guette Obrist Hoffmeister ist entlich 0061gestorben, gott sey ihm genedich vnd verley er ihr Mayestät
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0062gnade vnd liecht, das es durch den ersezet werde, welcher 0063ihr Mayestät zumb besten vnd trewisten dienen wirt. 0064Wegen Preßlaw müeßen wir halt erwarten, was auf 0065die lestere schreiben vohr antwort kommen 0066wirt. Das man aber die schreiben offenbahren 0067soll, meinen ihr Mayestät auf keine weis, sonst 0068werden mihr erstlich niks mehr ihnnen vnd wurden 0069niks darmit richten. Das hechste secretum ist 0070in disem vonöten, gott geb, das balt zue 0071einem glükhligen end möge gelangen. Ich due 0072mich hirmit ewer Durchlaucht vnterdehnigst befehlen vnd werde 0073sterben 0074ewer Durchlaucht 0075gantz gehorsambst trewste 0076dochter 0077EMT 0078Wien den 17ten decembris 16820079Ich vernimme, das der Hoffkanzler beßer capirt, 0080wie notwendich das fedus mit Beyern sey, vnd ob er 0081zwar noch seine difficulteten hatt, so sezt ehr doch 0082sich nit mehr darwider.