Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1681.05.01
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/8
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Ewer Durchlaucht gnädiges schreiben vom 25 passato hatt mich 0003von herzen erfrewet, ihn deme ich daraus ewer Durchlaucht 0004guetten wohlstandt vernommen, wie auch meines 0005bruder Allexander völlige gesundtheit. Gott wolle sie 0006verners darbey erhalten vndt ewer Durchlaucht disen 0007heüntigen dag noch vnzahlbahr vilmahl mit 0008allem contento laßen erleben, welches ich ewer 0009Durchlaucht auß gewis iniglistem herzen vnterdehnigst anwüntsch 0010mit allem segen von gott, so sie selber verlangen 0011können. Sage ewer Durchlaucht vnterdehnigst dankh vohr alle 0012gnädige anwüntschungen, so sie mihr duen, weis 0013aber noch nit, wohran ich bin. Halt mich noch 0014als im zimmer vndt merendeils in der 0015rueh, bis man sicht, was daraus werden wirt.
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0016Bey dem iezigen schönen wetter ist es mihr wohl ein 0017wehnig ein bues, wan aber nuhr was ist, so ist schon 0018der müeh werdt. Die kinder seindt gottlob ver- 0019wichenen sontag gelüklich angelangt vndt wohl 0020auf. Der Josephl ist zwar noch etwas mager, 0021dan so balt ist nit möglich, das sich kan föllich 0022erhollen auf 3 wochen dopplete terzian vndt die 0023kräftig. Izt ist der meiste krieg vmbs eßen 0024bis es komt, wan ers darnach hatt, ist er 0025zwahr mit guettem appetit, aber nit hais 0026hungerich vndt nit gahr zue vill wie sonste 0027die kinder pflegen auf die fieber, aber 0028ich werd ihm iezt widerum nachmitag 0029etwas geben laßen, dan er das nachteßen gahr 0030hart erwart. Lauft widerumb vndt ist lustig. 0031Sie wohnen iezt gegen den burgplaz, so 0032ist sein große freit mit den soldaten.
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0033Haben ihnen auch vnter wegs hart am schiff salue 0034geschoßen, welchs wir zwar wegen des kleinen 0035medel verbotten hatten, damit sie nit im schlaff 0036erschrek, sie hatt aber so ein guetten schlaff 0037gehabt, das es nit gehört, vndt der Josep hat 0038es gern gehabt, wie wohl es ihnen ganz vnuersehen 0039geschen. Darnach haben die trumelschlager müeßen 0040zum schiff gehn, vndt den halben dag, den sie 0041haben müeßen still ligen, fast stats trumelen. 0042So hoffe werdt sich iezt balt föllig erholen, 0043geht im niks mehr ab als das noch ein wehnig 0044mager. Er waxt aber zimlich, so kan nit wohl 0045anders sein. Das klein medel hatt ein dicken 0046faisten kopf. Wegen Pater Marco ist mihr 0047wohl leid, das nit wirt kommen, hab 0048noch alleweil gehofft, gott geb sein gnade, das 0049er vill guetts ausricht, wohran ich nit zweifle. 0050Sage ewer Durchlaucht vnterdehnigsten dankh, das mihr
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0051bir vndt wein schiken. Mit bir bin izt sonst schon 0052versehn von landtobder Ens, welchs ich frisch 0053haben kan vndt nit in der gefahr steh, wie bey 0054dem andern, das wegen der hiz saur werde, dan 0055es in ein dag hie kan sein. Wein hab ich auch 0056noch vohr mich genuech, wan er wirt gen 0057ent gehn will schon solicitiren. Sag vnterdehnigsten dankh 0058vohr ale gnaden, befehl mich vnterdehnigst vndt 0059sterbe 0060ewer Durchlaucht 0061ganz ergebenste trew 0062gehorsamste dochter 0063EMT 0064Wien den 1 maij 16810065Ist mihr wohl vnerhört leidt, 0066das mit dem Scheller noch 0067nit reden können, weil noch im 0068arest bin. Ihr Mayestät aber werden ales 0069gern duen, das weis ich schon. So balt 0070als aufsten kann, werde mit im reden.