Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Prag am 1680.03.09
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/8
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Fürst, herzallerliebster herr vatter 0002Ich komme abermahl vnterdehnig vmb verzeiung 0003bitten, das ich meine schuldichkeit bey vohriger post 0004abermahl nit nachkommen bin. Die comedien vndt 0005das lernen des balets hatt mich daran verhindert. 0006Erfreüet mich von herzen, das ewer Durchlaucht sich so wohl 0007auf befinden. Ich hab auch wohl einen großen trost 0008bey der glükhligen anherokunft meines herrn bruedern, welcher 0009gottlob aller wohl vndt geradt ist, auch noch das 0010balet hatt mit gedanzt, welches er in 2 dagen gelernt, 0011darüber sich alle vnerhört verwundert. Der Santi hatt 0012gesagt, er getrauet sich es selber so balt nit zue 0013lernen, vndt alle ihn gahr sehr gelobt. Ihr Mayestät zeigen 0014sich auch gahr gnädich gegen ihn, alle ministri seint 0015schon bey ihm gewesen, vndt haben große ciuilitet erzeigt 0016wie auch die botschafter, insonderheit der schpanische, 0017welcher sich gahr affectionirt zeiget. Iezt ist ein 0018frag, ob er auch die hiesigen fürsten vndt gehaimen 0019räthen solle die reuisite geben. Es saget mihr der Fürst,
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0020welcher sich gahr eifrig zeigt, es sey gewis, das mein 0021eltister brueder schon nach declarirt sey worden, 0022so weit auf Sankt Franciscus Francisi dag bey dem Obristhoffmeister, 0023Obristkammerer vndt etligen geheimenrähten geweßen 0024seye. So, förchte ich wohl, werde dießer nit wohl 0025wehniger können duen, dan wan ich ihr Mayestät in so etwas frage,0026so geben sie mihr gleich zur antwort, wie es mein 0027elitster brueder hätte gehalten, wie er hier sey gewesen, 0028so solte es dieser auch machen. Also hab ich ihm 0029auch eingerathen, der Erzherzogin die Durchlaucht zue geben, weil 0030es mein eltister brueder so gedahn, dan gegen ein dame 0031vergibt man sich niks vndt ich weis, das ihr Mayestät 0032wohl wirt gefallen. Auf die nacht ist er allezeit 0033mit vns, aber zue mitag nit. Ich hab mich auch vnterstanden 0034ihm einzuerahten, einmahl bey der taffel zue mitag 0035aufzuewarten, in dem es der Herzog von Saxen, Anschpach, 0036Anhalt, Baden vndt alle regirende herren gedan, welche 0037hier gewesen sein. Es hatt ihr Mayestät wohl gefallen. Ich hoff 0038nit, das ich vnrecht darmit gedahn hab. Ich due
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0039mich hiermit in ewer Durchlaucht gnadt befehlen vndt werde sterben 0040ewer Durchlaucht 0041gans ergebenst trewgehors- 0042amste dochter 0043Prag den 9 merz 16800044Ich hoffe, der Irsch werde 0045gelüklich negoziren zue München, gott 0046gebe seyn genadt. Hier geht es nit gahr zuewohl, 0047förchte lauter, mihr werden mit der weil weiter 0048wandren müeßen, gott woll vns behüetten.