Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1679.05.02
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/8
Ausfertigungeigenhändig
119 r
0001Durchleüchtiger fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Ich bitte ewer Durchlaucht vnterdehnig vmb vergebung, 0003das ich bey vohriger post mein schuldichkeit 0004vnterlaßen mit schreiben. Die reis hieraus hatt 0005mich bis dahto verhindert. Vermeinte 0006auch, der Doctor wurde so balt ankommen 0007als die post, so habe alles auf ihn geschpart, 0008hab vermeint, er soll alsagen heütt frue 0009wekh. So haben aber ihr Mayestät vndt ich nit 0010können mit schreiben fertig werden. Hoffe aber 0011dannoch, er soll nit zue schpaht kommen, 0012wie wohl das zue Wien die ganze statt 0013voll ist, das ihr Durchlaucht, mein geliebste fraw mutter, schon wehren 0014nider kommen vnd ich widerumb einen brueder 0015bekommen, auch so gahr, das die Grauin von 0016Mansfelt mihr darzue gelükh gewüntscht vndt 0017die Marta beklagt, das sie zue schpaht komen. 0018Hoffe, es solle ein guettes anzeigen
119 v
0019sein, das es balt wahr werde, der almechtige 0020gebe seinen göttligen segen darzue. Es ist mihr 0021bey allem deme noch angst, wie wehre es 0022mihr erst gangen, wan der Doctor vndt 0023Marta hier wehren blieben. Gott gebe, das der 0024Ötting drunten etwas guetts aus richte. Ich förcht, 0025wan der Bischoff von Gurk gleich das ministerium 0026wurde annemmen, so wurde es gleichwohl der 0027Churfürst nit duen, dan er den Bischoff vndt 0028seinen bruedern gahr zue sehr im kopf hatt. 0029Wegen der votta, so ewer Durchlaucht verlangen vom 0030Kardinal vndt den andren, haben ihr Mayestät auch schon 0031befohlen, vndt werd ich auch disfals an Kardinal 0032schreiben. Wegen des Bischoffen von Münster werden 0033ewer Durchlaucht iezt schon erhalten haben, was ihr Mayestät 0034in dieser sach haben resoluirt. Gott gebe, das 0035ewer Durchlaucht profezeiung wegen Schpanien erfület werde, 0036dan ich mich sehr des widerschpils besorge. 0037Was den Grana anbelangt, können ewer Durchlaucht 0038gnädigst versichert sein, das ich dero befehl eiferigst
120 r
0039werde nachkommen. Wegen des Baurs, sorg ich, 0040werden ihr Mayestät schwerlich etwas resoluiren, weil er 0041erst iezt zue der obristleutenant stell 0042promouirt worden. Ich werde nit vnterlaßen, 0043mit nechster post meiner schuldichkeit woh 0044möglich nachkommen. Ich gesteh wohl, das ich nit 0045weis, wie mihr geschen ist, das ich mich in den 0046brieuen verirret habe, aber es schatt nit, dan ich 0047wohl weis, wie ?? güettich die liebste Erzherzogin gegen 0048mihr, das ich disfals niks zue befahren. Ich schreib 0049ihr die ganze sach, welches ewer Durchlaucht von ihr werden 0050vernemmen können, vndt ist vndt ich kurze halber hier 0051aus laße, sonst wurt nit fertig, das der Doctor 0052heütt noch wekh könte. Darumb befehle mich hiermit 0053vnterdehnig in dero gnade vndt sterb 0054ewer Durchlaucht 0055ganzergebenste trew gehorsamst 0056dochter EMT 0057Wien den 2 maij 16790058Postscriptum Wegen ewer Durchlaucht herunter reis hab noch kein 0059positiue resolution von ihr Mayestät können heraus bringen, will aber 0060widerumb weiters mit vnserem Hoher zue raht gehn, was 0061zue duen sey. Bitte auf dießes keine antwort.
120 v
0062Dieweilen auch gestern ewer Durchlaucht nahmen dag gewesen, 0063als due ich hier mit dießen vndt deren noch 0064vnzahlbahr fille volgende mitt aller glükhsehlich- 0065keit erfüllet ewer Durchlaucht gehorsamst anwüntschen. Bitte allein, mich 0066in dero gnade zue erhalten, so bin ich glükhsehlich, wie wohl 0067ich es nit verdiene.