Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1677.08.01
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/8
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtigster Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Es erfrewet mich von herzen, aus beyde dero werteste 0003schreiben vom 14 vndt 17 des vorigen monats zu vernemen, 0004das ihr Durchlaucht sich in so guettem wohlstant befinden 0005vndt das iagen so wohl abgangen. Hier ist erst der geschlag 0006hirsch 8 dag schpähter gefangen worden. Erfrewet mich auch, 0007das der Cuhrfürst so eifrig geschriben, zweifle nit, das 0008solches vndt die schreiben von ihr Mayestät einen guetten 0009effect duen werden, welches von herzen wüntsche. Der 0010Elste vndt keiner von Ritberg ist hier, der Elste ist 0011einmahl nuhr ein dag zu Laxenburg gewesen, welches 0012daselbige mahl ihr Durchlaucht berichtet. Die Gräuin aber mit 0013ihren beyden döchtern ist zwahr iezt würklich auch nit 0014hier, sondern mit der Fürstin von Liechtenstein, ihrer 0015schwester, auf ihr guett. Wirt aber balt, wie ich vermeine, 0016widerumb kommen, alsdan werden ihr Mayestät, mein gnädiger herr, 0017wie sie mihr gnädig das, was ihr Durchlaucht verlangen, eingewilliget, 0018villeicht duen. Ich steh alzeit dero befehl zu gehorsammen. 0019Wegen meines eltren brueder werden ihr Durchlaucht aus meinem 0020vohrigen schreiben ersehen haben das, was die verwittibtite 0021Kaiserin mit ihr Mayestät, meinem gnädigsten Kaiser, gerett. Also vermeine 0022einmahl, das beßer seye, noch ein wehnig zu warten, 0023damit ihr Mayestät nit gahr zu importun seye, doch wan
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0024vnterdeßen gelegenheit geben wirt, ohne selbigs zu sein 0025etwas darein zu melden, werde gewislich nit versaumen, 0026dan ihr Durchlaucht leicht selber erachten können, das ohne deme, 0027das mein höchstes verlangen ist, ihr Durchlaucht zu dienen wie auch 0028selbige vnd meinen bruederen zuefriden zu sehn, ich 0029in der welt keine größere freüdt könte haben, als dieses 0030zue sehn. Dan ie mehr die meinige mit ihr Mayestät, meinem gnädigsten herrn, 0031verknüpfet seh, ie großere consolation ich darbey habe. 0032Wegen deß Bongarts habe ihr Mayestät gefragt, welche mihr 0033gnädigst geantwortet, er hätte zwahr vohr diesem einmahl 0034darumb angehalten, aber schon lang, seyder aber nie mehr, 0035vndt seye iezt ganz gein gedancken darauf, also das ihr Durchlaucht 0036disfals keine sorg wollen haben. Befehle mich nochmahlen 0037in dero vatterlige beharlige affection, die ich allezeit verbleiben 0038werde 0039ihr Durchlaucht 0040ganzergebenste trewgehorsamste 0041dochter bis in doht 0042EMT 0043Wien den 1 augst 16770044Das wegelen haben ihr Mayestät noch nit 0045probirt, dan sie allezeit in den großen 0046wagen vahren. Villeicht aber gegen die bronft auf die bürst 0047weren sie es einmahl probiren. Schike hierbey die anwort 0048vom Bischof von Freisingen Liebden, warüber ihr Durchlaucht befehl erwarte.
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0049Postscriptum Dieses habe geschrieben, das ihr Mayestät den brief solten gelesen, 0050hatt es aber nit gedahn. Berichte hierbey, das wegen der 0051schreiben, so ihr Durchlaucht an die Kaiserin abgehen laßen, mit 0052dem Hoher reden laßen, was er meint das darin zu duen sey, 0053ob die Keiserin ihr Mayestät den brief sollen leßen laßen oder 0054wie man es machen soll. Erwarte iezt sein antwort 0055vndt werde alsdan berichten, was weiters geschen wirt.