Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1706.10.20
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/7
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Curfürst, mein herzallerlibster herr bruder 0002Ich hette langst auf dero schreiben vom 9ten passato 0003geantwort, habe aber vermeindt zu erwarten, was 0004ihr Heiligkeit in der munstrischen sag ausschprechen werden. 0005Zweifele nit, er werde vnsren Bischof von Osnabrukh confir- 0006miren, als deßen wahl legitime geschen vnd bey der andren 0007ville fähler vnterlaufen. Das schantligste ist, vndt hett 0008ich es mihr nie einbilden können, das ein ambition sich 0009so solt verliren machen, wider den Papsten vnd den Keiser 0010zu höchsten schaden vndt vnruh des Reichs vnd nachdeil der 0011religion, sich an vndt vnter vncatolische protection zu 0012henken, welches die erschrekligste consequenzen nach sich zien 0013kan, vnd wan ihnen dises gelingt, sie in allen stifftern wollen 0014leges vohrschreiben vnd alle bischoff im Reich machen werden. 0015Ich kan dero Liebden nit bergen das ich zu meiner hochsten nottiffi- 0016cation von vnterschidligen hören mus, als solten dero Liebden auch 0017den Bischoffen von Osnabrük abandeniren vnd der gegen parti
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0018beförderlich sein, dan wan auch nit das wort, so dero Liebden ihnen dem 0019Keiser vnd mihr vohr ihn geben, vnd die freuntschafft, so dero Liebden vohr 0020selbiges haus haben, so bin ich doch gesichret, das dero Liebden das publicum 0021wie auch das Reichs vnd die religion gahr zu lieb haben, das sie zu 0022was solchen, so allen disen den höchsten schaden bringst, cooperiren wurden, 0023sondern vill mehr den Bischoff von Paterborn vnd die Herren Staden suchen 0024zur raison zu bringen vnd auch zu Rohm vohr vnsern 0025Bischoff von Osnabrukh die confirmation helfen auswürken 0026vndt dem Fedl, welcher schon vill passus gedahn, dauon ich gesichert 0027bin, das er von dero Liebden kein befehl gehabt haben wirt, scharf befehlen, 0028niks bey ihr Heiligkeit zu negotiren, was ihm dero Liebden nit befehlen vnd 0029was wider den Kaißer vnd den Bischoff könte sein. Ich hab dise 0030ganzlige zuefersicht, das dero Liebden in disen bestendig verharen werden. 0031Im übrigen ist der Hertot hier wider angelangt, vnd seint 0032mihr alle mitt ihm gahr übel zuefriden gewesen, das er 0033nit nach dero Liebden befehl auf Düßeldorf gangen ist. Er hatt 0034sich aber mit der vnmöglikeit entschuldiget, wie 0035dero Liebden aus beyligenden seinen schreiben werden ersehen, welches ich herbey 0036schließ, vnd er aus forcht, ein fähler in titul zu begehen, 0037nit überschrieben hatt, waraus auch dero Liebden sein vollige relation 0038vernemmen werden. Den Garelli haben auf Preßlaw vndt Prag 0039geschikt, von Preslaw hab nachricht, das er sie sehr lobt, aber 0040noch allzu jung vndt nit ausgewaksen oder in stand zu heiraten gefunden .
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0041Forchte, es werd mit der andren eben so sein. In deßen wirt der Sinzendorf 0042vnd der Pater bey dero Liebden angelangt sein vnd dero Liebden selbigen weiters beforderen, 0043gott gebe sein gnad und was zu seiner ehr ist. Wegen Sulsbach 0044werden dero Liebden auch vom Wißer vernemmen, was ich hab notwendig 0045befunden an selbige Prinzeßin zu schreiben, weil periculum in 0046mora wahr, das sie das kint hetten auf Wolfenbüttel geschikt, 0047wan ich ein antwort bekomm, werds dero Liebden berichten. Laßen sies 0048auf Regenspurg, kenen dero Liebden alzeit disponiren, wohin sie wollen, wans 0049möglich, wier es mihr zu Parma zum libsten, weil mein schwester 0050vohr ihn sorg dragen wurde. Sonst bin ich nit in geringen sorgen, 0051weil so gahr niks aus Schpanien vnd man mein arme fraw 0052schwester gefangen sagt, auch nit weis, wies mein sohn geht, der liebste 0053gott wolle alles zum besten schiken. Ich aber werde leben vndt 0054sterben 0055dero Liebden 0056getrewste schwester 0057Eleonora 0058Wien den 20ten octobris 1706 0059Ich mein, ich hab dis memorial von mein camerdiener vergeßen einzuschlißen, 0060so schikh es hirbey, weil er mich so gebetten vnd niks als ein tittul verlangt.
