Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg an Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg, Düsseldorf am 01.05.1706
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/7
Erwähnte Briefe: EMT an JW 1.5.1706
Da nun die Acht erklärt und der Lehensbrief zerrissen wurde und der ehemalige Kurfürst in Bayern alle seine Ehren und Würden verloren hat, hofft JW stündlich auf die Erklärung des Kaisers, dass er als im Frieden zu Münster eingesetzter Nachfolger in alle seinem Kurhaus zur Zeit (Kurfürst) Friedrichs V. abgesprochenen Würden und Länder wieder eingesetzt wird. Der Wiser wird dann gleich den Befehl JWs zum Weitermarsch seiner Truppen nach Italien abschicken. Weiß, dass er viele Feinde unter den (kaiserlichen) Ministern hat und dass die gnädigen Intentionen EMTs und des Kaisers behindert werden; dringt daher auf einen raschen Abschluss. – Hat keine Neuigkeiten vom Grafen Schönborn . – Erwartet die Entscheidung seines Bruders (Franz Ludwig), des Hoch- und Deutschmeisters, ob er sich um das Bistum Münster bewerben will . Wenn er dort gewählt würde, wäre das Bistum durch seine Resignation viel eher an den Bischof von Osnabrück zu bringen als jetzt. – Bei einer Heirat (des Hoch- und Deutschmeisters) wäre die Frage, woher er seinen Unterhalt beziehen könnte. – Der hiesige preußische Minister bringt bei jeder Gelegenheit die gegenseitige Erbfolge ins Spiel und hofft, dass JW wegen der Oberpfalz von dem preußischen Unterstützungsangebot Gebrauch machen muss. Der Kaiser könnte aber als Exekutor des Westfälischen Friedens allen Widerspruch vermeiden, indem er die Sache nicht vor das Kurfürstenkollegium kommen lässt. – Kann die Ratifikation des mit dem Grafen Welz gemachten Vertrags nicht annehmen, weil sie dessen Substanz widerspricht; den Truppen würden mehr Brot und Hafer abgezogen, als sie überhaupt bekommen sollen. – Der Douven hält sich bereit dafür, auf EMTs Befehl mit dem Dr. Hertot die vorgeschlagenen Höfe zu besuchen. – Gott gebe einen guten Ausgang der Belagerung von Barcelona. – Kennt den Piazza seit drei Jahren und hat nichts von ihm gehört, was einen Anschein von Parteilichkeit für Frankreich erwecken könnte. Falls der Kaiser ihn aber nicht will, kann JW auch den jetzigen Nuntius in Florenz, Monsignore Sanvitale , empfehlen. – Muss gestehen, dass der Conte Ruggiero ihn gleich anderen betrogen hat; falls er ihn in die Hände bekommt, wird er ein Exempel statuieren. Bittet um die von EMT erwähnte Probe. – Wenn er und der Bischof von Raab zusammenkämen, würden sie womöglich erst recht miteinander streiten; will dem Bischof nicht schaden, weiß aber, was er mit eigenen Augen gesehen und mit eigenen Ohren gehört hat.
Erwähnte Briefe im PS ab 36r: EMT an JW 8.5.1706
Regest zum PS ab 36r: Hat eben einen Kurier mit dem Befehl zum Weitermarsch an seine Truppen geschickt, die bereits am 13. Mai an der Grenze Tirols angekommen sind. – Verlässt sich wegen der Oberpfalz und allen dazugehörigen Ländern und Rechten sowie wegen der Kurwürde auf EMTs Versicherung. Bittet nochmals, die Sache nicht vor das Kurfürstenkollegium zu bringen. Der hiesige preußische Minister hat JW gestern bereits mitgeteilt, dass sein Herr mit mehreren Formulierungen der Achterklärung nicht einverstanden ist. – Wird wie vom Kaiser befohlen den Graf Fugger schicken; er wird gute Dienste leisten, obwohl der Bruder (Pfalzgraf Karl Philipp) das nicht verdient, nachdem er so dafür intrigiert hat.