0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herz allerliebster herr vatter 0002Ewer Durchlaucht gnädiges schreiben vom 15ten dis hab mit vnterdehnigstem respect 0003empfangen. Vnd erfrewet mich von herzen, das mit dero 0004cattarr sich gebeßert, vnd obwollen selbiger annoch 0005noch nit gahr vergangen, so hoffe docg, das wetter werde 0006balt wermer werden vnd er damit ein endt nemmen. 0007Noch ist es zwar gahr übel, das mihr zwar am 0008montag aus gewest, aber niks richten können wegen des windt, 0009vnd dersider duets alleweil regnen vnd ist heüdt 0010widerumb recht kalt, das also kein wunder, wan die 0011reiger noch nit passiren wollen. Alle schreiben, das die Königin 0012schon wekh vnd weit auanzirt von schiffen angetroffen worden, 0013also zweifle ich nit, das mihr mit ehisten ihre glükh- 0014lige ankunft vernemmen werden. Mein schwester Dorote 0015ist glükhlich Inschprukh passirt, vnd hatt der guette Herzoch 0016ihr die lezte ciuilitet erzeiget, dan ewer Durchlaucht werden leider 0017schon deßen vnverhofften vnd geschwinden doht auf seiner herab-

0018reise vernommen nah haben. Diser verlust ist vnersezlich vohr 0019ihr Mayestät, das Reich vnd die ganze christenheit. Jezt 0020periclitirt die ganze campagne, wan gott nit ab- 0021sonderlich sein almechtige handt, wie ich hoffe, 0022darüber halt. Ihr Mayestät duen es auch sehr empfinden, 0023wie es nit anderst sein kan. Ich zweifel nit, 0024er sey in der ewigen freüdt, aber in disen coniunc- 0025turen absonderlich ist es woll zue beklagen, 0026doch musen mihr in allem mit dem göttligen willen 0027zuefriden sein, den der weis alles, warumb ers duet 0028vnd alles, was er duet, ist das beste. 0029Was mihr ewer Durchlaucht gnädigst befehlen wegen meines herrn brudern, 0030des Cuhrprinz, werd ich zwar nit vnterlaßen vnterdehnigst 0031nachzueleben, es wirt ihm aber woll hart ankommen, 0032in dem so vill cuhr- vnd fürsten selbsten ins felt 0033gehen, allein zue haus zue sizen. Ich will ihm aber 0034gewißlich eifrich zueschreiben. Wan er ein mahl wider 0035verheirat wehr, wurd es leichter sein, ihn zu haus zu 0036behalten, vnd kan ihms einesdeils nit vohr übel haben, 0037das er verlangt, auch etwas im krieg zue sehen 0038vnd zue lernen. Das ist der jungen leüt ihr element, 0039aber insonderheit, weil er die gesuntheit nit hatt.

0040Mit dißer occasion aber falt mihr ein, das ich 0041schon etlich posten hab vergeßen, ewer Durchlaucht vnterdehnigst zue 0042bitten, dem Hammilton die gnad zue duen vnd die 0043campagne erlauben zue duen. Es hatt mihr zwar 0044der Canzler Irsch zue Augschpurg gesacht, das ewer Durchlaucht 0045wolten, oder er soll dero dienst quitiren oder die 0046campement campagne vnterlaßen, welches er doch mit ewer Durchlaucht gnädiger erlaubnus 0047angenommen, wurd aber darbey leiden, wie auch sein 0048reputation. Auch ist es zue ewer Durchlaucht dienst 0049selbsten, das er sich hierdurch mehr qualificirt 0050macht, ins könftige zue dienen. Also verhoff 0051ich, ewer Durchlaucht werden ihme nit so vngenedig sein, 0052seine bey ewer Durchlaucht habende dienst zue berauben, 0053sondren in dero vohrigen schargen vnd gnaden 0054erhalten. Er wirt doch dise wehnig monat nit 0055vill verabsaumen vnd darnach alles dopelt 0056herrein bringen. Ihr Mayestät, mein geliebster Keiser, haben auch 0057dises ewer Durchlaucht reccomendiren wollen, seint es 0058aber bey vohriger post vergeßen, vnd heünt haben 0059so vill zue duen wegen der bedrübten zeitung vom 0060Herzoch, das nit zeit haben zue schreiben. Ich bitt ewer

0061ewer Durchlaucht vnterdehnigst vmb vergebung, das ich mich erkünt, 0062dis zue schreiben. Vohr erst bin ich der lieben alten Mamer 0063sehlig so hoch obligirt, das ich deswegen schuldich bin, 0064mich dankhbar zue zeigen, vnd glaub auch, es 0065sey ewer Durchlaucht selbst eigener dienst, das er 0066sich qualificirt mache, vnd ist iah als eins 0067herr vnd sohn. Ewer Durchlaucht gütte ist über alles, 0068die werden auch wegen der lieben Mamer sehliger 0069ihm gnedich sein. Befehl mich vnterdehnigst vnd ersterbe 0070ewer Durchlaucht 0071vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0072Eleonora 0073Wien den 20ten aprill 1690