Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtige Cuhrfürstin, mein herzallerliebste fraw muetter0002Ich bitt vnterdehnigst vmb vergebung, das ich die vohrige 0003post mein schuldichkeit nit hab abgelegt mit 0004schreiben, auch heündt so wehnig schreiben kann, weil mihr heüdt 0005das rosenkranz fest gehabt bein dominicanern 0006vnd erst vmb 8 vhr heim kommen sein. Gott 0007lob, das sich mit ihr Durchlaucht, mein geliebsten herrn vattern, 0008widerumb beßert, der wolle auch balt die 0009kreften widerumb völlich verleyen. Was mihr ewer 0010Durchlaucht gnädigst befohlen wegen der nepentes oder exischen 0011pillen, hab ich das recept schon bey vohriger post 0012vnterdehnigst überschikt, wie auch die zant pflaster vnd 0013noch zwey fleschel apobalsam. Wan ewer Durchlaucht 0014mehr verlangen, werds gleich schiken, hab wehnig 0015auf ein mahl geschikt, damit, wan man eins verliehrt, 0016nit so vill verlohren geht. Von der tinctur,


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0017so sagt der Doctor Hertot, das er wider ein geschikt 0018hab. Es geht halt gahr langsam her mit dem 0019machen, braucht vill zeit. Es ist aber noch ein 0020caualier hir, der kan eben dise tinctur so 0021gutte oer beßer machen als der Doctor Hertot, 0022hatts von eben dem gelernt, von dems der 0023Hertot hatt gelernt. Dort will ich sehen, das ich 0024auch etwas bekomb, vnterdeßen will auch 0025den Hertot wider mehr machen laßen. Meine 0026brüder seint gottlob woll ankommen, werd 0027ewer Durchlaucht gnädigen befehl wegen bruder Pfilip Wilhelm 0028möglist nachleben, werd von ihm vernemmen, 0029was er verlangt. Ich hab woll gemerkt, das 0030er gern in Italien ein reis deht, weis 0031aber nit, ob er von ihr Durchlaucht herr vatter erlaubnus 0032dazue hatt. Mues enden in eil, befehl mich 0033vnterdehnigst vnd werde sterben 0034ewer Durchlaucht 0035vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0036EMT 0037Wien den 3ten octobris 1688 0038Die music auf Sankt Cattrin werd mit nechstem schiken, wer 0039wirt aber an statt bruder Pfilip Wilhelm singen.