Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1688.09.05
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Ich hab dero gnädiges schreiben mit schuldigstem respect, 0003aber auch großen sorgen empfangen, weil ich daraus 0004ersehen, das ewer Durchlaucht sich mit einer diarea in- 0005commodirt befinden. Will zue gott hoffen, 0006das iezt ewer Durchlaucht widerumb vollich restituirt 0007sein werden, warumb ich ihn herzlich bitte. Was 0008mihr ewer Durchlaucht gnädigst befohlen, mit dem Graf Carl 0009zue reden wegen meins bruedren heirat in Polen, 0010dem werde fleisigist nachkommen, dan es sind heünt die 0011brief darzue zu schpaht eingeloffen, werde aber 0012mit nechstem ewer Durchlaucht berichten. Der Deütschmeister 0013schreibt mihr von Lüttich, das ihm die dumherren 0014große lieb erzeigen, also hoff ich, werd es
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0015desto leichter sein, die coadiutori aus zuewürken, 0016warzue ihr Mayestät niks vnterlaßen werden, doch 0017meinen alle hier, man soll es so geschwindt 0018nit rüeren, sondern vnterdeßen vnter der handt 0019sehen die gemüehter zue gewinnen, damit man 0020sicher geh vnd nit wider fehl schlage. Bitt 0021auch vnterdehnigst vmb vergebung, das ich 0022bey vohriger post mein vnterdehnigste schuldichkeit 0023nit hab abgelegt. Mihr seint gahr schpaht 0024vom iagen kommen, das nit möglich mehr zeit 0025wahr, wie der Fürst ewer Durchlaucht vnterdehnigst wirt 0026bericht haben. Das iagen ist guett abgangen, 0027die hirsch schreien izt schon, ihr Mayestät seint 0028schon einmahl auf der bürst geweßen, 0029aber niks bekommen. Aus Vngern haben 0030mihr, das vnsere leüt wol auanziren, 0031auch schon anfangt ein bresche zue machen, wie 0032woll sie die maur diker gefunden, als sie 0033vermeint, hoffen doch balt ein ent
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0034darmit zue machen. Gestern sein auch brif 0035vom Herzoch von Lotring von Eßek kommen, 0036das er sich woll auf befind. Bitt 0037ewer Durchlaucht vnterdehnigst, sie wollen kein entschuldigung 0038mit dero vnterdehnigstem kihnt machen, das nit mit 0039handen schreiben. Es hett mich woll herzlich 0040bedrüebt, wan ewer Durchlaucht sich dise vngelegen- 0041heit meinetwegen gemacht hetten, insonderheit 0042dah sie sich nit woll auf befinden, 0043vnd ist mihr dises dero sch die gröste gnad, 0044inhn welche mich mich verners vnterdehnigst 0045empfehle, als die ich sterben werde 0046ewer Durchlaucht 0047vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0048EMT 0049Wien den 3 5ten septembris 1688