Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1688.08.22
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Ewer Durchlaucht bede gnädige schreiben vom 14ten mit der heüntigen 0003post vnd gestern mit ein curir vom 17ten dis hab 0004mit vnterdehnigstem respect empfangen. Erfrewet mich 0005von herzen, dero guette gesuntheit zue vernemmen, 0006bitt aber nochmahlen vnterdehnigst, wegen vnterlaßung 0007des schreiben mit dero vnterdehnigstem kindt kein entschuldigung 0008zue machen, sonst förchte ich in vngnaden zue 0009sein. Mihr ist die gröste gnad, wan ewer Durchlaucht sich meinet- 0010wegen nit die geringste vngelegenheit machen. Was 0011ewer Durchlaucht gnädigst wegen meines bruders Carl seiner heirat melden, 0012wahrzue ich nachmahlen vnterdehnigst gratulire, wirt 0013der curir ehistens wider abgefertigt werden, aber
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0014so vill ich gehört, vermeinen ihr Mayestät, man soll 0015izt die sach gehen laßen, biß man sicht, was die 0016polaken duen werden, vnd solten sie etwas widrigs 0017duen, alsdan soll man in der sach negotiren. Dan 0018das meiste ist an dem, das man vohr mein bruder das 0019ius indignatis erlangt, das mues man auf 0020dem reichsdag suechen, welcher iezt balt sein wirt, 0021vnd wan mans von ihnen erhalt, kans der König 0022nit hindren. Darauf werden ihr Mayestät schon negotiren 0023laßen, vnd hatt er das, so kan ihm nimant 0024die güetter disputiren, doch mit dem curir 0025wirt der Hoffcanzler ewer Durchlaucht alles verners berichten. 0026Das Beyern so kalt in der cölnischen sach, ist woll 0027übel. Ihr Mayestät dreiben woll alzeit an ihm, vnd wan 0028er her wirt kommen, wirt man als mit ihm 0029fest stellen. Das er ewer Durchlaucht nit gedankht, ist woll 0030ein plump stükel, er hats aber auch an ihr Mayestät 0031erst gestern gedan, welchen brief der Fuker mit ge- 0032bracht hatt. Er ist izt so beschefftigt mit 0033Belgrad, das er auf niks anderst gedenkht.
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0034Gott geb, das zue Lüttich die wahl woll ausge- 0035schlagen. Ihr Mayestät haben dem Ekh befohlen, das eüser- 0036ste zue duen. Sie schreiben auch, das die beyrische es 0037vohr Prinz Clement verlohren geben vnd also auch 0038vohr vns negotiren. Ihr Mayestät verlangens woll 0039sehr vnd haben noch gestren zu mihr gesacht, 0040das sie iezt kein größer freüdt könten haben, als 0041wan die zeitung keme, das der Deütschmeister 0042wehr Bischoff worden, gott geb sein gnad. Es schrecket 0043mich nuhr, das der Fürstenberger hin ist, so mus 0044er doch hoffnung haben, gott wirt alles zum besten 0045schiken. Es hatt heutt vnser prediger über das gepredigt, 0046omnia bene fecit, hatts gahr schön gemacht. Es be- 0047drüebt mich aber von herzen, das der Deütschmeister 0048wider das fieber hatt, wie ich heündt aus seinem 0049brief gesehen, ist izt auf keine reis, geschweigen 0050campagne zue gedenkhen, gott geb, das balt 0051beßer werd. Mit disem due mich in ewer Durchlaucht 0052gnade vnterdehnigst befehlen, die ich sterben werde 0053ewer Durchlaucht 0054vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0055EMT 0056Wien den 22 august 1688