Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1688.07.11
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Ich verhoffe, ewer Durchlaucht werden sich in guettem wohl- 0003standt befinden, welches mich über alles erfreüen 0004wirt zue vernemmen. Ewer Durchlaucht werden mit 0005dem lezteren curir aus dem postscriptum, so ich an 0006ihr Durchlaucht, mein geliebste fraw mutter gedahn, gh ersehen 0007haben, was der Hoffkanzler in dem haubt werkh 0008gericht hatt. Weil sich der Cuhrfürst schon so 0009weit eingelaßen, also zweifele ich nit, das, 0010wan er wirt aus dem felt kommen vnd der 0011Cauniz hier wirt sein, die sach wirt vollich aiustirt 0012werden, gott geb darzue sein gnad. Das hatt 0013er auch den Hoffkanzler versichert, das er mit 0014Frankhreich ganz kein impegno hab. Es sey 0015zwar nit ohn, das sie ihm große offerten
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0016gedahn, er hab sich aber in niks eingelaßen, 0017gott geb bestendichkeit. Der Herzoch von Lottring 0018wirt beßer, doch ist gestern vnd heündt die 0019puls wider etwas alterirt, nit so vill, das ein 0020fieber nennen können, aber doch nit wie sie soll 0021sein, gott geb, das balt vollich beßer werde. Heündt 0022kombt der Herzog von Mantua, der geht auch 0023zur armée, hatt vill leüt mit, auch ein guarde. 0024Iezt wirts starkh ahn gehen, gott geb sein gnad 0025zue disem feltzug, so wehr villeicht darauf 0026ein gutter frid zue hoffen. Der Deütsch Meister 0027wirt iezt schon bey ewer Durchlaucht balt sein, gottlob, das 0028ihm die cur so gutt ist bekommen, er vermeint 0029wohl in standt zue sein, wider können ins velt 0030zue gehen. Es wehre ihm wohl zue wüntschen, 0031weil er bey den vorigen so vill gloire er- 0032worben, wurde er in disen nit wehniger 0033gelegenheit darzue haben. Mit disen due ich mich 0034ewer Durchlaucht vnterdehnigst befehlen vnd werde sterben 0035ewer Durchlaucht 0036vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0037EMT 0038Wien den 11ten julij 1688
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0039Postscriptum Jezt gleich werd ich mit ewer Durchlaucht gnädigem 0040schreiben vom 3ten dis begnadet, wahruohr ich vnterdehnigsten dankh 0041erstatte. Erfrewet mich von herzen, ewer Durchlaucht gesundheit 0042zue vernemmen. In der cölnischen sach werden ewer Durchlaucht 0043mit dem curir schon alles empfangen haben, 0044von Rohm wirt auch schon das meiste eingeloffen sein. 0045Wegen der parmensischen heirat werd ich weiters mit 0046ewer Mayestät reden, dan heündt schon schpaht vnd der 0047Herzoch von Mantuawird izt gleich ankommen, mihr werden auch izt 0048balt zum eßen gehn. Der Herzog hatt eben audienz bey ihr 0049Mayestät gehabt, mit nechstem werde aber alles 0050vnterdehnigst berichten. Bitt vnterdehnigst, sich wegen vnterlaßung des 0051schreibens gegen dero vnterdehnigste dochter nit zu entschuldigen, 0052dan ich sonsten in forcht in vngnaden zu sein, 0053mihr ist schon genuech, wan ich die gnädige erlaubnus 0054hab, ewer Durchlaucht mit meinen vnterdehnigsten zeilen zu bedienen. 0055Due mich nachmahlen in dero gnade vnterdehnigst befehlen.