Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Preßburg am 1687.12.18
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Ich bitt ewer Durchlaucht vnterdehnigst vmb vergebung, das ich zwey 0003posten mein schuldichkeit hab verabsaumbt, ist 0004die reis auf Wien vnd wider her deils 0005daran schuldich, deils auch, weil dise curier gehen, 0006so hoffe ich ich, sie werden vohr der post an- 0007langen. Vnser reis ist gottlob woll abgangen, 0008vnd außer das ihr Mayestät mein Kaiser ein zimlich 0009starken cattarr haben, hoffe aber, soll balt 0010beßer werden. Ich wolt, das mihr hier balt 0011wider fort kähmen, dan die lufft ihr Mayestät nit 0012woll bekommbt. Die vngren habens so lang 0013gemacht mit ihren grauaminibus, izt habens ein 0014mahl ein geben, morgen werdens ihr Mayestät deliberiren, 0015so, hoff ich, werts darnach balt werden. In der 0016cölnischen sach werden ewer Durchlaucht mit heüntichem 0017courir alles bekommen, ich hoff, auch des
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0018Markgrauen votum mit schiken zue können, woh nit, 0019wirt es mit nechstem volgen. Dem Rekheim 0020wirt der Markgrau schreiben, wie auch den Zolern. 0021Der Könisekh geht selbsten hinunter, gott gebe 0022einen gutten effect. Hierbey überschike ich ewer Durchlaucht 0023des Margrauen blanchet, er bitt aber woll 0024hoch, das soll in secreto bleiben vnd nit 0025bis zue rechter zeit paleirt werden, damit er 0026nit umsonst prostituirt werde. Ewer Durchlaucht werdens 0027schon zue menagiren wißen, das der Margraf damit 0028zuefriden wirt sein. Der Deütschmeister ist wekh, 0029ewer Durchlaucht duen gahr höchsterleücht, das sie ihm das 0030dohr offen halten zu den stifftern. Er wirt ewer 0031Durchlaucht in der sach, so Pater Marco schreibt, können infor- 0032miren, es ist halt so ein sach, das eins schier 0033nimmer weis, wem man glauben soll oder kan. 0034In der meinsischen sach werden ewer Durchlaucht balt auch 0035nachricht haben erster dagen. Ihr Mayestät haben noch nit 0036können es recht überlegen, haben zue vill mit 0037dem cölnischen vnd vngrischen zue duen gehabt.
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0038Ich glaub aber, man wirt iezt ein wehnig sehen 0039müeßen, wie das colnische wesen auschlagt, eh weiters 0040was zue duen wirt sein. Was des Cloudi brif 0041anlangt, so wirt auf alleweis vohrsehung ge- 0042schen, das die person vohr der campagne 0043wekh komme, des können ewer Durchlaucht gehorsamst ver- 0044sichert sein, vnd vermein ich woll, er wurt bey 0045der Markgreuin nuhr mehrer lieb vnd estime 0046erwerben, wan er sich in selbiger widrumb 0047signaliren wurde. Ich überschikh ewer Durchlaucht 0048auch vnterdehnigst ein brif, woh ich bin in der 0049überschrift irr worden. Ist mihr aber schier 0050ein wehnig bang bey der zeitung, dan noch 0051niks kommen ist, hette schon vohr zwey dagen 0052hier können sein, gott geb sein gnad, das niks 0053drein kommen sey. Mit disem due ich mich 0054ewer Durchlaucht vnterdehnigst befehlen vnd werde sterben 0055ewer Durchlaucht 0056vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0057EMT 0058Presburg den 18ten decembris 1687