Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1687.01.30
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Ich sag ewer Durchlaucht vnterdehnigsten dankh vohr bede dero gnädige 0003schreiben vom 10ten vnd 18ten. Das erstere aber hab 0004ich erst den freitag vnd das leztere gleich den samstag 0005drauf bekommen. Kan mihr nit einbilden, woh 0006die ersten brif so lang geblieben. Ich hab ein 0007klein argwohn, aber zwar ohne fundament, der 0008Hoffkanzler habs vergeßen ehnder zue schiken. Ist 0009mihr leidt, das ich aus beden vernemmen mues, 0010das ewer Durchlaucht anoch an dero fueß leiden. Diese 0011sachen machen gahr lang schmerzen, hoffe aber zu 0012gott, es werde iezt widerumb ganz guett sein 0013vnd derselbe durch seine barmherzichkeit ewer Durchlaucht 0014ins könftige vohr allem vnglückh behüetten. Mein 0015brueder Carl ist vohrgestren hier ankommen. Er 0016hatt zwischen Filshoffen vnd Baßaw, dah er doch 0017ganz gemach, aber über ein eis reiten müeßen, 0018mit dem pfert gefallen vnd ihm an der axel
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0019das kleine beinel, welches sie die klauikel nennen, gebrochen. 0020Ich hab erst am sontag schpaht den brif bekommen mit 0021diser zeitung, so hab ich gleich ihm den Wirz ent- 0022gegen geschikt auf der post, welcher ihn aber schon 0023bey Sankt Pelten angetroffen vnd mitt ihm her kommen. 0024Es ist aber alles in guettem standt vnd hofft 0025der Wirtz, es werd gahr balt gutt werden, 0026heündt werden sie ihn wider verbinten. Sein balbirer 0027hatt es schon gahr gutt eingericht gehabtt, hoffe, 0028es werd balt ganz guett sein, er hatt nit vill 0029schmerzen mehr, heündt ist der 11te dag. Er hatt mihr 0030noch denselben dag ein langen brif geschriben vnd 0031ist an der rechten arm. Heünt aber hatt er bey 0032ewer Durchlaucht sein schuldichkeit nit abgelegt mit schreiben, 0033weil die balbirer haben wollen, das er den armb 0034rüren soll, dan dise dag das mark einschiest, das 0035das bein soll zuesammen stoßen. Mit nechstem 0036wirt er sein schuldichkeit ablegen. Mit mein Joseph 0037geht gottlob guett, die hiez hatt schon fast völlich nach- 0038gelaßen vnd die flekh vergehen schon auch. Das wehnige
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0039eßen, das man ihm gibt, schmekt ihm auch guett. Schlafft 0040woll, also hoff ich, es soll balt vollich guett werden, 0041das er nach dem 9ten dag wirt können ein wehnig im 0042zimmer aufstehn. Iezt sorg ich mich auf die andren 0043kinder, förcht, sie bekommens auch. Ich hoff, des Irsch 0044negotium werde gutt abgehn. Wegen des rescript 0045sagen ihr Mayestät, ewer Durchlaucht haben gahr woll gedahn, das sie 0046Meinz mit der antwort machen warten, bis der Irsch 0047kommen. Was ewer Durchlaucht mihr sonst gnädigst befehlen, will 0048ich gern das meinige duen, was ich werde können. 0049Zweifle auch nit, das ihr Mayestät gern werden duen, 0050was möglich sein wirt, ewer Durchlaucht in diser conjunc- 0051tur zue helfen. Weil ewer Durchlaucht so gnädig vohr gutt gefunden, 0052hab des Lokowiz brif nit in die canzlei geschikt. Wegen 0053Schpanien werden ihr Mayestät gwis niks vnterlaßen, aber 0054dort geht alles halt gahr langsam. Mit disem 0055due ich mich ewer Durchlaucht vnterdehnigst befehlen vnd werde sterben 0056ewer Durchlaucht 0057vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0058EMT 0059Wien den 30ten jener 16860060Der Minati wirt könftigen sontag 0061das völlige project mit allem, was 0062zue der opera vonöten sein wirt, schiken, damit ewer Durchlaucht 0063vnterdeßen alles darzue können richten laßen. Er wirt die com- 0064position auch so balt möglich machen.