Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Ebersdorf am 1701.10.08
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 44/8
Ausfertigungeigenhändig
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00018 octobris 17010002Durchleüchtiger Curfürst, mein herzallerlibster herr bruder 0003Ich bin ganz beschambt, das ich so lang mein schul- 0004dichkeit nit hab abgelegt mit schreiben. Ist die bürst 0005schuldich daran gewest, welche gahr woll abgangen, haben000630 hirsch geschoßen vndt etlige gegen 5 zentner, seint dis 0007iahr länger gutt bliben, noch der lezte hatt soh 2 finger 0008auf dem zemer weiß gehabt, iezt brengen mihr die 0009zeit zu mit hezen vndt beißen. Vohrgestren haben woll ein 0010großen schreken gehabt, absonderlig ich, haben faßanen beist 0011in der Schniederau, welche dero Liebden woll kennen, bey Laxenburg. 0012So ist ent mein Keiser mit sein roß zu ein hurnaus 0013nest kommen, die seindt gleich heraus, haben das pfert so 0014zerstochen, das es ganz wild worden, erschreklich geschprungen,
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0015ausgeschlagen vnd gesteiget, das sich alle verwundert, wie sich 0016mein Keiser hatt erhalten können. Sagen, es sey etwas erschrekhligs 0017gewest, erger als alle schpringer, gott vnd der heilige schuzengl 0018hatt aber gehalten. Der sattelknecht hats pfert halten wollen, 0019den hatt das pfert mit den fodern füeßen gehakt, das 0020ihm das blut über den kopf geloffen. Entlich hatt der Obrist 0021Stallmeister vnd Palfi den Keißer herunter gezogen, 0022sonst hett vnfelbar das pfert sich überschlagen oder den 0023Keiser an ein baumb gedrukht. Mein Keiser ist auch auf 0024den kopf vnd in die handt gestochen worden. Ich war nit 0025darbey, dan die schaise nit hinein könen, wie ichs aber gehert, 0026bin zu fuß hinein geloffen vnd habe gleich ein tiriak mein Keiser 0027auf gelegt. Der Prinz Joseph vnd Martiniz seint auch gestochen 0028worden, mein Carl nit, wie woll er vill am Keiser mit 0029den henten zerdrukt hatt. Der König war nit darbey, hatt den 0030vohrigen dag 500 rohrhüner geschoßen, so hatt er darfon alein0031200 geschoßen vnd ein geschwollen gesicht heim bracht, das 0032er nit hatt auskönnen, ist gottlob aber alles wider 0033gut. Seint heündt aber wider auf der beiß gewest, 0034?? ist nit genug zu damln. Die brif in der cölnischen
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0035sach hab alle ihr Mayestät überlifert, zweifl nit, dero Liebden werd 0036auf das baldist ein antwort erhalten. Wegen Münster 0037bezie mich auf den Wißer, mit welchen ich offenherzig in 0038der sach gerett. Mein gott, der Deütsch Meister comportirt sich 0039sehr übel, will durchaus den gebenedeiten Vohrstmeister 0040nit wekh duen, auch iezt in den bewilligungen gehts 0041im Schlesien zum schlechtigsten her, haben noch bisdato 0042weder von vermögen steür noch auch kein kreüzer geben. 0043Auch sein Kanzler zu Bamberg comportirt sich 0044so übel, das ihn die ganze welt vohr gott ferges halt 0045vndt er ein übels exempl im ganzen kreis gibt. 0046Ich gib zwar von allen disen dem Forstmeister die schuldt, 0047aber vnterdeßen geschicht es, ich mach ihm gahr nit 0048mehr schreiben, dan ich doch niks ausricht. Der Eisenheim 0049hatt bey mihr audienz begert, dem werd ich braf 0050die warheit sagen, dero Liebden können denken, wie es mich schmerzt 0051wegen des Papsten, wan es dazu kommen wirt. Zu ausdeilung 0052der quartir wirt freilig vohr allem man sich befleisen, 0053dero landen zu verschonen, vndt so dan haben mihr ihr 0054Mayestät schon erlaubt das vnd verschprochen, das dero Liebden wollen
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0055meritum daruon machen. Mihr besorgen aber, es werde wehnig 0056winter quartir können genommen werden, sondern man werde deren 0057meisten winter in operationen zu bringen müßen. 0058Mit disen due mich dero Liebden befehlen vnd werde sterben 0059dero Liebden 0060getrewste schwester 0061Eleonora 0062Eberstorf den 8ten octobris 1701 0063Hab auch dero schreiben vom Sinzendorf 0064woll empfangen, werd in gern alles gutts erweißen, dan 0065schon genug, wan ihn dero Liebden reccomendiren. Bitt mich bey mein 0066fraw schwegrin zue entschuldigen, mit nechsten werd mein schuldikeit 0067ablegen, indeßen bitt vill schöns in mein nahmen zu sagen.