Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg an Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg, Bensberg am 1701.10.29
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 44/8
AbschriftSchreiber
Erwähnte Briefe: EMT an JW 23.08.1701, EMT an JW 08.10.1701, EMT an JW 19.10.1701
Dankt für EMTs mütterliche Fürsorge für seine „Privatangelegenheiten“, seine patriotischen Bestrebungen und für die beiden wunderschönen Miniaturbilder. – Dass die erste Goldprobe noch in keinem Feuer war, ist außergewöhnlich; hätte gerne mehr davon oder von dem siebenbürgischen Goldsand. Erwartet mit Verlangen das Antimon. – Hat bereits eine andere Sorte Nadeln bestellt. – Hat sich sehr über EMTs Bericht vom Jagdunfall des Kaisers erschreckt und dankt Gott, dass er wunderbarer Weise keinen Schaden genommen hat. – Auch in Ungarn, Italien und im Reich kann man klar erkennen, dass Gott mit dem Kaiser ist und noch Großes mit ihm vorhat. – EMT kann aus den Beilagen ersehen, was für ein „unmanierliches Plakat“ in den Kölner Gassen und an den Häusern des Herzogs von Sachsen(-Zeitz) und des (Domherrn von) Croy angebracht wurde. Der Kurfürst wirft sich den Franzosen blind in die Arme; man sollte ihn jetzt, wo es noch leicht geht, überwältigen und vor allem den (Kanzler) Karg festnehmen. JW bietet an, sich darum zu kümmern, obwohl Kurbayern ihm droht, in Neuburg einzufallen, falls er Kurköln angreift. – Es ist höchst notwendig, die treuen (Kölner) Domherren und Landstände vor Frankreich und dem Kurfürsten zu schützen, damit sie nicht kleinmütig werden. – Ist bestürzt, dass der (Hoch- und) Deutschmeister (Bruder Franz Ludwig) sich so widerwärtig aufführt, sowohl wegen der Steuern in Schlesien und durch seine Kanzler beim schwäbischen und fränkischen Kreis, als auch, weil er den (Philipp Benedikt) Forstmeister nicht abschaffen will. JW beklagt den Bruder, aber ist ihm auch feind, weil er dem Kaiser so wenig Treue erweist. EMT tut recht, ihm ungnädig zu sein. – Kann versichern, dass der Bischof von Osnabrück in Münster keine Aussichten hat. Die Zeit drängt, denn der Bischof (von Münster) ist todkrank, und wenn man dem nicht zuvorkommt, wird der Kurfürst von Köln gewählt. – Hofft, dass die kaiserlichen Truppen sich noch vor dem Winter des Herzogtums Mailand zumindest teilweise bemächtigen werden; dann könne man dem Papst wegen der Winterquartiere entgegenkommen, was auch hinsichtlich von dessen Haltung zur Sukzession in Spanien hilfreich wäre. Dankt für die freundliche Antwort auf seine Empfehlung des Grafen Philipp von Sinzendorf. – Erinnert an seine Empfehlung des Grafen Metternich zur Gracht, der sich beim letzten Landtag in Bonn höchst patriotisch für den Kaiser erklärt hat und dem nun von Kurköln Verfolgung droht. – Ist sehr erleichtert, dass Erzherzog Karl rasch genesen ist und hofft, dass der Römischen Königin (Amalie Wilhelmine) ihr Verlust bald durch einen gesunden Erzherzog ersetzt wird. – Die Vorgänge in Neapel waren wohl verfrüht; findet die Verhaftung des Duca di Moles vernünftig. – Erhält eben sichere Nachricht, dass der Kurfürst von Köln, der von den anrückenden holländischen Truppen erfahren hat, nun die Franzosen aufgefordert hat, sein Erzstift und die Städte Bonn, Rheinberg und Kaiserswerth zu besetzen . – Hat nie solche Kaisertreue gesehen wie beim Herzog von Sachsen(-Zeitz); schlägt ihn als möglichen Kandidaten für Münster vor.