Ausfertigungeigenhändig

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000127 januarij 980002Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herz allerliebster herr bruder 0003Ich hab dero liebsts schreiben durch den courir vom 13ten dis woll 0004empfangen mit allen beylagen vnd expedition vohr den 0005Telliers. Dero Liebden derfen sich gahr nit entschuldigen, das sie die0006brif zu gleich beantworthaben, dero Liebden wißen woll, das allein 0007mein verlangen ist, das dero Liebden ohne zeremoni mit mier 0008sollen bleiben vndt dero gelegenheit nachkommen, 0009daraus werd ich erkennen, das ich noch was gilt. 0010Bedankh mich zum schonsten vohr die condolenz vndt 0011erzeigtes mittleiden whegen absterben der volkommen 0012Königin in Polen. Ich glaub woll, das dero Liebden es auch 0013werden empfunden haben, dan vnmöglich ist, das


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0014wer sie gekendt, sie nicht herzlich beklagen mueß. Basta, die 0015welt wahr dis kleinodt nit werd, also hatts gott 0016in den himmel versezt. Dero Liebden aber werden dise affec- 0017tion, so sie gegen diße vnuergleichlige fraw gehabt, 0018gegen ihren kindern continuiren, deßen sie iezt in der osna- 0019brukischen sach die beste prob geben können vndt werden. 0020Es wehre vnötig geweßen, dem Deütschmeister darüber 0021weiters zue schreiben, dan er sich schon gegen mich erklert 0022hatt vndt versichert, das er es gahr nit verlange 0023vndt dem Herzoch Carl von Lotring von herzen gern gönnen, 0024auch, was er wurde können, seine officia anwenden 0025wolle. Der Fürst von Heidersheim aber hatt mihr 0026so geantwort, das ich mich billich sehr darüber 0027verwundert, dan ich glaubt, ihr Mayestät, der Keiser, haben 0028ihm so vill gnaden erzeigt vndt könnens ihm 0029auch inskönftig erzeigen, das er in diser sach 0030ihr Mayestät nit solte aus handen gehen. Es ist woll 0031lächerlich sein entschuldigung, die ist gutt kindern0032vndt nit gescheiden leüten vohrzuesagen. Man hatt


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0033nit von ihm begert, das er soll verschprechen vohr seine 0034vettern, sondern das er sie soll disponiren vndt persuadiren, 0035weill gahr woll bewust, das sie völlich von ihm 0036dependirn vndt woll niks anders duen werden, als was er 0037ihnen wirt rahten, vndt das, wan sie in dißen passu 0038sich wider ihr Mayestät intention zeigen wurden, es mehr 0039dem Fürsten als ihnen zue zue schreiben wurde sein, er auch 0040den meisten dankh oder vndankh, je nachdem wie die sach aus- 0041schlagen wirt, daruon dragen wirt. Also bitte, dero Liebden wollen 0042ihm nachmahlen rechtschaffen zue reden, so wirt 0043er dero Liebden nit aus handen gehen. Ich hab kein bedenken, das 0044dero Liebden ihm dis mein schreiben in hoc punctu sehen laßen. 0045Bitte auch, dero Liebden wollen ihres orts das ihrige beydragen, 0046dan ich gahr woll weiß, das, wan dero Liebden efficaciter werden 0047wollen, vill seindt, die inen zuegefallen darzu helfen 0048werden. Dero Liebden wollen das best der religion vohr augen 0049haben, dan wie iünger der sein wirt, der zu disen 0050bistumb gelangt, ie lenger bleibts in catolisch 0051henden, und kein iüngers subiectum ist einmahl 0052nit noch als diser herr. Es ist zwar war,


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0053das die iungen auch können sterben, aber man mus 0054dise sachen dem natürligen lauf nach nemmen 0055vndt hoffen, weil es zue der religion besten, 0056der liebe gott werde sein gnad verleyen vndt 0057ihm langes leben verleien. Ich weis, wan dero Liebden den 0058herren recht kenneten, sie wurden alles vohr in duen, 0059dan er gewißlich ein, derfet schier sagen, heiliger 0060herr ist, der seiner eltern dugenten auf alle 0061weiß nachfolget. Vndt dorten absonderlich ist 0062notwendig ein exemplarischer bischoff, der durch 0063sein guettes exempel die vncatolischen auferbauen 0064vndt die cattolischen fram zue leben anfrische. 0065Ich verlaß mich genzlich auf dero Liebden, das sie dis 0066gott gefällige werkh werden helfen zue glükhligen ende 0067bringen, amen. Die heßische sach werd bestens rec- 0068comendiren, der Cauniz ist ohne dem in dießer 0069sach gahr woll intentionirt, also wirt geschen, 0070was möglich ist. Des Telliers expedition 0071ist auf das beste eingericht vndt


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0072wirt er heündt sein abgereist. Allein wehre gutt, 0073wan dero Liebden ihm einigs negotium an Florenz möchten 0074auf dragen, deren sie leicht was finden können, das ein 0075schein hatt, damit er nit so gahr mit lehren 0076complimenten aufzihe vnd an einen ord vohrgebe, 0077das er am andern ein negotium, vndt hernach 0078gahr niks heraus komme, welches doch nit 0079verborgen bleiben kan. Dero Liebden wollen ihm die expedition 0080grad auf Florenz schiken, dan weil er erst auf 0081Parma vndt Modena geht, so wirts noch 0082schon zue recht kommen, bis er nach Florenz 0083kommen wirt. In übrigen erfrewet mich von 0084herzen dero Liebden stanthafftichkeit in gutten vohrnemmen, 0085wan sie das eine halten, occasionem fuge, vndt 0086nuhr mit erligen gutten leüten ihren hoff anfüllen, 0087die übrige weit daruon halten, wirt das 0088andere leicht sein vndt der liebe gott dero Liebden mit 0089zeitligen vndt ewigen glükh vndt segen überheüfen.


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0090In höchsten vertrawen, in Schleßien stehn die sachen sehr 0091übel, welches mich bis in doht bedrübet, vnd 0092mues ich solche sachen hören, die mihr das herz 0093abdruken. Dero Liebden wollen noch neben ihren gutten exempl 0094ihnen zue reden, mihr werden sonst die straff gottes 0095zue förchten haben. Ich hab den Pater Waßenhoffen laßen 0096her kommen, ihme alles comunicirt, was ich 0097mit meiner höchsten mortiffication hab hören müeßen 0098vndt noch alle dag höre, ihme comission geben, 0099in meinen nahmen ihnen scharf zue zue reden. Man 0100mueß halt gedenken, bruder Carl zu verheiraten, 0101sonst wirt kein beßerung zue hoffen sein. Dero Liebden 0102wollen doch darauf bedacht sein, dan es zue ehr 0103gottes, des hauß fachtzeit besten vndt zue seiner 0104sehlen heil höchst vonöten ist, vndt wan der Deütsch 0105Meister ihn vnd den Forstmeister, der auf alle 0106weiß wekh zu bringen, nit mehr bey sich haben 0107wirt, so hoff ich, soll es dort auch beßer 0108gehen. Diser leztere verlanget ins feldt zu


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0109gehen dise campagne, welches ich glaub ihr Mayestät 0110ihm erlauben werden, wan er wegen des Oberambts 0111niks versaumbt. Der andere kan mit reputation 0112nit gehen, weil gahr der Stirheim nit will vnter den 0113Prinz Eugen stehen, also bruder Carl wehniger, weil diser 0114ihnen ist vohrgezogen worden, gott wolle alles zum 0115besten schiken. Welches von herzen wüntschet die ienig, 0116so sterben wirt 0117dero Liebden 0118getrewste schwester 0119Eleonora 0120Wien den 27ten jener 1698