Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1691.03.18
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 44/6
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, herzallerlibster herr bruder 0002Mitt der gutten gelegenheit des Montauti, welcher 0003mit ein compliment zu dero Liebden vom Grosherzoch 0004geschikt wirt, komme ich, dero liebste schreiben vom 0005vom 23 passato vnd 6ten dis zue beantworten. Der 0006eine brif zwar ist gahr frisch, dan er vom 23 dis 0007datirt ist. Ich bitt, dero Liebden wollen nit danken wegen des 0008schantligen beüdels, ich schem mich darum. Das bilt, 0009glaub ich woll, werd in die augen gestochen haben. 0010Jezt werden mihr balt gewißheit der zeit vom 0011Wachtendonkh hören. Die Königin in Polen ist froh, das 0012dero Liebden hin wollen kommen, gott geb sein gnad vnd 0013segen darzu, amen. Vnser polnische braut ist schon durch0014Preßlaw passirt, die sachen wegen der gelder seint 0015schon alles aiustirt, gottlob mit contento,
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0016der wolle ihr auch alle vergnüegung verleyen. In 0017Schpanien gehn die sachen gottlob beßer. Der Mansfelt, 0018haben mihr heündt zeitung, das er zue Genua 0019ankommen ist. Sie beklagt sich, das sie gahrselten 0020brif von dero Liebden bekomme, bitt, dero Liebden wollen ihnen niks 0021angehn laßen, das ich es ihnen geschriben, sondern ihr 0022fleisich schreiben. Sie verlangt auch so sehr die 0023conterfet, so due den Douuen mit verlangen 0024erwarten. Er hatt mihr auch meine wider mit 0025genommen, hoff, er wirt mihr sie fertig mit 0026brengen. Was dero Liebden mihr anfragen wegen der hochzeit ein 0027zue laden, so mein ich nit, das es vonöten sey, weil 0028mihr doch nit kommen können, aber etwan durch schreiben 0029oder durch ein caualier parte geben, das mein 0030ich woll, aber will mich ein wehnig erkundigen. 0031Ich glaub auch, ihr Mayestät werden bis dorthin dem 0032Bischoff woll erlauben können. Mit bruder Carl ist 0033vohr sich, weil er die campagna im Reich 0034bleibt, so kan er schon kommen. Ich hab woll mit
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0035großem leidt vernommen das ihr Durchlaucht, vnser fraw mutter, 0036übel gewest, hoff, werd alles wider gutt sein. Ich 0037bin in sorgen, weil neülist kein brif bekommen, 0038aber neülich hab ich dero Liebden brif auch ein ganze 0039post schpehter bekommen, weis nit, woh mus sein 0040ligen bliben. Wegen des Seyler wirts woll hart 0041her gehen, dan der Morgraf ist schon, wie man sacht, 0042schlecht, vnd hier haben ihr Mayestät kein, der recht 0043in den sachen informirt ist. Werd doch mein best 0044duen. Wegen des Cerrimi wirdt es leichter sein, 0045ich mein, bis nach osteren werden dero Liebden seiner nit 0046vonöten haben. Mit disen due mich dero Liebden befehlen vnd 0047werde sterben 0048dero Liebden 0049getreüste schwester 0050Eleonora 0051Wien den 18ten merz 1691