Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, o.O. am o.D.
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 44/11
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtigster Curfürst, mein herzliebster herr bruder 0002Mitt dißer gutten gelegenheit komme nachmahlen, mich 0003zu bedanken vmb dero liebste schreiben vndt guette wuntsch. 0004Dero Liebden können versichert sein, das ich alles, was an mihr ist, 0005allzeit zu bezeigung meiner bestendigen lieb zu dero dinst 0006vnd aufnahm anwenden werde. Was das herzochdumb 0007Limburg betrifft, verhoffe ich ganzlich, das mit hoffentlich 0008baldiger volliger einrichtung der bariera mit Hollen es seine 0009richtichkeit haben werde. Wegen der heirat des andren Prinzen 0010von Sulsbach mues ich bekennen, das mihr die große 0011vngleicheit der iahren ein zimligen anstandt machet, 0012vndt ob gleich man dannach etwan die verlangte sucession 0013hoffen könte, so ist doch, dass die bestendige lieb in so großer 0014vngleicheit in die läng nicht dauren möchte, zuebeförchten
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0015zum grosen nachteil beder, so woll der zeitligen vergnügung 0016als des ewigen heils. Zue deme höre ich auch noch gahr 0017nichts, was vnser bruder Pfalzgrav Carl wegen seiner 0018dochter sich entschloßen, dan solte er solche dem elteren 0019Prinzen von Sulsbach nit geben oder die sach, wie es scheindt, 0020auf die lange bankh verschieben wollen, so weis ich nicht, 0021ob nicht etwan beßer wäre, mit dem eltern Prinzen 0022auf die von Reichstatt zue gedenken. Vndt falt mihr bey, 0023ob nit vohr den jüngeren auf vnser schwester Lischen ihr iüngste 0024dochter, welche doch (iezt, das der Prinz Allexander doht, 0025der Constantin auch keine erben zue hoffen, die Königin, 0026wie ich hör, auch die verlaßenschafft allein auf den Prinz Iacob 0027gemacht) scheinet ein ansehnlige erbschafft zue hoffen zu 0028haben vndt in den iahren mehr gleicheit währ, zue gedenken, 0029due mich aber in allem dero Liebden hocherleüchten meinung vnterwerfen. 0030Von hier sonsten kan mit höchster vergnügen dero Liebden die noch alzeit 0031continuirnde hoffnung der Keiserin berichten, obwollen vohr etlich 0032dagen ein zimlige starkhe begebenheit vohrbey gangen, wie
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0033dero Liebden von der Curfürstin vernemmen werden, durch dißes aber hoffentlich 0034dester mehrer die hoffnung befestigt worden. Leztlich den 0035Cuhrfürsten von Trier Liebden betreffendt, so kann ich mihr 0036nicht einbilden, das vnser Deütschmeister auf die 0037coadiutoria von Münster könne einigen gedanken haben, 0038in dem nit zu glauben, das neben dem deutschmeister- 0039dum ??? Elwangen, Wormbs vndt Mains der Papst ihme dises 0040bistumb laßen würde, welchs auch von dort alzuweit 0041abgelegen, hingegen von Trier vndt Oßnebrukh ganz nahendt 0042ist, das eins den andren beßer die handt bitten kann. Zue deme 0043kombt, das einmahl der Deütschmeister nit weiter in den 0044geistligen stand zue verdiefen. Iezt wirt man sehen, dah in wehnich 0045dagen das geschafft wegen seiner gelder hoffentlich zum 0046gutten end kommen wirt, ob sich der Pfalzgrav hirauf zum 0047heiraten entlich einmahl entschließen werde, widrigen fals 0048gewißlich man den Deütschmeister auch durch papstligen 0049befehl dahin zue vermögen müeste gedenk, sich zue verehligen, 0050dan das hauß Sulsbach nicht so leicht wirt die vollige 0051sucession, wie es vohr die ehr gottes, die religion vndt
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0052vnsercurhaus aufnemmen nötich, wurde behaubten können 0053vndt nuhr gahr vill mit dähtlichkeiten sich darwider 0054sezen wurden, also so vill immer möglich zu sehen, 0055das es bey vnsern brüdern verbleiben möge. In dißer 0056meinung komme auch, dero Liebden zu berichten, das der Cuhrfürst 0057von Trier Liebden mich ersucht, den Bischoffen von Augschpurg, vnsern 0058bruder Liebden, zu disponiren, damit er sein prebent von Münster, 0059welche ihm niks nuzet, ihr Liebden möchte zu seiner 0060disposition überlaßen, wardurch er auch etwan seine gutte 0061freündt ein begnaden könte. Gleich wie ich nit zweifle, dero Liebden werden 0062herin gahr kein bedenken haben, also bitte solches bey gedachten vnsern 0063bruder, den Bischoffen, bestens auszuwürken. Mit meiner grosten 0064vergnügenheit hör ich, das er nuhmehro in gutten standt, 0065vnser bruder, der Pfalzgrav, dorten geweßen, in mit dem Coadiutor 0066zusammen gebracht mit allerseits vergnügen, die not- 0067wendichkeit aber, das er ein gutten minister an der seiten, ihm auch 0068vohrgedragen, darauf er widerumb auf den Schallenberg solle 0069gefallen sein, das er disen alleinig verlange. Wie nuhn dis eine 0070sach, so aus allen den dero Liebden schon bekanten vmbstenden woll zue vber-
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0071legen, auch dem vernemmen nach dißer ohne dero Liebden vndt hiesigen 0072hoffs guttheißen sich darumb nicht anemmen will, also 0073erwarte hirüber dero Liebden höchsterleüchte gedanken. In desen werde 0074hier auch mit mein geliebsten sohn, dem Keiser, vnd ministren dauon reden vnd 0075vernere meinung dero Liebden zue überschreiben nicht ermanglen. 0076Ich hab schon dero Liebden gahr zue lang mit meiner üblen 0077schrifft vngelegenheit gemacht, bitte den almechtigen, 0078selbige in bestendigen wollstandt zu erhalten, werde 0079ich aber leben vndt sterben 0080dero Liebden 0081getrewste schwester 0082Eleonora