Ausfertigungeigenhändig

102 r

0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerlibster herr bruder 0002Ich hett ehnder auf dero liebste schreiben antworten sollen, 0003hab aber alleweil gemeindt, diser curir werd 0004expedirt werden. Wüntsch dero Liebden vill glükh zum heündtigen 0005dag, das sie vill mahl mit freüden erleben mögen. 0006Den Landgraf Pfilip werd mihr bestens laßen reccomendirt 0007sein. Den brif, der an Sigmundt abgangen per errorem, 0008werden dero Liebden schon empfangen haben, ist zue allem glükh 0009niks bedenkligs drinnen gewest. Wegen des regiment 0010acceptiren ihr Mayestät dero Liebden generose offerte, hoffen, das regiment 0011soll balt kommen, allein weil dero Liebden das new regiment 0012schon oferirt gehabt vndt es hatt sollen den nahmen eins 0013keiserligen regiments füren, wie ich dero Liebden alzeit geschriben, das 0014ihr Mayestät verlangen vndt selbiges der Deütschmeister hette 0015commendiren sollen, also verlangen ihr Mayestät, das es bis


102 v

0016dahin, das das keiserlige neüe regiment kombt, 0017dises regiment den nahmen eins keiserligen laßen 0018sollen vndt das es in deßen der Deütschmeister als Obriste 0019comendiren möge. So balt das newe wirt kommen, 0020wirt der Deütschmeister dißes abtretten und es wider den 0021nahmen eins cuhrfürstligen füren wirt. Jezunder wirt 0022darnach dahin stehn, obs dero Liebden wider wollen hin nemmen 0023oder, weil dero Liebden auch ihre übrige troupen offe- 0024rirt haben, wan man in deßen sich deßen vergleichen 0025möchte, zur könftigen campagne bleibt, so erschpart 0026man den marsch, der Pater Wißer wirt dero Liebden dis 0027alles weitleüfich berichten. Dero Liebden werden schon ein mitl 0028finden, indeßen den Herzoch von Sachsen zu contentiren, 0029ich hoff, dero Liebden werden mihr dis nit abschlagen vndt 0030mich nit steken laßen, dan ich mich auf dero Liebden generositet 0031verlaßendt impegnirt hab mit mein Keiser. Es ist es0032doch als eins, dan so balt das ander kombt, haben 0033dero Liebden dis wider wie iezt vndt könns dem Herzoch 0034wider geben, ist nuhr die etlich monat zuduen. 0035Wegen der werb gelder könts mit nechst aiustirt sein, 0036das Pater Wißer wirt mit nemmen können.


103 r

0037Wegen der subsidien wirt der Deütschmeister dero Liebden schon geschrieben 0038haben, wie eifrich er ist, deils ist schon beissammen, 0039vnd der rest wirts balt sein. Den Autel vndt Velen 0040werdt bestens reccomendiren, wie es dero Liebden verlang, obs 0041aber so gleich geschen wirt, weis ich nit, weil auch von 0042den vnserigen vill pretendiren, ich werd aber mein 0043best duen. Wegen der gelder mit Florenz, so sacht der 0044Montauti eins, der Windischgräz ein anders, wie sih 0045sich verglichen hetten, also weis ich nit, wer recht 0046hatt oder wie sie sich nit recht verstanden oder 0047explicirt haben. Ihr Mayestät seindt aber so gnedig, das 0048sie gern dun, waß sie können, hoffen, der Herzoch wirt 0049seiner seits auch duen. Den Don Gaston betreffendt 0050förcht ich, wirt weder er noch Modena den intent erlangen, 0051dan so vill man von ihr abnemmen kan, will sie 0052niks hören von einiger andern nation. Wan bruder Carl her 0053kombt, werd sondiren, woh sein inclination hin geht. 0054Iezt die jesuiter betreffendt, mues ichs nuhr meiner 0055vngeschiklichkeit zue schreiben, das ich mich etwan nit 0056genuechsamb explicirt oder mein vnglükh, das 0057andern, die aus passion was vohrbringen, merer glau- 0058ben zuegemeßen wirt als meinen offenherzigen vndt 0059gewiß warhofften bericht, mues es also gott befehlen.


103 v

0060Vndt in übrigen, wegen des Rummel werden ihr Mayestät dun, 0061was sie zu dero sons besten finden werden, welche so 0062höchst erleücht sein, das sie zum besten kennen, was 0063ihme nuz ist, vndt destwegen die jesuiter nit 0064vmb raht zu fragen haben noch werden. Müeßen sie 0065deswegen vnschuldich die schuldt dragen, mus mans gott 0066befehlen, es leiden mehr leüdt vnschuldich in diser 0067welt, sie werden nit die ersten, auch nit die lezten 0068sein. Der Pater Wißer plagt mich in diser sach, 0069das mihr recht förcht, wan er zu mihr kombt, 0070vndt der man will nit recht raison anhörn, ich 0071weis nit, capirt ers nit oder wie es ist. Die heßische 0072sach betreffent vndt wegen des regiments, wan der 0073Schellerer die fehler aus maliz begangen, wehre es 0074woll nit recht. Mein vnuohrgreiflich meinung 0075aber wehr, man soll ihms vohr halten, dan man 0076auch kein malefiz vnuerhörter condemnirt, ich will 0077in aber nit entschuldigen, man mus halt hören wies 0078ist. In der haubt sach mus man den erfolg erwarten, 0079die eine notitia wegen Engeland und Hollant werden 0080ihr Mayestät ihnen zue nuzen machen vndt suchen, allem 0081übel vohrzuebiegen. Wegen der danichen heirat0082hab ich schon offt dem Pater Wißer gesagt, er soll


104 r

0083dero Liebden schreiben, sie möchten ein vohrschlach duen, wenn vndt 0084wie sie vermeinen, das sie hin wolten schike0085n, auch zuegleich ein proiect von der instructi0086on, wellche ihr Maiestet hernach corrigir 0087n können. Der opobalsamb kombt hirbey, auch der 0088ander balsam, ihr Mayestät zwar haben den von der Pandolfinin 0089nit mehr weg weder das recept, habens dem Siluio 0090geben gehabtt, welcher bey mihr guardedames wahr vndt 0091ein treffliger man in solchen sachen, der ist gestorben, 0092vndt nach sein doht ists verlohren worden. Disen 0093aber hatt der Cardinal Golnitsch von vnsern 0094frommen Papst Inocentio dem 11 bekommen, 0095welcher aus lauter christliger lieb dem Cardinal 0096das secretum geben vohr die armée, vndt versichert 0097mich der Cardinal, das es eben der sey, den die 0098Pandolfinin gehabt hatt. Bitt also, das dero Liebden das secretum 0099wolle bey sich behalten, kombt alles herbey. Wan dero Liebden 0100hingegen was mihr comuiniciren woll, insonderheit 0101die corallen tinctur, gesche mihr woll ein großen 0102gefallen, dan ihr Mayestät, mein Keiser, meinen, vnsere


104 v

0103wurde ein rechte corallen tinctur gahr nuzlich 0104sein zue bestendiger erhaltung der gesuntheit. 0105Jezt gleich ist der Cuhrfürst von Saxen ankommen, 0106gott geb, das etwas gutts in Vngarn richten möge. 0107Aus Sibenbürgen schreibt man, das die moscowitter 0108den tartern das belegrte ord schon genommen vndt 0109ein große confusion vnter ihnen sey, das wer 0110woll gutt, gott geb sein gnad. Ich werde sterben 0111dero Liebden 0112getreweste schwester 0113Eleonora 0114Fauorita den 24ten junij 1695