Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Favorita am 1692.08.20

Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Geheimes Hausarchiv, Korrespondenzakten 1147

Ausfertigungeigenhändig

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000120 august 16920002Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerlibster herr bruder 0003Das ich so lang vnterlaßen, dero liebs schreiben vom 15ten 0004passato vnd das postscriptum in meiner fraw 0005schwegrin brif zue beanworten, ist die vhrsach das 0006rohtlauf gewest, so ich im gesicht gehabt, vnd 0007noch etwas daruon geschwollen bin. Hoff aber, auf 0008den sontag wider in die capellen zue gehn. Hab vnter- 0009deßen mit schmerzen dero Liebden überlaufsein vernommen, 0010hoffe, werde nuhnmehr schon in beßerem standt 0011sein. Des Großherzogen seine angelegenheiten 0012hab vnd werd ich ihr Mayestät bestens reccomen- 0013diren, welche, was möglich wirt sein, zu des 0014Großherzoch consolation gern duen werden. Versehen sich


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0015hingegen auch, das seiner Liebden, dem gemeinen weßen 0016zum besten vnd einen solchen feindt abzuehalten, 0017welcher ihr Liebden vnd ganz Italien möchte vnter 0018sein ioch, welches gewißlich schwehr ist, suechet 0019zue bringen zwingen, selbiges zue verhintern auch 0020das ihrige bestens beydragen werden. Im übrigen 0021hab ich vom Schellerer vernommen, was dero Liebden in 0022der bedrüebligen schweizerischen sach vohrgenommen, 0023vnd mueß ich bekennen, das ich wol ver- 0024meint hette, es wer beßer geweßen, wan dero Liebden dies0025an mich directe, weil sie nit schreiben können, 0026durch den Fürsten als durch den Schellerer hett kommen 0027laßen, dan es ein sach, welche man auf das 0028eüßeriste secretiren, iah in den abgrundt 0029aller vergeßenheit bringen soll, ingleichen auch, 0030das dem Irs vnd Krait daruon parte geben, förcht 0031ich, wans so vill wißen, auch die sachen in der 0032canzlei geschriben werden, möchte die sach nit secret 0033bleiben, welches das vohrnemste, vnserer geliebsten fraw


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0034mutter vndt des ganzen haus reputation 0035zue erhalten. Der Fuker, das ist wahr, hett die sach 0036können beßer ahngreifen vnd ihn bey der nacht 0037aufheben laßen, aber mein gott, in einem solchen 0038vnversehnen vnd vnuerhofften casu kan man nit allzeit alles so 0039gleich zum besten machen, in dem hier das höste 0040periculum in mora war, dan wan gleich der Kalt- 0041waßer sich absentirt, hett es durch einen andren 0042leicht geschen können, was wer das vohr ein vn- 0043glükh gewesen. Das er es mit den andren nit 0044comunicrt hatt, hab ich glaubt, hab er recht 0045gedahn, dan dises ein solche sach, so das 0046hochste secretum erfordern duet. Weil mihr der 0047Schellerer bericht, das dero Liebden mein wehnige 0048meinung in dißem passu verlangen, so 0049wehr es diße, das, wan es sich noch duen lies, 0050dero Liebden die sach nemmen sollen gleich wie hier. Ich 0051hab meiner geliebsten fraw mutter also geschriben, 0052das dises geschen aus keiner vhrsach, so ihr möcht 0053preiudicirlich sein, sondren weil dießer mensch gahr


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0054gahr ein böß maul, das niemant verschondt, 0055so woll ihr Mayestät, disem ganzen haus als auch 0056ihr vnd vnserem cuhrhaus allzue prejudicirlich 0057sey. Es sey zwar war, das der der Fuker 0058in modo gefehlt vnd ihr hett können parte 0059daruon geben, er werde aber vermeint haben, 0060weils in secreto sein soll, er wols geschwint 0061also duen, vnd es nit übel gemeint habe. 0062Im übrigen, wan sie werde offentlich zeigen, 0063das sie dises aprobire vnd den menschen 0064nit protegiren wolle, weil er es nit 0065meritirt, so werden allen bößen leütten die mäuler 0066gestopft werden vnd niemant weiter übel 0067reden, welches scheint, das sie zimlich capirt, mihr 0068auch schreibt, sie woll sich seiner nit anemmen, 0069wie woll sie nit wiß, das er was vnrechts 0070gerett. Begert den caplan widerumb, auf 0071welchen sie ganz kein supson hatt, welcher izt 0072auch schon droben wirt sein, also hett ich ver- 0073meint, wan man es bey dem pretext hett


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0074gelaßen vnd überall schpargirt, das ihr Durchlaucht, vnser 0075geliebste fraw mutter, darmit zue friden, nuhr den modo nit 0076hetten gleich aprobiren können, werde die sach sich 0077leicht assoupiren laßen. Den Fuker meinet ich 0078vnmaßgeblich nit offentlich also scharf zue 0079corigiren, sondren die sach, weils geschen gewislich 0080allein aus trew vnd lieb vnserer geliebsten fraw mutter vnd 0081ganzes cuhrhaus reputation zue erhalten, darbey 0082laßen, doch das ehr vnserer geliebsten fraw mutter 0083ein vnterdehnige abitt due, bekenne, das er gefelt, 0084aber aus guetter intention vnd übereilung, 0085auch verschpreche, ihro hinfüro desto fleisiger 0086zue dienen, welches er auch gern duen wirt, dan 0087wan man ihn gahr zu hart halt, möcht er gahr 0088das herz verlihren, sich wollen justifficiren und mit 0089dem die sach nuhr noch mehr offen bahr 0090wurde, die man nuhr mus bedeken wie man kann. 0091Den man aber, vermeinet ich, das man soll 0092an ein ort, woh man nie niks mehr von ihm hört,


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0093sich doht eßen laßen, ihm weiters nit übel 0094halten, aber fast halten, damit er nie mehr 0095hin könne kommen. Weils dero Liebden so verlangt, 0096so hab mein schlechte meinung geschriben, 0097wie ichs befindt, dero Liebden werden aber alles 0098beßer wißen einzuerichten. Ich mues schon 0099bey meinem ersten wort bleiben bey mama, 0100das wegen des bösen maul sey, sonst kom ich 0101in discredit. Bitt, dero Liebden vergeben mihr, das 0102alles so frey schreib, weils dero Liebden so verlangt, so 0103habs aus guttem herzen gedahn. Dero Liebden werden aber 0104als zum besten wißen zu machen, deme ich 0105mich gahr gern conformire vnd werd sterben 0106Heündt ist vnser bruder Carl ins felt 0107abgereist, dero Liebden werden ihn in dero gebet 0108laßen befohlen sein 0109dero Liebden 0110getrewste schwester 0111Eleonora 0112Fauorita den 20ten august 01131692 0114Es haben mich dis zwey arme weiber gebetten, sie bey 0115dero Liebden zue reccomendiren, haben schon lang gebüst, 0116doch alles dero Liebden heim gestelt.