Ausfertigungeigenhändig

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00012 februarij 920002Durchleüchtiger Fürst, mein herzallerliebster herr bruder 0003Ich hab drey dero liebste schreiben vom 9ten, 19ten vnd 23ten 0004woll empfangen. Vnd gleich als mich herzlich 0005erfreüdt daraus zue vernemmen, das dero Liebden sich in 0006guettem wohlstandt befinden, also ist mihr leidt, 0007das sie mein (gewißlich aus purer lieb vndt 0008verlangen, dero Liebden allezeit an leib vnd sehl glükh- 0009sehlich zue sehn) überschribene meinung, die heidel- 0010bergische reforme betreffendt, als wan ich darbey 0011einiges risentiment hette haben, auf genommen. Ich 0012wünschte, das dero Liebden mein herz sehen könten, würden


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0013sie gewißlig von meiner guetten meinung vndt trewen 0014lieb anderst vrteilen. Ich hab dißes geschriben, mich 0015verlaßendt auf dero güete, das mich nach, dah 0016ich zue haus wahr, gern angehört, wan ich ihnen etwas 0017in gutter meinung zue dero selbsteignen nuzen 0018erinnert. Hab ich darin gefehl, so wollen sie mihrs 0019vergeben, dan es ist mihr gahr zue dief in 0020meinem herzen eingedrukt die lezten wortdt 0021vndt lehr vnseres gnädigen vnuergleichligen herren vatter 0022sehligen gedechtnus (nemmlich das mihr kinder 0023vntereinander die brüeder vndt schwesterlige 0024lieb vndt einichkeit vohr allem conseruiren 0025sollen), das ich mit meinem wißen woll auf 0026keine weis, auch mit keinem gedanken vmb 0027keine sachen in derwelt gern wolte vhrsach zue 0028etwas widrigens geben, vndt eben darumb 0029auch dero Liebden inniklist bitte vmb die lieb, so sie 0030mihr biß dahto erzeigt, sie wollen den üblen


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0031vndt falschen angwohn, so ich woll aus dero schreiben 0032vermerkt, gegen den Deütschmeister, als solte er 0033dieses so eiffrig bey mihr angebracht haben 0034vndt dero Liebden verlangen böße dienst zue duen, fallen 0035laßen vnd glauben, das er gewislich eine recht 0036herzlige lieb, wie er auch schuldig ist vohr alles, 0037was sie ihm in disen wahlen vnd sonsten er- 0038zeigt, draget. Es ist diße sach dahier ein solches 0039statgeschrey vnd froloken bey denen vnkatolischen 0040als verwunderung bey den catolischen, das ich es nit 0041vonöten wahr, anderstwoh her zue schreiben. Wan dero Liebden 0042aber andere wichtige vhrsachen haben, die mihr 0043vnbekant, so ist nichts zue sagen, traw mihr 0044auch nit zue repliciren, damit dero Liebden nit möchten 0045meinen, ich due es aus übler meinung, welchs 0046ich mich sonsten woll vnterstanden hette. Bitte den 0047liebsten almechtigsten gott, er wolle dero Liebden vnd alle ihre 0048reht erleüchten, das sie in allem das mögen


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0049resoluiren vnd einrahten, was zue seiner ehr, 0050dero Liebden vnd des publici besten möge gedeyen. Wegen 0051der freile hab ich woll keinen gedanken gehabt, 0052es übel zue nemmen, sondren nuhr mein 0053vngeschiklichkeit wollen dero Liebden berichten, das ich meiner fraw 0054schwegerin brief ehender beantwort, als ich dero Liebden sein 0055geleßen. Im übrigen ists schon gahr recht vnd derfen 0056dero Liebden mit mihr in dergleichen keine ceremoni machen, 0057auch nuhr recomandirt hab, wans ihnen nit vngelegen. 0058Des Großherzogen angelegenheiten betreffent haben 0059ihr Mayestät die eine resolution schon hinaus geben, 0060mit welcher der Montauti zuefriden wegen des 0061feudi. Wegen der völker werden ihr Mayestät duen, 0062was sie immer können, ist nuhr vmb dises 0063iahr zue duen, wirt hoffentlich die könftige conpagne 0064also glükhlich sein, das niks mehr wirt vonöten 0065sein. Die übrigen fürsten haben sich alle schon verglichen, 0066also hoffen ihr Mayestät, es wirt mit dem Großherzoch auch


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0067sich woll aiustiren laßen vnd alles woll gehen. 0068Ich hoff, auch die entreueu mit Cuhrcöllen werd 0069gar guet abgangen sein. Wegen der völker ist mihr 0070woll leidt, das nit sein kan, traw mihr auch nit, 0071etwas weiters zue vrgiren. Dero Liebden möchten etwan glauben, ich 0072hett es übel genommen, das bitt ich dero Liebden einmahl 0073vohr all, sie glauben, das ich incapace sey, etwas 0074von deroselben übel zuenemmen, also wolt ich auch 0075nit gern etwas duen, das ihnen mißfalen kann. Von diser 0076campagne in Vngeren dependirt halt alles, 0077dan wan auch im Reich solte dis iahr nit vil 0078gericht werdt, wan mihr nuhr ein guette campagne 0079in Vngern machen, das mihr ein friden krigen, so 0080wirt könftiges iahr mit der gnad gotteß 0081alles erßezt werden. Solte aber dise, das gott 0082durch seine barmherzichkeit abwenden wolle, 0083nitt wohl ab gehen vnd mihr keinen friden bekomen, 0084so giengen mihr nit allein hier, sondern das 0085ganze Reich übernhauffen. In consideration deßen


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0086wolen dero Liebden doch nochmahlen überlegen, ob sie nit mit disen 0087an die handt könten gehn, es dependirt halt von diser 0088campagne summa rei, vnd ist meines erachtens aus 0089zweien üblen das wenigere zue erwelen. Doch stell 0090ich alles dero Liebden heim vnd werd kein verschmach haben, 0091wans nit geschiht, nuhr allein hab die hiesige rations 0092representiren wollen. Allein bitt vmb schleünige antwort, 0093damit man wiße, auf was man sich zue verlaßen. 0094Jezt seint mihr hier schon occupirt mit 0095dem fasching. Hierbey kombt die lista von der 0096schlittenfart, die gewesen. Gestern war ein rionta0097von gewisen wälischen, die hier seint, habens zimlich 0098gemacht. Die übrigen dag seint alleweil proben, balt 0099von ein, balt von andern gewest, wie ich dan dis in 0100der prob der opera schreib, also wan fehler geschen, bitt 0101zue vergeben. In der statt dagen alledag der Cuhrfürst 0102vnd bruder Carl, gehn hin, machen sich braf lustig. Mit 0103disen due mich dero Liebden befehlen vnd werde sterben 0104dero Liebden 0105getrewste schwester 0106Eleonora 0107Wien den 7ten februarij 1692