Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 29.10.1695

Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Geheimes Hausarchiv, Korrespondenzakten 1147

4 r

5 r

29. octobris 95

0002Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerlibster herr bruder 0003Mitt der gelegenheit, das der Tihrheim der Jojerl 0004stieffsohn hinab schikt, sich bey bruder Carl zue reccom- 0005mendiren, weil der arme Bomgart so mala- 0006mente ist dohtgeschoßen worden von ein ander 0007rittmeister, also komme ich, dero liebst schreiben 0008vom 20ten dis zue beantworten, weil er geschwinder 0009als die post gehn wirt. Bitt auch, dero Liebden wollen 0010ihn sich laßen reccomendirt sein, ist ein feiner 0011mensch vndt die Jojerl verlast sich auf dero Liebden gnad. 0012Ich hab ihr Durchlaucht fraw mutter geschriben alle seine motiua 0013vndt meriten, wils nit widerholen, bruder Carl kendt 0014in so. Der Kriching ist erst obrist wachtmeister


5 v

0015worden, kan sich woll patientiren. Hierbey schik dero Liebden aber 0016ein andren brif an bruder Carl, den bitte nit zue 0017geben, bis er disem die charge conferirt hatt, 0018dan er wirt empfintlich auf mich sein, weil 0019ich zimlich klar vndt scharf ihm die warheit 0020schreib wegen der saubern aliance, die er in gedanken 0021fürdt. Einmahl mueß das ding verhindert werden, 0022couste que couste, dero Liebden müeßen, als die izt an 0023vatter stell sein, ihm ernstlich zuereden, ihr Durchlaucht, vnser 0024geliebst fraw mutter, ihm auch auf ihr höste vngnad 0025mit müetterliger outoritet es verbietten. Ich hab 0026ihm geschriben, das ich ihr Durchlaucht vndt dero Liebden hierumb 0027bitten wolle, wie auch, das dero Liebden auser das ihme 0028schuldige appanagio nit mit einem kreüzer, 0029noch mit gutten raht möchten an die handt stehn, 0030welches ich auch hiermit eifrigst will gedahn 0031haben. Vnt dero Liebden laßen sich von ihm meinen brif 0032zeigen, das bitte ich, dero Liebden müeßen ihm nit ein 0033scherz laßen draus machen, der scherz ist zu grob,


7 r

0034sondren er mueß ernstlich verschprechen vndt 0035versichern, von disen gedanken völlich abzuestehn, vndt 0036dero Liebden suechen ihm ein gutte parti aus, wan er iah 0037die schwägerin nit haben wolt. Eine von Hanouer 0038soll iah gahr hüpsch vndt herzich sein, von den 2 0039catolischen, vndt das bald, so hatt dise comedi 0040ein mahl ein end. Von Pater Wieser hab ein brif0041bekommen eben des innhalts als dero Liebden mihr 0042überschik das haubtnegotium betreffendt, über- 0043schike dero Liebden dis beygeschloßen, warinen ihr Mayestät versicheren, 0044das der Kinski nie von keinem0045aeqvivalent geschriben, das aber 0046man die corespundens ihm konftig ferbieten0047soll, kan darum nitt sein, weil0048es mitt der allyrten vorwissen0049geschehen ist, also wan man es je0050tz verbitet, sie es ubel nemmen 0051dorften und supsons fassen mech0052ten. Wegen der troupen könen dero Liebden versichret sein, 0053das ihr Mayestät gern alles dahten, was möglich ist, haben 0054deswegen vohrgestren ein conferenz laßen halten,


7 v

0055woh allerley propositiones gemacht worden, 0056übermorgen werden sichs ihr Mayestät in der conferenz 0057refferirn laßen vndt ich als dan dero Liebden dero resolution 0058überschreiben. Wegen vetter Pfilip ist woll, wie dero Liebden sagen, 0059darumm wehr gutt, das nuhr verhindert wurd, das 0060er nit zue seiner fraw mutter kombt, welches ich 0061bitt, dero Liebden wollen suechen zu versichren, wan mihr in 0062ein mahl hier werden haben, wirt sichs schon schiken. 0063Den Herzoch von Saxen werden auch ihr Mayestät eifrich 0064reccomendiren. Den Prinzen Don Gaston betreffendt ist 0065zwar wahr, das sie sich nit impegnirt hab, aber 0066das kan ich dero Liebden versichern, das sie noch mehr 0067neigung dorthin als zue keinem andren, so ihr 0068proponirt seint worden, vnd eben den Don Gaston gezeicht 0069hatt. Ihne betreffendt weis ich nit, was er etwan 0070in scherz hin vndt her mag gerett haben, welches 0071niks heischt, auch die narischen propositionen, die 0072er ein mahl in ein rausch gemacht, aber gegen 0073mich hatt er nie mahlen anderst gezeigt, als das 0074er sich vohr ein groß glükh vndt gnad schezete,


6 r

0075perge 1Von Pater Wiser hab ein brieff bekhommen, eben deß innhallts 0076als ewer Liebden mir überschikt. Daß haubtnegotium betreffend 0077überschickhe ewer Liebden dieß beygeschlosßene, worinnen ihre 0078Mayestät versicheren, daß der Kinßky nie von keiner aequiva- 0079lentz geschrieben. Daß aber man die correspondenz ihme könff- 0080tig verbiethen solle, khan darumb nit sein, weil es mit den 0081allijrten vorwisßen geschehen ist, also wan man eß jetz ver- 0082verbietet, sye eß übel nehmmen dörfften, vnd supsons nehmmen 0083fasßen möchten.


8 r

0084wan mihr ihme darzue verhelfen wurden. Also weil 0085mihr dis ihm ein mahl verschprochen, bleibt 0086vnser impegno mit ihme, sie können mihr aber 0087nit zwingen. Wirt sie wollen einen andren nemmen, 0088werden mihr ihrs nit wehren könen, weil sie nit 0089vnser pupill ist, kein andren können mihr aber 0090bey ihr portiren, weil mihrs bede disem verschprochen, 0091vnd weder dero Liebden noch mein fraw schwägerin nit verlangen werden, wider daselbige zue duen. 0092Es ist schon gahr schpaht, also mus enden, mich dero Liebden 0093befehlen vndt werde sterben 0094dero Liebden 0095getrewste schwester 0096Eleonora 0097Wien den 29ten octobris 1695 0098Hab gewiß vermeindt, heüt 0099meine fraw schwegrin zue schreiben, ist mihr zue schpaht 0100worden.


1Dieses Blatt umfasst eine Transkription der im Brief chiffrierten Stellen.