Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1685.12.20
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/9
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, herzallerliebster herr vatter 0002Dero gnädige schreiben, 2 durch den Graven von Starenberg vom 29ten vnd 8ten dis, wie 0003auch eins vom 5ten durch die post, hab ich mit vnterdehnigstem respect em- 0004pfangen. Erfrewet mich von herzen, daraus ewer Durchlaucht gutten 0005wohlstandt zue vernemmen vndt das der cattarr 0006völlich nachgelaßen hatt, der almechtige gebe weiters sein 0007gnad vnd verleye ewer Durchlaucht zue dißen heiligen feierdagen 0008vnd newen iahr alles erdenklige wollergehen, gesuntheit, 0009segen vnd freüdt, so sie selbsten verlangen mögen, sambt 0010deren vnzahlbaren villen volgenden jahren, welches ich aus grunt 0011meines herzens ewer Durchlaucht vnterdehnigst anwüntsche vnd den liebsten 0012gott darumen instendigst bitte. Was den Grauen Starenberg anbelangt, 0013werde nit laßen bey ihr Mayestät, meinem allergnädigsten Kaiser, 0014ewer Durchlaucht gnädigem befehl nachzuekommen, hatt sich aber noch nit 0015die gelegenheit geben, mit ihr Mayestät in diser sach ausfürlig 0016zue reden, hab doch etwas gemelt vnd ihr Mayestät solchs 0017zue bedacht genommen. So balt ihr Mayestät etwas resoluiren 0018werden, wirt solchs meiner schuldichkeit gemeß ewer Durchlaucht vnterdehnigst 0019bericht werden. Was ich werd können beydragen, ewer Durchlaucht interesse
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0020vnd intention zue secondiren, werde ich, so vill ich werd können, duen. 0021Der Starenberg wirt auch öffter kommen, mich in allem 0022beßer zue informiren. Wegen dem, was die franzoßen 0023woll malitioser weis an den Papsten gebracht, werden ewer Durchlaucht 0024nuhnmero schon die antwort erhalten haben. Die Erzherzogin 0025befint sich gottlob so guett mit ihrer dracht, das alle 0026ein große hoffnung haben, das glükhlich werde abgehen. Weil 0027also die gefährligste wochen vohrbey vnd sie glaubt, 0028das ihr die separation von meinem herrn bruedern mehrer 0029als die reiß schaden wurde, also werden sie den 12ten 0030diß selbige antretten. Der almechtige geb seinen segen, 0031daß glükhlich abgehen möge, welchs ich woll hoffe, vnd 0032alle meinen, das nach der 13ten woch kein gefahr mehr 0033habe. Mein brueder Carl wirt iezt schon ankommen 0034sein. Ich zweifel nit, er werde den portugeßern nit 0035wehniger als meine schwestern gefallen. Es erfrewet 0036mich, das ewer Durchlaucht ihm wider in die campagne 0037erlauben wollen, wirt ihm vill nuzen, kombt das portu- 0038gesische vnterdeßen drein, so hatt es sein geweisten weg. 0039Das ewer Durchlaucht gern den Josephl danzen sehen mit seiner
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0040schwester, ist woll bey ihr noch gahr schlecht her gangen, ist ihnen die 0041höchste gnad. Mihr were es woll der gröste trost, wan 0042ich balt einmahl selbige genißete, ewer Durchlaucht vnterdehnigst zu 0043bedienen, wolte alle meine kinder danzen machen, die 0044nuhr gehen könten, vnd mit den anderen auf dem arm 0045herumb danzen. Gott gebs, das geschen möge, welches ich woll 0046hoffe, damit ich in person mit mehrem vnterdehnigst bezeigen 0047möge, das ich sterben werde 0048ewer Durchlaucht 0049vnterdehnigst trewgehorsamste dochter 0050EMT 0051Wien den 20ten decembris 1685